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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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führte sie ihn ins Wohnzimmer und stellte die Rosen auf ein ovales Tischchen neben die Photographie von zwei kleinen Jungen.
„Haben wir Zeit für einen Aperitif?“
„Sicher. Ich habe bei Elaine’s einen Tisch für acht Uhr dreißig bestellt.“
„Mein Lieblingsrestaurant“, sagte sie mit einem Lächeln, das ein kleines Grübchen auf ihre Wange zauberte. Ohne zu fragen goß Debbie zwei Whiskies ein und reichte Michael das eine Glas.
Was für ein gutes Gedächtnis sie hat, fiel ihm auf, während er, nervös wie ein Halbwüchsiger beim ersten Rendezvous, sein Glas abwechselnd hinstellte und wieder aufnahm. Kaum hatte Michael ausgetrunken, schlug Debbie vor zu gehen.
„Elaine hält einen Tisch keine Minute lang frei, nicht einmal für Henry Kissinger.“
Michael lachte und half ihr in den Mantel. Während sie die Tür aufsperrte, stellte er fest, daß kein Babysitter zu sehen und kein Laut von Kindern zu hören war. Sie sind wohl bei ihrem Vater, dachte er. Auf der Straße dann hielt er ein Taxi an und sagte dem Fahrer, wie er zu fahren hätte. Michael war noch nie in Elaines Restaurant gewesen. Ein Freund bei ABC hatte ihm das Lokal empfohlen und ihm versichert: „In der Bude steigen deine Chancen.“
Sie betraten den überfüllten Raum, und während sie an der Bar warteten, bis ihnen ein Tisch zugewiesen wurde, bemerkte Michael, daß das Lokal zu jenen zählte, in denen hauptsächlich reiche und berühmte Leute verkehren, und er fragte sich, ob er seiner Brieftasche eine solche Ausgabe wohl zumuten könnte, und was schwerer wog – , ob diese sich auch lohnen würde.
Ein Kellner führte sie zu einem kleinen Tisch im hinteren Teil des Lokals, wo sie noch einen Whisky tranken, während sie die Speisekarte studierten. Als der Kellner wiederkam, um die Bestellung aufzunehmen, wollte Debbie keine Vorspeise, sondern nur eine Piccata Milanese, und so bestellte Michael das gleiche für sich. Als sie bat, auch die Knoblauchbutter wegzulassen, stiegen Michaels Hoffnungen für den weiteren Verlauf des Abends.
„Wie geht’s Adrian?“ fragte sie.
,,Oh, gut wie gewöhnlich“, erwiderte Michael. „Er schickt Ihnen natürlich Grüße und Küsse.“ Er betonte das Wort Küsse.
„Wie schön, daß er sich noch an mich erinnert; richten Sie ihm bitte aus, daß ich ihm auch einen schicke. Was führt Sie diesmal nach New York, Michael? Wieder ein Film?“
„Nein. In New York hat zwar jeder zu tun, aber ich bin diesmal nur gekommen, um Sie zu sehen.“
„Um mich zu sehen?“
„Ja, ich mußte in Washington eine Sendung aufnehmen, aber ich wußte, damit könnte ich bis heute mittag fertig werden. Deshalb hatte ich so gehofft, daß Sie Zeit hätten, den Abend mit mir zu verbringen.“
„Ich fühle mich geschmeichelt.“
„Das ist aber die Wahrheit.“
Sie lächelte. Das Kalbfleisch wurde aufgetragen.
„Sieht gut aus“, sagte Michael.
„Schmeckt auch gut“, sagte Debbie. „Wann fliegen Sie zurück?“
„Leider schon morgen vormittag, mit der Elf-Uhr-Maschine.“
„Da haben Sie aber nicht viel Zeit.“
„Ich bin nur gekommen, um Sie wiederzusehen“, wiederholte Michael. Debbie kaute an ihrem Kalbfleisch. „Sagen Sie mir, Debbie, was bringt einen Mann auf den Irrsinnsgedanken, sich von Ihnen zu trennen?“
„Ach, etwas ganz Alltägliches, fürchte ich. Er hat sich in eine zweiundzwanzigjährige Blondine verliebt und seine zweiunddreißigjährige Frau sitzen lassen.“
„So ein Idiot. Er hätte doch mit der zweiundzwanzigjährigen Blondine eine Affaire haben und seiner zweiunddreißigjährigen Frau treu bleiben können.“
„Ist das nicht unvereinbar?“
„Nein, gar nicht, glaube ich. Jemand anderen begehrenswert zu finden, erscheint mir nicht unnatürlich. Schließlich dauert ein Leben ziemlich lange; da kann man doch kaum erwarten, daß ein Mann nie eine andere Frau begehrt.“
„Ich bin da nicht so sicher, daß ich Ihre Meinung teile“, sagte Debbie nachdenklich. „Ich wäre gerne einem einzigen treu geblieben.“
Verdammt, dachte Michael, das sind ja düstere Zukunftsaussichten.
„Fehlt er Ihnen?“ versuchte er es noch einmal.
„Ja, doch, manchmal. Es stimmt schon, was in diesen feinen Magazinen für Leute in mittleren Jahren steht; man fühlt sich oft ziemlich einsam, wenn man so plötzlich ganz auf sich selbst gestellt ist.“
Das klingt schon besser, dachte Michael und ertappte sich, wie er sagte: „Ja, das versteh ich gut, aber so jemand wie Sie wird wohl nicht sehr lange einsam bleiben.“
Debbie

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