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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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den Hafenmeister bereits geschmiert haben? Und glauben Sie bloß nicht, daß die Übernahme der Mietkosten für die Wohnung einer seiner Geliebten irgend etwas bringen würde“, meinte Rodrigues grinsend. „Diesem Burschen müßten Sie auch die Geliebte selbst zur Verfügung stellen.“ Eduardo hielt den Atem an, sagte aber nichts. „Bedenken Sie doch nur“, fuhr Rodrigues fort, „wenn die Situation sich weiter verschärfen sollte, dann ist der Hafenmeister der einzige Mensch in diesem Land, der reicher ist als Sie.“ Eduardo lachte zum erstenmal seit drei Tagen. „Glauben Sie mir, Eduardo, wir könnten mehr herausholen, wenn wir ein Salzbergwerk in Sibirien betreiben.“
Wieder lachte Eduardo, und einige Leute aus dem Prentinound dem Rodrigues-Stab, die an anderen Tischen speisten, sahen ungläubig zu ihren Arbeitgebern hinüber.
„Sie wollten den dicken Fisch an Land ziehen, die neue Stadt Abuja, nicht wahr?“ fragte Manuel. „Stimmt“, gab Eduardo zu.
„Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, damit Sie diesen Auftrag auch bestimmt bekommen.“
„Was?“ rief Eduardo ungläubig. „Warum?“
„Ich dachte, das Abuja-Projekt würde dem PrentinoImperium mehr Kopfzerbrechen bereiten, als selbst Sie verkraften könnten, Eduardo, und das hätte mir möglicherweise zu Hause größeren Spielraum verschafft. Überlegen Sie doch. Wann immer hier Einsparungen notwendig werden, was wird dann als erstes dran glauben müssen? ,Die unnötige Stadt’, wie sämtliche Einheimische sie nennen.“
„,Die unnötige Stadt’?“ wiederholte Eduardo. „Ja, und es nützt gar nichts, wenn Sie sagen, Sie rühren keinen Finger ohne Anzahlung. Sie wissen genausogut wie ich, daß Sie ständig hundert Ihrer besten Leute brauchen, um so ein Riesenprojekt auf die Beine zu bringen. Und die werden Verpflegung brauchen, Löhne, Unterkunft, vielleicht sogar eine Schule und ein Krankenhaus. Wenn sie sich aber erst einmal hier niedergelassen haben, so können Sie sie nicht einfach alle vierzehn Tage von ihrem Job abziehen, weil die Regierung so spät zahlt. Das ist völlig ausgeschlossen, und Sie wissen es.“ Rodrigues schenkte Eduardo de Silveira noch ein Glas Wein ein.
„Ich hatte das alles schon bedacht“, sagte Eduardo an seinem Wein nippend, „aber ich hatte gehofft, dank der Unterstützung des Staatschefs…“
„Des ehemaligen Staatschefs.“
„Ich sehe, was Sie meinen, Manuel.“
„Vielleicht wird das nächste Staatsoberhaupt Sie ebenfalls unterstützen, aber was ist mit dem über nächsten? Nigeria hat in den vergangenen drei Jahren drei Staatsstreiche erlebt.“ Eduardo schwieg einen Augenblick. „Spielen Sie Backgammon?“
„Ja. Warum fragen Sie?“
„Irgendwie muß ich doch wenigstens ein bißchen Geld verdienen, während ich hier bin.“ Manuel lachte. „Warum kommen Sie nicht mit auf mein Zimmer? Obwohl ich Sie warnen muß, gegen meine Leute gewinne ich immer.“
„Vielleicht lassen sie Sie immer gewinnen“, antwortete Manuel, stand auf und packte die halbvolle Weinflasche.
Beide Männer lachten, als sie den Speisesaal verließen.
Von da an nahmen die beiden Firmenbosse täglich gemeinsam das Mittag- und Abendessen ein. Innerhalb einer Woche aßen auch ihre Mitarbeiter an denselben Tischen. Eduardo zeigte sich ohne Krawatte im Speisesaal, während Manuel zum erstenmal seit Jahren ein Hemd trug. Während der nächsten vierzehn Tage spielten die beiden Rivalen miteinander Tischtennis, Backgammon und Bridge, den Punkt zu hundert Dollar. Jeder Tag endete damit, daß Eduardo Manuel ungefähr eine Million Dollar schuldete, die dieser fröhlich gegen die beste Flasche Wein eintauschte, die im Keller des Hotels lagerte.
Obwohl Oberstleutnant Dimka von etwa vierzigtausend Nigerianern an etwa ebenso vielen verschiedenen Orten gesichtet worden war, ließ er sich doch nicht und nicht fassen. Wie der neue Präsident nachdrücklich betont hatte, blieben die Flughäfen gesperrt, doch wurden die Fernleitungen freigegeben, so daß Eduardo wenigstens nach Brasilien telefonieren und telexieren konnte. Seine Brüder und seine Frau antworteten umgehend und flehten ihn an, er möge heimkehren, koste es, was es wolle: Die Entscheidungen über bedeutende Abschlüsse in aller Welt seien durch seine Abwesenheit blockiert. Doch Eduardos Botschaft nach Brasilien lautete immer gleich: solange Dimka frei herumläuft, bleiben die Flughäfen gesperrt.
An einem Dienstagabend während des Essens nahm Eduardo sich die Mühe, Manuel zu

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