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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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hätte ich auf einen Spielausgang von 21 zu 5 zu Edwards Gunsten getippt. Verflixte Zigarre“, brummte er und zündete sie ein viertes Mal an. Ich wartete mit wachsender Ungeduld.
„Das Finale findet immer an einem Samstagabend statt, und der arme Harry dort“, sagte Eric, indem er mit der Zigarre in seine Richtung wies und dabei neuerlich Asche auf den Teppich fallen ließ, „Harry, von dem wir alle dachten er sei sehr erfolgreich im Versicherungsgeschäft, bekam am Montag vor dem Finale den Konkurseröffnungsbeschluß vorgelegt – wozu ich noch sagen muß, daß er selbst daran gänzlich unschuldig war. Sein Geschäftspartner hatte hinter seinem Rücken das Betriebskapital abgehoben, sich damit aus dem Staub gemacht und Harry mit den unbezahlten Rechnungen zurückgelassen. Im Club hatte jeder aufrichtiges Mitleid mit ihm.
Am Donnerstag bekam die Presse Wind von der Sache und, um das Maß voll zu machen, verbreitete sie im Anschluß daran auch noch die Meldung, daß Harrys Frau mit seinem Geschäftspartner durchgebrannt sei. Die ganze Woche über ließ Harry sich im Club nicht blicken, und manche dachten schon, daß er zum Finale vielleicht gar nicht antreten und Edward kampflos gewinnen lassen würde, zumal das Endresultat ja ohnedies im vorhinein feststand. Da das Organisationskomitee von Harry jedoch keine Rücktrittserklärung erhielt, traf es die Vorbereitung zum Spiel, als ob nichts geschehen wäre. Am Tag des Finales aß ich mit Edward Shrimpton hier im Club zu Abend. Er aß sehr wenig und trank nur Wasser. Wäre ich gefragt worden, ich hätte keinen Penny auf Harry Newman gesetzt, selbst wenn die Wetten zehn zu eins gestanden wären.
Wir aßen alle oben, im dritten Stock, weil das Komitee in diesem Raum hier die Stühle schon so angeordnet hatte, daß sechzig Zuschauer im Viereck um den Spieltisch sitzen konnten. Das Finale sollte um neun Uhr beginnen. Schon zwanzig Minuten vorher war kein Platz mehr frei, und die Mitglieder standen bereits in Zweierreihen hinter den Sitzplätzen: Es war kein alltägliches Schauspiel, einen Weltmeister in Aktion zu sehen. Fünf vor neun war Harry noch immer nicht aufgetaucht, und einige Clubmitglieder begannen unruhig zu werden. Als es neun schlug, ging der Schiedsrichter zu Edward und wechselte einige Worte mit ihm. Ich sah, wie Edward sich mit einem ablehnenden Kopfschütteln entfernte. Just als ich dachte, dem Schiedsrichter werde nun doch nichts anderes übrigbleiben, als Edward den Sieg zuzusprechen, erschien Harry, fein herausgeputzt in einen um mehrere Nummern kleineren Smoking als dem, den er heute trägt. Edward ging auf ihn zu, schüttelte ihm herzlich die Hand und ging mit ihm zum Spieltisch. Das Match war schon vom ersten Zug an spannungsgeladen. Neugierig erwartete man den Ausgang der Anfangsrunde.“
Die meine Geduld strapazierende Zigarre war wieder erloschen. Ich lehnte mich vor, um Eric Feuer zu geben.
„Danke, mein Junge. Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, bei der ersten Runde. Nun, Edward gewann sie nur mit knappem Vorsprung, und ich fragte mich, ob er unkonzentriert spielte oder durch das lange Warten auf seinen Gegner zu sehr abgelenkt worden war. In der zweiten Runde hatte Harry Glück beim Würfeln und gewann ohne Anstrengung. Von da an entwickelte sich das Spiel zu einem sehr schönen Wettstreit, und als es 11 zu 9 zu Edwards Gunsten stand, war die Spannung unter den Zuschauern an ihrem Höhepunkt angelangt. Bei der neunten Runde begann ich Edward genauer zu beobachten und bemerkte, daß er sich auf ein back game einließ; ein kaum merklicher Fehler, der nur einem erfahrenen Spieler auffallen konnte. Ich fragte mich, wie viele solche kaum merklichen Fehler ich bisher schon übersehen haben mochte. Harry gewann auch die neunte Runde, und damit stand das Spiel nun 18 zu 17 für ihn. Mit erhöhter Aufmerksamkeit beobachtete ich, wie Edward gerade nur so viel unternahm, daß er die zehnte Runde knapp gewann, und anschließend, mit einer schnellen Verdoppelung, die elfte knapp verlor, wodurch bei einem Spielstand von 20 Punkten unentschieden nun alles vom Ausgang der letzten Runde abhing. Ich kann dir versichern, daß im Lauf dieses Abends nicht einer der Zuschauer den Raum verließ und keiner zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß; einige waren sogar auf die Fensterbänke geklettert. Die Luft im Raum war jetzt stickig von Tabaksqualm und Alkoholgeruch, doch als Harry die Würfel zur letzten Runde warf, konnte man den Aufprall der kleinen

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