Archer Jeffrey
sei, ohne nähere Details anzugeben. Der Polizist rief seinen diensthabenden Vorgesetzten an und berichtete ihm sachlich, was er erfahren hatte. Die Stadtpolizei von Washington hat jährlich mit über sechshundert Morden zu tun.
Ärzte und Schwestern standen herum und warteten ungeduldig; sie würden noch lange warten müssen. Professionelle Geschäftigkeit schien die Panik abgelöst zu haben. Mark wußte immer noch nicht, was er tun und an wen er sich wenden sollte. Wo war Calvert? Wo zum Teufel waren alle? Wieder ging er zu dem Polizeibeamten, der den Umstehenden erklärte, warum niemand das Zimmer betreten durfte. Sie waren nicht überzeugt, aber sie warteten. Mark sagte ihm, daß er im Field Office zu finden sein würde. Er deutete immer noch nicht an, warum Casefikis so wichtig gewesen war. Der Polizist hatte das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Die Mordkommission mußte jeden Augenblick eintreffen. Er sagte Mark, daß man sich im Laufe der Nacht mit ihm in Verbindung setzen würde. Mark nickte und ging. Er holte das rote Polizeilicht aus seinem Wagen und befestigte es auf dem Dach. Er wollte mit Höchstgeschwindigkeit zum Büro zurückfahren, zu Menschen, die er kannte, zur Realität, zu Leuten, die diesen Alptraum durchschauen würden.
Mark schaltete das Funkgerät ein. »WFO 180 spricht. Bitte versuchen Sie, Mr. Stames und Mr. Calvert zu fi nden. Dringend. Ich bin auf der Fahrt zum Field Office.«
»Ja, Mr. Andrews.«
»WFO 180 Ende.«
Zwölf Minuten später kam er beim Washington Field Office an.
Er parkte das Auto und lief zum Fahrstuhl. Ein Beamter brachte ihn hinauf. Er stürzte hinaus.
»Aspirin, Aspirin! Wer zum Teufel hat heute nacht Dienst?«
»Nur ich. Ich bin allein«, antwortete Aspirin und schaute ihn leicht gelangweilt über den Rand seiner Brille an. »Was ist los?«
»Wo ist Stames? Wo ist Calvert?« fragte Mark.
»Sie sind vor mehr als einer Stunde nach Hause gegangen.«
Du lieber Himmel, was sollte er jetzt tun? Aspirin war keiner, dem man sich gern anvertraute, aber er war der einzige, bei dem Mark sich Rat holen konnte. Stames hatte ihn zwar ausdrücklich angewiesen, niemanden gegenüber ein Wort verlauten zu lassen, ehe sie mit dem Direktor gesprochen hatten, aber das hier war ein Notfall. Ohne irgendwelche Details zu verraten, wollte er nur herausfi nden, was ein Hoover-Mann in einer solchen Situation getan hätte.
»Ich muß Stames und Calvert finden, wo immer sie sind. Irgendwelche Vorschläge?«
»Nun, zuallererst: Haben Sie es über alle Autofunkgeräte versucht?« fragte Aspirin.
»Ich habe Polly darum gebeten. Werde es wieder versuchen.«
Mark rief sie rasch an. »Polly, konnten Sie Mr. Stames oder Mr. Calvert in ihren Autos erreichen?«
»Ich versuche es immer noch, Sir.«
Er wartete endlos. Endlos. Und nichts geschah. »Was ist los, Polly? Was ist los?«
»Ich tue mein möglichstes, Sir. Ich bekomme nur einen Summton.«
»Versuchen Sie eins, zwei, drei und vier. Versuchen Sie alle Kanäle!«
»Ja, Sir. Ich kann immer nur einen versuchen. Wir haben vier Kanäle, und ich kann immer nur einen zur gleichen Zeit versuchen.«
Mark spürte, daß er in Panik geriet. Es war Zeit, sich niederzusetzen und ruhig nachzudenken. Das war nicht das Ende der Welt – oder doch?
»Sie melden sich weder auf eins noch auf zwei. Warum sollten sie mitten in der Nacht auf drei oder vier sein? Sie fahren doch nur nach Hause.«
»Mit ist egal, wo sie hinfahren. Ich will sie finden. Versuchen Sie es nochmals!«
»Okay, okay.« Sie versuchte Kanal drei. Sie versuchte vier. Um die verschlüsselten Kanäle fünf und sechs zu benutzen, brauchte sie eine Genehmigung. Mark blickte Aspirin an. Der diensthabende Beamte durfte die Gene hmigung erteilen.
»Das ist ein Notfall – ich schwöre Ihnen, das ist ein Notfall!«
Aspirin gab Polly Anweisung, fünf und sechs zu versuchen. Fünf und sechs sind Kanäle der Fernmeldezentrale des Bundes zum FBI. Sie laufen unter der Abkürzung KGB; es erheiterte stets die FBI-Beamten, KGB als Rufcode ihres Netzes zu haben. Im Augenblick schien es Mark nicht besonders komisch. Keine Antwort auf KGB fünf. Keine Antwort auf KGB sechs. Und jetzt, was, lieber Gott? Was? Wohin sollte er sich jetzt wenden? Aspirin schaute ihn fragend an; offensichtlich war er nicht darauf erpicht, da hineinverwickelt zu werden.
»Ihre Gleichgültigkeit wird mir nicht helfen, Mr. Stames zu finden«, sagte Mark, der um seine Fassung kämpfte. »Aber es macht nichts, lösen Sie ruhig Ihr Kreuzworträtsel
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