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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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angespannt Inspektor Robitschek.
    Der Vater setzt die Life-Übertragung fort:
    »Er wird die Türe eintreten ... Es ist keine Zeit zu verlieren ... Gott helfe uns allen ... Schluß der Durchsage.«
    Der niederträchtige Denunziant legt den Hörer auf. Inspektor Robitschek ruft nach Gerard. Ein überfülltes Polizeiauto saust mit heulenden Sirenen an den Tatort.
    36 Polizisten und 4 Detektive gegen einen einzigen, einsamen Mörder - ist das fair? Warum kämpfen sie's nicht Mann gegen Mann aus, und der Sieger zieht den ganzen Einsatz?
    In rücksichtslosem Tempo nimmt das Polizeiauto seinen Weg durch die engen Gassen. Plötzlich - Peng. Die Türe hat nachgegeben. Langsam, mit unheil drohenden Schritten kommt der Riese auf Valerie zu. Offenbar will er die peinliche Geschichte jetzt zum Abschluß bringen.
    Das kann man verstehen. Wir alle sind rechtschaffene, gesetzestreue Bürger, aber unter den gegebenen Umständen würden wir ebenso handeln.
    Der Vater, dieser unsympathische Spaßverderber, versucht abermals zugunsten seiner Tochter zu intervenieren. Es muß ihm vollkommen entfallen sein, daß Boulanger ihn auf die Straße setzen wollte. Sinnloser Haß gegen den bärtigen Riesen trübt seinen Blick.
    Der Riese hebt einen Sessel hoch und läßt ihn auf den Kopf des Verräters niedersausen. Recht so. Ein wohlverdientes, ein passendes Ende. Und nun zu Miss Cöte d'Azur II. Wo steckt sie denn? Dort in der Ecke.
    Die Pranke des Riesen nähert sich ihrer Kehle ... zwanzig Zentimeter ... acht ... sechs ... vier ... zwei ... Machen wir einen raschen Überschlag. Einerseits ist das Mädchen unschuldig, denn nicht sie, sondern ihr seliger Herr Papa hat die Polizei verständigt. Anderseits: an wen soll sich Gustl in seinem gerechten Zorn jetzt halten? Wo die Polizei immer näher kommt? Was würden Sie an seiner Stelle tun? Eben. Die Tochter muß sterben. Das verlangt die ausgleichende Gerechtigkeit. So ist das Leben.
    Ein Zentimeter ...
    Plötzlich Scheinwerfer - Sirenengeheul - Trillersignale -: die Polizei hat das Haus umstellt. Tausende von Polizisten wirbeln durcheinander. Mit kühnem Sprung setzt der Riese zum Fenster hinaus und aufs Dach, just als Gerard ins Zimmer platzt. Valerie, die hysterische Ziege, sinkt ihm in die Arme. Inspektor Robitschek entsichert den Revolver und schickt sich an, das Dach zu erklettern. Die gesamte Polizeitruppe Frankreichs folgt ihm, mit Maschinengewehren und leichter Feldartillerie ausgerüstet. Unten biegen die ersten Panzerwagen um die Ecke.
    Sollten wir bisher noch gezögert haben - jetzt schwenken unsere Sympathien eindeutig zu Gustl. Ein rascher Blick auf die Armbanduhr: noch eine halbe Stunde bis zum Ende der Vorstellung. Ausgezeichnet. Denn man weiß, daß die Gerechtigkeit immer erst in den letzten Minuten triumphiert.
    Mühsam schiebt sich Gustl über die Dachschindeln. Robitschek und seine Legionen schließen den Ring und bringen ihre Flammenwerfer in Stellung. Was haben diese erbärmlichen Bürokraten gegen den armen Gustl? Gewiß, er hat gemordet, niemand bestreitet das. Aber warum? Doch nur, weil seine Eltern von Boulangers Großpapa auf die Straße gesetzt wurden. Das ist ein zwingender, für jedes menschlich fühlende Herz verständlicher Grund. Wer unserm Gustl ein Haar krümmt, soll sich vorsehen!
    Inzwischen hat Gerard, der geschniegelte Geck, Valerie von allen Seiten umzingelt. Ein feiner Herr! Hat nichts Besseres zu tun, als seiner Lüsternheit zu frönen, während es ringsumher von Kommandos, Dschungelattacken und Froschmännern wimmelt.
    Aber, hoho, noch ist nicht aller Tage Abend. Im Fensterrahmen erscheinen die Umrisse eines vertrauten Gesichts.
    Gustl ist wieder da. Er hat die gesamte Interpol abgeschüttelt und ist zurückgekehrt, um seine Rechnung mit der verräterischen Ersatz-Schönheitskönigin zu begleichen. Gerard springt zur Seite - seine Hand zuckt nach der Revolvertasche - aber da hat sich Gustl schon auf ihn gestürzt. Der Kampf beginnt. Alle Griffe sind erlaubt. Zeig's ihm, Gustl. Nur keine Hemmungen. Du kämpfst für eine gerechte Sache.
    So. Das war's. Gerard segelt durch die Luft und zum Fenster hinaus. Adieu, Freundchen. Einen schönen Gruß an die Kollegen.
    Und jetzt wollen wir noch rasch die Sache mit Valerie in Ordnung bringen, damit Gustl endlich ausspannen kann.
    Wir nähern uns - das heißt - Gustl nähert sich dem Mädchen. Bis auf drei Zentimeter . bis auf einen Zentimeter . In unserem Unterbewußtsein regt sich das unerfreuliche Gefühl, daß

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