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Arche Noah | Roman aus Ägypten

Arche Noah | Roman aus Ägypten

Titel: Arche Noah | Roman aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Sehnsucht –, bis wir in den Schlaf fielen. Auch eine tolle Art, das neue Jahrhundert zu feiern.«
    Farîd ass ein Stück Basbûsa. »Unschlagbar, dieser Tîfa«, schwärmte er genüsslich.
    Abdallatîf sass unterdessen bei Angies Kindern im Zimmer nahe der Wohnungstür und unterhielt sich mit ihnen in einer besonderen Sprache. Er konnte nur schlecht Englisch und sie kein Arabisch. Aber Kinder unter zehn brauchen ohnehin keine Worte, um sich zu verständigen. Und Tîfa war seinem Wesen nach kaum älter als vier.
    Angie hörte das heitere Plaudern und Lachen bis ins Wohnzimmer und war glücklich, ihre Kinder so ausgelassen zu erleben. »Vielleicht bringt er ihnen ja ein paar Worte Arabisch bei. Mir ist das bisher nicht gelungen.«
    »Lass du dir lieber das Kochen von ihm beibringen!«
    »Wenn ich die Kinder so gut versorgt weiss, kann ich mich heute Abend endlich einmal ein bisschen amüsieren gehen.«
    »Seit du Tîfa zum Babysitter gemacht hast, bist du wie ausgewechselt. Putzmunter, redselig und unternehmungslustig. Du bist ja völlig ausser Rand und Band.«
    »Abdallatîf ist grossartig! Stimmt es, dass du ihm 2300 Dollar im Monat zahlst, Papa? Das ist ungewöhnlich, dass ein Hausangestellter so viel Geld bekommt. Hol dir doch eine Philippinerin, die kostet nur ein Viertel.«
    »Ich habe ihn nur für euch eingestellt, Schätzchen, damit ihr wie in alten Zeiten einmal wieder ordentliche ägyptische Küche bekommt. Und damit es im Haus einmal wieder schön nach gebratenem Knoblauch duftet. Heute kocht er Muskraut. Keine Philippinerin könnte das so gut.«
    »Ich verstehe nicht ganz. Du willst ihn nach unserem Besuch wieder entlassen?«
    »Selbstverständlich! Ich behalte ihn einen Monat, vielleicht auch zwei, und dann weg mit ihm.«
    In dem Moment beschloss Angie, den Kontakt zu ihrem Vater abzubrechen und den Trennungsschmerz in Kauf zu nehmen. Ihn fand sie erträglicher als den unsäglichen Abscheu und den Hass, der sie plötzlich überkam.
    Anders als geplant, ging sie an dem Abend doch nicht aus. Es widerstrebte ihr, Abdallatîfs Dienste in Anspruch zu nehmen und ihm die Wahrheit zu verschweigen. Unter dem Vorwand, dass etwas Unvorhergesehenes eingetreten sei, reiste sie am nächsten Tag mit ihren Kindern ab. Anschliessend flog Farîd nach London. Und Akram blieb ohne Gesellschaft zurück.
    A m Sonntag, dem 2. Januar, ging ich ganz normal zur Schule. Wie üblich fuhr mich Ibrahîm, unser Chauffeur. Als ich um zehn vor acht ankam, erwartete mich schon Karîm mit ein paar Jungs aus seiner Handballmannschaft und anderen aus seiner Clique. Ich war noch nicht richtig ausgestiegen, da schrie er mich wie verrückt an: »Was hat Mariam in deinem Auto zu suchen, du Hu…?«
    »Hätte ich sie lieber allein auf der Strasse stehenlassen sollen, damit irgendwelche Typen sie angraben?«, fragte ich betont gelassen.
    »Und dann All I want is you spielen, obwohl du genau weisst, she is mine! «, brüllte er und beförderte mich mit einem Kinnhaken zurück ins Auto.
    Ibrahîm düste mit mir sofort wieder ab. Er musste mir versprechen, meinen Eltern kein Wort davon zu verraten.
    Dass ich danach nicht in die Schule konnte, ist ja klar. Ich gab meinen Kumpels per SMS Bescheid. Dann setzte ich mich in den Golf und kurvte in der Gegend umher. Irgendwann bekam ich Hunger. Ich schaute nach, wie viel Geld ich dabeihatte.650 Pfund waren es. Grossartig, dachte ich mir, zuerst frühstücke ich bei McDonald’s, und anschliessend überlege ich mir, was ich bis Schulschluss mache. Als ich aber am Restaurant Thomas in Samâlik vorbeifuhr, stand an der Tankstelle auf der anderen Strassenseite Ismaîls Jeep Cherokee. Drinnen sassen Karîm und seine Kumpels. Sie sahen mich, und schon machte Ismaîl kehrt und nahm mit quietschenden Reifen die Verfolgung auf. Ich gab Vollgas und schaltete in den fünften Gang hoch. Am besten, entschied ich spontan, fahre ich zu Papas Fabrik in der 6.-Oktober-City, und nach mir die Sintflut. Ich wusste, dass mein Wagen, ein Golf 2400 CC, auf geraden Strecken schneller war, und bog auf die Hochstrasse, sie mir hinterher. Sie rückten mir einfach nicht von der Pelle. Also machte ich ein Überholmanöver nach dem anderen, immer knapp rechts an meinem Vordermann vorbei. Sie überholten links, kriegten mich aber nicht. Ich fuhr auf das Fabrikgelände und bat die Security-Männer, keinen Cherokee passieren zu lassen, in dem Jungs in meinem Alter sassen.
    S ein Vater war zu dem Zeitpunkt nicht in der Fabrik. Farîd

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