Arche
fallen. Drei kurze Hornsignale ertönten, gefolgt von der
Ansage: »Dies ist keine Übung. Begeben Sie sich zur Sicherheitszone auf Deck sieben. Dies ist keine Übung.«
»Zweitens«, fuhr Tyler fort, nachdem die Frauenstimme verklungen war, »schließen Sie die Ventile zur Pipeline.«
»Das darf ich nur bei Feuer tun«, wehrte sich Finn.
»Das wird in wenigen Minuten ausbrechen, es sei denn, wir finden die Bomben.«
Tyler sah, wie der Plattform-Manager im Geist die Folgen durchspielte. Die Ventile zu schließen, die den Zufluss sämtlicher Ölbrunnen der Plattform zur Pipeline regelten, war eine Entscheidung von großer Tragweite. Es würde Tage dauern, bis man die Produktion wieder aufnehmen konnte, wenn die Ventile erst einmal geschlossen waren.
»Es sind mit Sicherheit Bomben auf der Plattform versteckt?«, vergewisserte er sich noch einmal.
»Hundertprozentig«, bestätigte Tyler. Er hatte in seinem Leben so viele Sprengkörper detoniert und entschärft, dass er den Geruch von C-4 so leicht erkannte wie ein Arzt ein Antiseptikum. »Sie werden doch nicht auf die harte Tour lernen wollen, dass ich etwas von meinem Job verstehe?« Er warf wieder einen Blick auf seine Uhr. »Es bleiben uns noch elf Minuten und fünfundvierzig Sekunden.«
Roger Finn nickte Frank Hobson zögernd zu. Der drückte auf den Notschalter für die Verriegelung der Ventile.
»Sie sind geschlossen«, meldete er. »Wir bekommen aber noch Gas von Scotia Two. Ohne Funkverbindung erreichen wir sie nicht.« Er sprach von der nördlich gelegenen Schwesterplattform. Das Erdgas von Scotia Two wurde durch Scotia One in die Pipeline zur Küste geschickt.
Nun dämmerte Tyler, warum der Unbekannte als Erstes die Verbindung zur Außenwelt lahmgelegt hatte. Ein Brand würde mit drei Tonnen Erdgas pro Minute befeuert werden, bis
von der Plattform nur noch Schlacke übrigblieb. Und wer nicht durch die Explosion oder das Feuer starb, würde im Wasser der Unterkühlung zum Opfer fallen. Der perfekte Unfall. Ihre Angreifer wussten genau, was sie taten. Es war offenbar ihr Ziel, buchstäblich jeden auszulöschen. Tyler stutzte. Vielleicht war diese Erkenntnis der Schlüssel zu den Bombenverstecken?
»Die Plattform ist riesig. Wie sollen wir da in knapp zwölf Minuten drei Bomben finden?«, jammerte Roger Finn.
Tyler gab ihm keine Antwort. Er versuchte, sich in diejenigen hineinzuversetzen, die Scotia One zerstören wollten. So war er auch im Krieg vorgegangen, wenn er nach improvisierten Sprengkörpern gesucht hatte. Nun überlegte er: Wo hätte er die Bomben deponiert, wenn er auf diese Mission geschickt worden wäre?
Wieder warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Elf Minuten, zehn Sekunden.
»Okay«, begann er. »Uns bleibt nur noch Zeit für eine gezielte Suche. Die Verständigung erfolgt mit Walkie-Talkies. Grant, überprüf du die Gasleitung zu Scotia Two, fang am Hauptventil an. Wenn der Bombenleger wusste, dass es von hier aus nicht zu verschließen ist, gibt es keine bessere Stelle, um einen Brand zu starten. Roger, die zweite Bombe befindet sich wahrscheinlich an der Pumpe für das Löschsystem.«
»Und die dritte Bombe?«, fragte Grant.
»In der Sicherheitszone. Die übernehme ich. Wenn ich alle Mann an Bord umbringen wollte, würde ich dort eine Bombe legen.«
»Aber da habe ich doch gerade alle hingeschickt«, jammerte Roger.
»Wenn dort keine Bombe liegt, ist und bleibt die Sicherheitszone der sicherste Bereich auf der Plattform. Wenn sie dort liegt, ist es egal, wo sich die Leute aufhalten.«
Kopfschüttelnd verteilte Roger Finn die Walkie-Talkies.
»Melden Sie sich, wenn Sie die Bombe finden«, befahl Tyler, »aber ja nicht anfassen!« Er warf Frank Hobson seine Uhr zu.
»Was soll ich damit?«
»Sagen Sie jede Minute über Walkie-Talkie an.« So würden alle wissen, wie viele Minuten ihnen noch zur Verfügung standen. Aber der tiefere Grund war, dass Tyler sich nicht mehr ablenken lassen wollte. »Und wenn Sie bei vier Minuten angekommen sind, suchen Sie die Sicherheitszone auf. Hier sollten Sie nicht bleiben, wenn die Bomben detonieren.«
»In … Ordnung«, stotterte Hobson.
Tyler verließ mit Grant und dem Plattform-Manager den Kontrollraum und sprintete in Richtung Sicherheitszone. Die Leute hatten sich bereits auf den Weg gemacht.
»Platz machen!«, rief er. »Ich muss hier durch.«
Er schob sich an einer Frau vorbei und erkannte Dilara. Sie sah todmüde und verschreckt aus.
»Was ist denn los?« Sie versuchte, mit
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