Arche
sind aus Polykarbonat, Sie Genie«, sagte Roger. »Die sind unzerbrechlich.«
Tyler zog ein Sägeblatt aus seinem Armeemesser und zerkratzte damit die Fensteroberfläche.
»Normalerweise sind sie tatsächlich unzerbrechlich«, bestätigte er, schraubte die Azetonflasche auf und goss den Inhalt weitflächig über das Backbordfenster. »Aber mit Azeton behandelt, kristallisiert Polykarbonat.«
Er ließ die Flasche fallen und verschmierte sicherheitshalber die Flüssigkeit auf dem gesamten Fenster mit der Hand. Dann nahm er Grant den Hammer ab und zählte bis zehn, damit das Azeton einwirken konnte.
»Worauf warten Sie denn noch?«, schrie Finn.
Tyler ignorierte ihn und zählte weiter. Bei zehn hob er den Hammer und schlug mit aller Kraft gegen das Fenster. Die Scheibe zersplitterte wie Glas.
»Voilà«, sagte Tyler gelassener, als er sich fühlte. Er schob den Koffer durch das Fenster.
»Dreißig Sekunden!«
Er packte den einen Hebel auf der Außenseite des Bootes, Grant den anderen, dann nickte er Grant zu.
»Achtung … los!«
Beide lösten gleichzeitig die Halterung. Das Boot setzte sich
in Bewegung. Es wurde schneller, stürzte durch die Luft und prallte zwei Sekunden später mit einem ungeheuren Knall auf das Wasser und versank.
Einen Augenblick lang blieb es verschwunden. Dann schien es in der Ferne im Nebel aufzutauchen. Tyler holte tief Luft. Er hatte mit Absicht das Backbordfenster gewählt, weil es das kleinste war. Es dürfte zwar Wasser eingedrungen sein, aber offenbar nicht so viel, dass das Boot gesunken war. Sein Schwung musste es noch immer mit etwa zehn Knoten ins offene Meer hinaus schieben.
»Hinter die Boote!«, schrie Tyler. Kaum hatten sie sich in Sicherheit gebracht, erfüllte ein ohrenbetäubender Lärm die Luft. Eine Stichflamme von mehreren hundert Metern Höhe erleuchtete gespenstisch die Plattform. Es regnete orangefarbene Trümmer.
Als alles vorüber war, stand Tyler auf. Er sah auf das Meer hinaus. Im Nebel tanzten brennende Glasfaserstücke auf den Wellen. Von dem Boot war nichts mehr übrig.
»Tja«, sagte Tyler, als sein Adrenalinspiegel wieder gesunken war. »Das war nicht übel.« Plötzlich fühlte er sich wie ausgelaugt. Er musste sich an die Reling lehnen.
»Eine größere Untertreibung habe ich mein Lebtag nicht gehört«, sagte der Plattform-Manager kopfschüttelnd. »In Ihren Adern muss Packeis fließen. Ich habe mir beinahe in die Hose gemacht.« Er zeigte auf den Toten, der auf dem Steg lag: »Und wer ist das? Ein Terrorist?«
Tyler blickte zur Leiche. »Ich glaube nicht. Er wollte Dr. Kenner umbringen. Aber nach heute Nacht habe ich den Verdacht, dass sein Auftraggeber auch mich lieber tot als lebendig sehen würde.«
»Und aus welchem Grund?«, fragte Grant.
»Dieses Rätsel müssen wir noch lösen.«
»Das war verdammt knapp. Der Kerl hatte wirklich Ahnung.«
»Stimmt. Aber er hat zwei Fehler gemacht.«
»Nämlich?«
»Erstens«, begann Tyler, »hätte er nicht versuchen sollen, mich umzubringen, denn nun ist Dr. Kenners Problem auch mein Problem, und ich bin wirklich wütend.«
»Vielleicht geht es dir ja besser, wenn du dir überlegst, dass er seinen Job gar nicht erledigt hat. Schließlich lebst du noch.«
»Genau. Und das, mein Freund, war sein zweiter Fehler.«
14. KAPITEL
Es dauerte zwei Stunden, bis der Elektriker die Funkantenne wieder flott hatte. Wegen des zerstörten Schaltkastens würde es jedoch vor Sonntagabend keine Satellitenverbindung geben. Gemeinsam mit Grant nutzte Tyler die Zeit, um seinen Auftrag abzuwickeln. Dilara blieb nichts anderes übrig, als in ihrer Kabine zu bleiben und im eigenen Saft zu schmoren.
Gegen zweiundzwanzig Uhr war die Verbindung schließlich wieder hergestellt. Der Nebel löste sich auf. Ein Helikopter war von St. John’s auf dem Weg zu Scotia One. Tyler wollte mit Dilara und Grant nach Neufundland fliegen. Gordians Privatjet würde sie in St. John’s abholen und nach Seattle in die Firmenzentrale bringen. Dort wollte Tyler sich mit den jüngsten Vorfällen befassen. Da die Plattform in internationalen Gewässern stand, würde die Ölgesellschaft ihre eigenen Ermittlungen durchführen. Wie Tyler vermutet hatte, fand sich kein Ausweis bei dem Toten. Er machte Aufnahmen von dessen Gesicht und Fingerabdrücken, lud sie auf seinen Laptop und schickte eine E-Mail an Aiden.
»Ich habe dir Bilder und Fingerabdrücke geschickt. Ich wüsste gern, wer der Mann ist.«
»Ich öffne die Fotos gerade«, sagte
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