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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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wir zu hören glaubten, von unten; wahrscheinlich kniete er.) »Ich weiß, daß du mich haßt. Ich weiß es.«
    Krkrkrk. Ich ließ den Kontakt etwa zwei Minuten eingeschaltet, ehe ich ihn abstellte.
    »Was haben wir dir getan?« erklang Frau Seligs flehende Stimme. »Haben wir dich schlecht behandelt?«
    »Krkrkrk.«
    Jetzt war es soweit. Unser Schlachtplan trat in die entscheidende Phase. Meine Frau ging hinüber zu Seligs.
    Schmunzelnd hörte ich mit an, wie die Seligs meiner Frau erzählten, daß sich in ihrem Radio übernatürliche Kräfte manifestierten.
    Nach einigem Nachdenken rückte meine Frau mit dem Vorschlag heraus, das Radio zu exorzieren.
    »Geht das?« riefen die zwei Seligs wie aus einem Munde.
    »Können Sie das? Dann tun Sie's bitte!«
    Das Radio wurde wieder angedreht. Der große Augenblick war gekommen.
    »Geist im Radio«, rief die beste Ehefrau von allen. »Wenn du mich hörst, dann gib uns ein Zeichen!«
    Rasierapparat einstellen - krkrkrkr.
    »Ich danke dir.«
    Rasierapparat abstellen.
    »Geist«, rief meine Frau, »gibt uns ein Zeichen, ob dieses Radio in Betrieb bleiben soll?«
    Rasierapparat bleibt abgestellt.
    »Willst du vielleicht, daß es lauter spielen soll?«
    Rasierapparat bleibt abgestellt.
    »Dann willst du vielleicht, daß die Seligs ihr Radio überhaupt nicht mehr benützen sollen?«
    Rasierapparat einstellen.
    Rasierapparat einstellen! Einstellen!!
    Um Himmels willen, warum hört man nichts . kein Knacksen, kein Krkrkrk, nichts.
    Der Rasierapparat streikte. Die Batterie war ausgebrannt, oder sonstwas. Jahrelang hatte er tadellos funktioniert, und gerade jetzt .
    »Geist, hörst du mich nicht?« Meine Frau hob die Stimme.
    »Ich frage: willst du, daß die Seligs aufhören, diesen entsetzlichen Kasten zu verwenden? Gib uns ein Zeichen! Antworte!!«
    Verzweifelt stieß ich den Apparat in den Kontakt, wieder und wieder - es half nichts. Nicht das leiseste Krkrkrk erklang. Vielleicht haben tote Gegenstände wirklich eine Seele.
    »Warum knackst du nicht?« rief meine Frau, nun schon ein wenig schrill. »Gib uns ein Zeichen, du Idiot! Sag den Seligs, daß sie nie wieder ihr Radio spielen sollen! Ephraim!!«
    Jetzt war sie um eine Kleinigkeit zu weit gegangen. Ich glaubte zu sehen, wie die Seligs sich mit einem vielsagenden Blick zu ihr umwandten ...
    Am nächsten Tag ließ ich den Rasierapparat reparieren. Expreßreparaturen kosten viel Geld. »Die Batterie war ausgebrannt«, sagte mir der Elektriker.
    »Ich habe eine neue hineingetan. Jetzt wird es auch in Ihrem Radio keine Störungen mehr geben.«
    Seither dröhnt das Radio unseres Nachbars ungestört in jedem Winkel unserer Wohnung. Ob tote Gegenstände eine Seele haben, weiß ich nicht. Aber sie haben bestimmt keinen Humor.
     
     
     

 
    Kommt zu mir, liebe Kinder, und setzt euch um mich herum. Wißt ihr wohl auch, was eine »straight flush« ist? Wenn ihr mir versprecht, ruhig zuzuhören, erzähle ich euch die Geschichte von einem Manne namens Sulzbaum, der es weiß. Er hat es durch Erfahrung gelernt.
     
POKER MIT MORAL
     
    Herr Sulzbaum war ein bescheidener Mann, der still und friedlich dahinlebte, ohne mit seinem Erdenlos zu hadern.
    Er nannte eine kleine Familie sein eigen: eine liebende Frau wie eure Mutti, und zwei schlimme Buben wie ihr selbst, haha. Herr Sulzbaum war ein kleiner Angestellter in einem großen Betrieb. Sein Einkommen war karg, aber die Seinen brauchten niemals zu hungern.
    Eines Abends hatte Herr Sulzbaum Gäste bei sich, und als sie so beisammen saßen, schlug er ihnen des Spaßes halber vor, Karten zu spielen. Gewiß, liebe Kinder, habt ihr schon von einem Kartenspiel gehört, welches »Poker« heißt. Erst vor kurzem haben unsere Gerichte entschieden, daß es zu den verbotenen Spielen gehört. Herr Sulzbaum aber sagte:
    »Warum nicht? Wir sind doch unter Freunden. Es wird ein freundliches kleines Spielchen werden.«
    Um es kurz zu machen: Herr Sulzbaum gewann an diesem Abend 6 Pfund. Das war sehr viel Geld für ihn, und deshalb spielte er am nächsten Abend wieder. Und auch am übernächsten. Und dann Nacht für Nacht. Und meistens gewann er. Das Leben war sehr schön.
    Wen das Laster des Kartenspiels einmal in den Klauen hat, den läßt es so geschwind nicht wieder los. Herr Sulzbaum gab sich mit freundlichen kleinen Spielchen nicht länger zufrieden. Er wurde Stammgast in den Spielklubs. Ein Spielklub, liebe Kinder, ist ein böses finsteres Haus, das von der Polizei geschlossen wird, kaum daß sie

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