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Arche Noah | Roman aus Ägypten

Arche Noah | Roman aus Ägypten

Titel: Arche Noah | Roman aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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war, eine Frau zu heiraten, die in einem Palast, wenn nicht gar am Hofe Alexanders des Grossen zur Welt gekommen war, um sich herum Bedienstete noch und noch. Deshalb konnte erkaum glauben, dass dieses zarte Geschöpf plötzlich so eine Härte zeigte, mehr gar als die Göttin Nut, wenn sie den Sonnengott Re verschluckt. Hind verkaufte ihren gesamten Besitz und verstand zuerst gar nicht, warum Talaat ihr diese Selbstverständlichkeit so hoch anrechnete.
    Der November ging glatt vorüber, Anfang Dezember aber kam der vernichtende Schlag.
    E ines finsteren Tages spaltete das Schwert der Justiz meinen Schädel. Mittags zur Gebetszeit platzten zwei Männer von der Umsatzsteuerbehörde bei mir herein und legten mir eine Rechnung vor. Ich soll Waren im Wert von fünfundvierzig Millionen Pfund eingekauft haben, und dafür müsste ich nun Umsatzsteuer entrichten.
    Ich beteuerte, dass die Firma nicht das Geringste mit der Rechnung zu tun hätte. Nach einigem Hin und Her forderte ich die beiden Herren schliesslich auf, doch bitte zu überprüfen, ob ich die Waren auch tatsächlich eingeführt hätte. »Es lässt sich ohne weiteres bei der Hafenbehörde oder beim Zollamt feststellen, ob die Ware tatsächlich eingeführt wurde. Es gibt zig Wege und Möglichkeiten, das zu überprüfen, immerhin geht es hier nicht um eine einzige läppische Million, sondern um fünfundvierzig Millionen! Man könnte auch bei der Bank nachfragen, ob ich einen Kredit in dieser Höhe aufgenommen habe, schliesslich ist das kein Pappenstiel!«
    »Es bleibt dabei«, beharrten sie, »die Umsatzsteuer wird bezahlt, und zwar entsprechend dem Rechnungsbetrag.«
    »Eure Rechnung in allen Ehren, liebe Leute, aber die kann doch jeder dahergelaufene Buchhalter gefälscht haben. Die Schrift ist ja völlig verschwommen. Ich verstehe nicht, was das für ein Wisch ist.«
    »Erst bezahlen, dann beschweren!«, kamen sie mir mit ihrer bekloppten Regierungslogik.
    Eines sage ich dir, ich bin mir sicher, dass mich irgendjemand angeschwärzt hat, wahrscheinlich sogar meine beiden Kompagnons. Sie wollten mich bestimmt auch aus dem Land treiben, weil es ihnen draussen dreckig ging, nachdem sie abgehauen waren. Es hat sie wohl gewurmt, zu sehen, wie ich mit den Banken verhandle, mich mit dem Staatsanwalt auseinandersetze, Finanzberater konsultiere, bei einer Bank alle Schulden restlos zurückgezahlt und bei anderen mit den Tilgungen begonnen hatte. Aber die beiden Herren von der Steuerbehörde blieben stur. Sie wollten bis zum Schluss partout kein Bestechungsgeld annehmen. Warum wohl? Na, weil sie von anderer Seite welches bekommen hatten.
    Kaum waren sie gegangen, rief ich einen Anwalt nach dem anderen an, alles hochkarätige Leute. Das sei eine ernste Sache, schätzten sie einhellig die Lage ein und zählten mir auf, wer alles schon wegen der Umsatzsteuer verhaftet worden war.
    Man hatte mir einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. Dahinter steckte sicher ein Konkurrent, der von der Regierung protegiert wurde. Ich solle nicht vergessen, warnte man mich, dass mein Freund, der Klimaanlagen verkaufte, auch wegen Umsatzsteuerbetrugs hinter Gittern sass.
    H ind war mit drei Freundinnen und ihren Kindern nach Asbat Tunis im Gouvernement Fajjûm gefahren, wo sie einen entspannten Tag ohne Männer verleben wollten. Nie hätte sie damit gerechnet, dort gewisse Dinge über ihren Mann zu erfahren. Bei angenehmen Temperaturen, die für Hinds Empfinden paradiesisch waren, sassen sie auf demAnwesen einer Freundin am Swimmingpool und genossen den herrlich grünen Garten.
    Hind rief Abdallatîfs Mutter an und orderte Ente und Seezunge. Nachdem sie aufgelegt hatte, schwärmte sie allen vor, wie wunderbar sich ihre Beziehung zu der alten Frau entwickelt habe, seit Tîfa bei ihrem Mann arbeitete. Sie habe ihr sogar ein Handy gekauft, damit sie ihren Sohn jederzeit anrufen könne und immer für ihn erreichbar sei.
    Doch als Abdallatîfs Mutter mit dem Essen kam, liess sie eine Bombe platzen, die den Urlaubstag restlos zerfetzte: »Herr Talaat und Abdallatîf sind seit ungefähr zwei Monaten in Kuwait.«
    E rst zu Hause, als ich mich wieder einigermassen gefasst hatte, wurde mir klar, was mich eigentlich so getroffen hatte. Es war die Peinlichkeit, vor meinen Freundinnen als Idiotin dazustehen, als eine Frau, die keinen blassen Schimmer hat, wo sich ihr Mann herumtreibt. Das ist wirklich demütigend!
    Normalerweise finde ich immer Entschuldigungen, aber diesmal nicht. Ich wusste, dass Talaat

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