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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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sagte nichts.
Michael füllte ihr Glas fast bis zum Rand und hoffte, es würde ihm gelingen, eine zweite Flasche zu bestellen, noch ehe sie den Hauptgang beendet hatten.
„Wollen Sie mich betrunken machen, Michael?“
„Wenn Sie meinen, daß es hilft“, lachte er.
Debbie lachte nicht. Michael versuchte es noch einmal.
„Waren Sie im Theater in letzter Zeit?“
„Ja, vorige Woche, in Evita. Ich fand es fabelhaft“ – wer hat dich da wohl ausgeführt, dachte Michael – , „aber meine Mutter ist mir im zweiten Akt glatt eingeschlafen“, fuhr sie fort. „Ich glaube, ich muß noch einmal hingehen, und zwar allein diesmal.“
„Wie gerne würde ich bleiben und mit Ihnen gehen.“
„Das wäre ein Spaß“, sagte sie.
„Statt dessen werde ich mich damit abfinden müssen, das Musical in London zu sehen.“
„Mit Ihrer Frau.“
„Ober, noch eine Flasche Wein.“
„Für mich bitte nicht, Michael, wirklich nicht.“
„Na, ein bißchen können Sie mir dabei schon helfen.“ Der Kellner zog sich zurück. „Kommen Sie manchmal nach England?“ fragte Michael.
„Nein, ich war nur einmal dort. Damals hat Roger, mein Exmann, die ganze Familie mitgenommen. Ich hab mich in das Land sofort verliebt. Es hat alle meine Erwartungen übertroffen, obwohl wir natürlich nur das unternommen haben, was man von amerikanischen Touristen erwartet. Tower, Buckingham Palace, danach Oxford und Stratford und anschließend dann noch eine Reise nach Paris.“
„Wie traurig, England so zu erleben; ich hätte Ihnen so viel mehr zeigen können.“
„Ich habe den Verdacht, daß Engländer, die nach Amerika kommen, auch nicht viel mehr sehen als New York, Washington, Los Angeles und, wenn’s hoch kommt, San Francisco.“
„Das stimmt“, sagte Michael, der nicht widersprechen wollte. Der Kellner trug die leeren Teller weg.
„Kann ich Sie zu einem Dessert verführen, Debbie?“
„Nein, nein, ich versuche gerade ein bißchen abzunehmen.“
Sanft legte Michael ihr die Hand um die Hüfte. „Das haben Sie doch nicht nötig“, sagte er. „Sie sind von jenem Stoff, aus dem die Träume sind.“
Sie lachte. Er lächelte.
„Trotzdem nur Kaffee für mich, bitte.“
„Einen kleinen Kognak?“
„Nein, danke, nur Kaffee.“
„Schwarz?“
„Schwarz.“
„Zweimal Kaffee, bitte“, sagte Michael.
„Hätte ich Sie nur anderswo hingeführt, wo es ein bißchen stiller ist und man nicht so im Schaufenster sitzt“, sagte er, als er sich wieder Debbie zuwandte.
„Warum?“
Michael nahm ihre Hand in die seine. Sie fühlte sich kalt an. „Ich hätte Ihnen gerne manches gesagt, was die Leute am Nebentisch nicht zu hören brauchen.“
„Die Leute in diesem Restaurant können Sie gar nicht schockieren, Michael, was Sie auch sagen.“
„Also gut. Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?“
„Das nicht, aber ich glaube schon, daß einem jemand gefallen kann, den man zum erstenmal sieht.“
„Dann muß ich Ihnen gestehen, daß es mir mit Ihnen so gegangen ist.“
Wiederum sagte sie nichts.
Der Kaffee wurde gebracht, und Debbie entzog ihm ihre Hand, um einen Schluck zu trinken. Michael tat das gleiche.
„An dem Abend, an dem wir beide einander trafen, Debbie, waren wenigstens hundertfünfzig Frauen im Saal, und doch konnte ich meine Augen nicht von Ihnen losreißen.“
„Auch nicht während des Films?“
„Den blöden Film hatte ich schon mindestens hundertmal gesehen. Angst hatte ich nur, daß ich Sie vielleicht nie mehr sehen würde.“
„Ich bin gerührt.“
„Aber wieso denn? So was muß Ihnen doch immer wieder passieren.“
„Hie und da schon“, sagte sie. „Aber seit mein Mann mich verlassen hat, habe ich niemanden mehr wirklich ernst genommen.“
„Das tut mir leid, Debbie.“
„Keine Ursache. Es ist nur nicht so leicht, darüber hinwegzukommen, wenn man mit jemandem zehn Jahre lang zusammengelebt hat. Ich glaube nicht recht, daß es viele frisch geschiedene Frauen gibt, die bereitwillig mit dem erstbesten Mann, der daherkommt, ins Bettchen hüpfen, wie einem das in allen neueren Filmen weisgemacht wird.“
Michael haschte wieder nach ihrer Hand und fühlte den brennenden Wunsch, daß sie ihn nicht zu dieser Sorte Männern zählte.
„Es war ein so schöner Abend. Wollen wir nicht noch ins Carlyle gehen und uns dort Bobby Short anhören?“ Michaels Freund bei der ABC-Film hatte ihm einen Revierwechsel empfohlen, falls er hochfliegende Pläne haben sollte.
„Ja, das würde ich auch gerne tun“, sagte Debbie.
Michael verlangte

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