Archer Jeffrey
verlieren. Laß sie Farbe bekennen, Eduardo.“
„Du könntest schon recht haben, Manuel, aber jede Verzögerung würde mich jetzt nur Zeit und Geld kosten, daher beabsichtige ich, ihrer Forderung nachzugeben und mich um einen Partner umzusehen.“
„Du wirst nie einen finden in so kurzer Zeit.“
„Doch, ich werde einen finden.“
„Wen?“
Eduardo de Silveira zögerte nur eine Sekunde.
„Dich, Manuel. Ich möchte der Rodgrigues International SA fünfzig Prozent des Amazonas-Straßenbauprojekts anbieten.“
Manuel Rodrigues sah Eduardo in die Augen. Zum erstenmal hatte er den nächsten Zug seines Rivalen nicht im voraus erraten. „Ich vermute, das wäre eine Möglichkeit, einen Teil der Millionenschulden abzutragen, die du im Tischtennis bei mir gemacht hast.“
Die beiden Männer lachten, dann erhob sich Rodrigues, und sie schüttelten einander ernst die Hände. De Silveira verließ eilends den Speisesaal und setzte ein Fernschreiben auf, das sein Manager weiterleiten sollte.
„Unterzeichnen, Bedingungen annehmen. Fünfzig-ProzentPartner ist Rodrigues International Construction SA, Brasilien.“
„Wenn ich dieses Telex hinausschicke, Senhor, wissen Sie, daß es rechtsverbindlich ist?“
„Schicken Sie es“, sagte Eduardo.
Eduardo kehrte noch einmal in den Speisesaal zurück, wo Manuel inzwischen eine Flasche des erlesensten Champagners bestellt hatte, der im Hotel zu haben war. Als sie eben die zweite Flasche kommen ließen und eine beschwingte Version von Esta Cheganda a bora sangen, kam Eduardos Privatsekretär neuerlich zu ihrem Tisch, diesmal mit zwei Fernschreiben, einem vom Präsidenten des Banco do Brasil und einem von Eduardos Bruder Carlos. Beide baten um eine Bestätigung der vorgesehenen Partnerschaft beim AmazonasStraßenbauprojekt. Eduardo entkorkte die zweite Flasche Champagner, ohne seinen Sekretär anzusehen. „Bestätigen Sie dem Präsidenten der Bank und meinem Bruder, daß Rodrigues International Construction unser Partner ist“, erklärte er, während er Manuels leeres Glas füllte. „Und stören Sie mich heute abend bitte nicht noch einmal.“
„Ja, Senhor“, sagte der Privatsekretär und verschwand ohne ein weiteres Wort.
Keiner der beiden Männer konnte sich später erinnern, wann er in dieser Nacht ins Bett gekommen war, doch früh am nächsten Morgen wurde de Silveira von seinem Privatsekretär unsanft aus dem Schlaf gerissen. Eduardo brauchte ein paar Minuten, um die Neuigkeiten zu verdauen. Oberstleutnant Dimka war um drei Uhr früh in Kano festgenommen worden, und sämtliche Flughäfen waren wieder geöffnet. Eduardo griff nach dem Telefon und wählte drei Ziffern.
„Manuel, hast du schon gehört?… Gut… Dann mußt du mit mir in meiner 707 zurückfliegen, denn es kann Tage dauern, bis du herauskommst… Also in einer Stunde unten in der Lobby… Bis dann.“
Um acht Uhr fünfundvierzig wurde leise an die Tür geklopft, und als Eduardos Privatsekretär öffnete, meldete sich Oberst Usman zur Stelle, genau wie an den Tagen vor dem Putsch. Er hielt einen Brief in der Hand. Eduardo riß den Umschlag auf und fand darin eine Einladung zum Mittagessen noch am selben Tag mit dem neuen Staatschef, General Obasanjo.
„Bitte richten Sie Ihrem Präsidenten aus, daß es mir sehr leid tut, absagen zu müssen“, sagte Eduardo, „und seien Sie so freundlich ihm zu erklären, daß ich dringenden Verpflichtungen in meiner Heimat nachkommen muß.“
Der Oberst trat widerstrebend den Rückzug an. Eduardo zog den Anzug, das Hemd und die Krawatte an, die er am ersten Tag seines Aufenthalts in Nigeria getragen hatte, und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter in die Lobby, wo er Manuel traf, der wiederum Jeans und T-Shirt trug. Die beiden Industriekapitäne verließen das Hotel, setzten sich in den Fond des vordersten Mercedes, und der aus sechs Wagen bestehende Konvoi machte sich auf die Fahrt zum Flughafen. Der Oberst, der nun vorne neben dem Fahrer saß, getraute sich nicht ein einziges Mal während der ganzen Fahrt das Wort an einen der vornehmen Brasilianer zu richten. Die beiden Männer, würde er dem neuen Präsidenten später erzählen, seien offenbar in ein Gespräch über ein Straßenbauprojekt im Amazonas-Gebiet vertieft gewesen, und hätten diskutiert, wie die Verantwortung zwischen ihren beiden Unternehmen aufgeteilt werden sollte.
Die Zollabfertigung konnte entfallen, da keiner der beiden Herren etwas anderes außer Landes bringen wollte als sich selbst, und die sechs Autos hielten
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