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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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zwischen zwei ausgezeichneten Kandidaten, dem Direktor unserer Überseeabteilung, Mr. Anthony Simmons, und dem Direktor der amerikanischen Investitionsabteilung, Mr. William Kane. Beide sind Ihnen, meine Herren, gut bekannt, und ich habe nicht die Absicht, im einzelnen auf die Verdienste der beiden Kandidaten einzugehen. Statt dessen bat ich jeden Kandidaten, dem Aufsichtsrat darzulegen, wie er die Zukunft von Kane and Cabot sieht, würde er zum Präsidenten gewählt.«
    William stand zuerst auf - das hatten die zwei Bewerber am Vorabend durch eine Münze entschieden - und sprach zwanzig Minuten lang. Er erklärte in allen Einzelheiten, daß es sein Ehrgeiz sein würde, neue Tätigkeitsfelder für die Bank zu erschließen. Im besonderen wolle er die Basis der Bank erweitern und von dem wirtschaftlich schwachen New England weg zum Zentrum des Bankwesens tendieren, das sich seiner Meinung nach jetzt in New York befinde. Er erwähnte sogar die Möglichkeit, eine Holdinggesellschaft zu gründen, die sich auf kommerzielle Bankgeschäfte konzentrieren sollte - ein Vorschlag, über den einige der älteren Aufsichtsratmitglieder ungläubig den Kopf schüttelten. Die Bank sollte an eine Erweiterung denken, um mit der neuen Generation amerikanischer Finanzleute Schritt halten und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer der großen finanziellen Institutionen der Vereinigten Staaten werden zu können. Als er sich setzte, war er zufrieden über das beifällige Gemurmel. Im großen und ganzen hatte der Aufsichtsrat seine Rede positiv aufgenommen.
    Tony Simmons schlug einen wesentlich konservativeren Ton an: Die Bank solle in den nächsten Jahren ihre Stellung konsolidieren, nur sorgfältig ausgewählte Gebiete bearbeiten und sich im großen und ganzen an die traditionelle Art der Bankführung halten, die Kane and Cabot den Ruf verschafft hatte, dessen sie sich heute erfreute. Er habe aus dem Börsenkrach gelernt und das Wichtigste sei ihm, so fügte er unter allgemeinem Gelächter hinzu, daß Kane and Cabot bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überlebe. Tony sprach vorsichtig und mit einer Autorität, über die William, dessen wurde er sich bewußt, noch nicht verfügte. Als Tony sich setzte, hatte William keine Ahnung, für wen der Aufsichtsrat sich entscheiden würde, obwohl er immer noch glaubte, daß die Majorität eine Expansion einem Stillstand vorziehen würde.
    Alan Lloyd teilte den anderen Direktoren mit, daß weder er noch die zwei Bewerber ihre Stimmen abgeben würden. Die vierzehn Mitglieder erhielten kleine Stimmzettel, die sie ausfüllten und Alan zurückgaben. Dieser begann langsam zu zählen. William stellte fest, daß er nicht imstande war, von seinem vollgekritzelten Notizblock aufzuschauen, der deutlich den Abdruck seiner feuchten Hand zeigte. Als Alan die Stimmen ausgezählt hatte, wurde es ganz still im Saal. Sechs Stimmen für Kane, sechs Stimmen für Simmons, zwei Stimmenthaltungen, verkündete er. Die Aufsichtsräte begannen miteinander zu flüstern, und Alan bat um Ruhe. In der darauffolgenden Stille holte William tief und hörbar Atem.
    Alan Lloyd machte eine kleine Pause, dann sagte er: »Unter diesen Umständen halte ich es für richtig, nochmals abzustimmen. Wenn einer der Anwesenden, der sich beim erstenmal der Stimme enthalten hat, diesmal einem der Kandidaten seine Stimme gibt, hätte einer der Bewerber die Majorität.«
    Die kleinen Zettel wurden nochmals verteilt. Diesmal konnte William nicht einmal zuschauen. Während die Herren ihre Entscheidung niederschrieben, lauschte er dem Kratzen der Stahlfedern auf dem Papier. Wieder wurden die Stimmzettel zurückgegeben. Wieder öffnete Alan sie langsam, einen nach dem anderen, und jetzt rief er beim Lesen die Namen aus.
    William Kane.
Anthony Simmons, Anthony Simmons, Anthony Simmons. Drei zu eins für Tony.
William Kane, William Kane.
Anthony Simmons.
William Kane, William Kane, William Kane. Sechs zu vier für
    William.
Anthony Simmons, Anthony Simmons.
William Kane.
Sieben zu sechs für William.
    Es schien William, der den Atem anhielt, als brauche Alan Lloyd hundert Jahre, um den letzten Stimmzettel zu öffnen.
     
    »Anthony Simmons«, sagte er. »Die Abstimmung ergibt sieben zu sieben, meine Herren.«
    William wußte, daß es jetzt an Alan war, die entscheidende Stimme abzugeben; und obwohl Alan nie erwähnt hatte, wem seine Unterstützung gehörte, hatte William immer angenommen, daß Alan ihm seine Stimme geben

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