Archer Jeffrey
ihm kaum eine ordentliche Auskunft bekommen. Manchmal frage ich mich, auf welcher Seite der CIA eigentlich steht. 1980 tauchte Gerbach in New York auf, aber darüber gibt es nur Gerüchte, nichts Definitives. Es würde uns helfen, wenn er noch am Leben wäre.«
Mark dachte an die durchschnittenen Kehlen im Woodrow-Wilson-Hospital.
»Wir haben noch eine andere interessante Tatsache über den Zusammenstoß herausgefunden: In beiden Hinterreifen von Stames und Calverts Auto sind kleine Löcher. Sie könnten von dem Sturz über die Böschung stammen, aber unsere Leute im Labor halten es für Einschüsse. Wenn dem so ist, dann ist Wyatt Earp ein Waisenknabe dagegen.«
Der Direktor betätigte die Sprechanlage. »Lassen Sie bitte stellvertretenden Direktor Rogers kommen, Mrs. McGregor.«
»Ja, Sir.«
»Seine Leute haben das Party-Service gefunden, für das Casefikis gearbeitet hat. Vielleicht hilft es uns in irgendeiner Weise weiter.«
Der stellvertretende Direktor klopfte und trat ein. Tyson wies auf einen leeren Stuhl. Rogers lächelte Mark zu und setzte sich.
»Los, Matt.«
»Nun, Sir, der Besitzer des Golden Duck war nicht eben kooperativ. Dachte offenbar, wir wollten ihn wegen Umgehung der Arbeitserlaubnis anzeigen. Ich drohte, sein Lokal zu schließen, wenn er nicht redet. Schließlich gab er zu, einen Mann angestellt zu haben, auf den Casefikis’ Beschreibung zutrifft. Am 24. Februar schickte er Casefikis als Kellner zu einem kleinen Lunch in einem der Extrazimmer des Georgetown Inn in der Wisconsin Avenue. Der Mann, der die Sache abwickelte, hieß Lorenzo Rossi. Er wollte unbedingt einen Kellner, der kein Englisch spricht. Zahlte bar. Wir haben Rossi durch alle Computer laufen lassen – nichts. Offenbar ein falscher Name. Gleiche Geschichte im Georgetown Inn. Der Besitzer gab an, daß der Raum von einem Mr. Rossi für den 24. Februar gemietet worden sei; Essen sollte bereitgestellt werden, aber keine Bedienung. Vorauszahlung in bar. Rossi war etwa einen Meter siebzig groß, hatte dunkle Haut, keine besonderen Merkmale, dunkles Haar und eine Sonnenbrille. Der Besitzer hielt ihn für einen Italiener. Niemand in dem Hotel hatte eine Ahnung oder scherte sich darum, wer an diesem Tag in diesem Zimmer zum Lunch kam. Alles in allem bringt uns das kaum weiter.«
»Nein, wenn wir fünf Jahre Zeit hätten«, sagte der Direktor, »und nicht fünf Tage, könnten wir jeden Italiener, auf den die Beschreibung paßt, verhören. Haben Sie im Krankenhaus etwas Neues erfahren, Matt?«
»Dort ist ein teuflisches Durcheinander, Sir. Die Leute kommen und gehen den ganzen Tag und die halbe Nacht. Das Personal arbeitet im Turnus; die Leute kennen nicht einmal ihre eigenen Kollegen. Man könnte dort ruhig den ganzen Tag mit einer Fackel in der Hand herumwandern, und niemand würde einen fragen, was man zu tun beabsichtigt.«
»So habe ich es mir vorgestellt«, sagte Tyson. »Und Sie, Andrews, was haben Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden gemacht?«
Mark öffnete seine blaue Plastikmappe. Er berichtete, daß zweiundsechzig Senatoren auf der Verdächtigtenliste übriggeblieben waren, während die restlichen achtunddreißig die Stadt am 24. Februar mit ziemlicher Sicherheit verlassen hatten. Er reichte die Liste dem Direktor, der einen Blick darauf warf.
»Immer noch ziemlich viele große Fische in dem trüben Teich, Andrews. Weiter.«
Mark schilderte seine Begegnung mit dem griechischorthodoxen Priester im Hospital. Er erwartete eine scharfe Rüge, weil er sich nicht sofort an die Sache mit dem Bart erinnert hatte, und er wurde nicht enttäuscht. Nachdem er seinen Rüffel eingesteckt hatte, fuhr er fort: »Ich treffe Pater Gregory heute um acht Uhr und wollte nachher Casefikis’ Witwe besuchen. Ich nehme an, daß keiner von beiden uns sehr weiterhelfen wird, dachte aber, daß Sie diese Spur weiter verfolgt sehen möchten, Sir. Danach hatte ich die Absicht, in die Kongreßbibliothek zurückzugehen und festzustellen, warum einer dieser zweiundsechzig Senatoren Präsidentin Kane tot sehen möchte.«
»Teilen Sie die Senatoren zunächst in Kategorien ein«, sagte der Direktor. »Zuerst nach ihrer Parteizugehörigkeit, dann nach Komitees, dann nach außerberuflichen Interessen und schließlich nach persönlicher Bekanntschaft mit der Präsidentin. Vergessen Sie nicht, Andrews, wir wissen, daß unser Mann am 24. Februar zum Lunch in Georgetown war, und das sollte die Zahl einschränken.«
»Aber vermutlich waren alle am 24. Februar
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