Archer Jeffrey
zu konzentrieren. Er war größer als ich, also war er größer als einen Meter achtzig. Er war dunkel, oder war das nur das Priestergewand? Nein, er hatte dunkles Haar, er hatte eine große Nase, Augen, nein, an die Augen erinnere ich mich nicht, er hatte eine große Nase, ein breites Kinn, ein breites Kinn. Mark schrieb alles, was ihm einfiel, nieder. Ein großer, schwerer Mann, größer als ich, große Nase, breites Kinn, große Nase, breites … Er sackte zusammen. Sein Kopf fiel auf den Schreibtisch, und er schlief.
7
Samstag, 5. März 6 Uhr 32
Mark war aufgewacht, aber er war nicht munter. Unzusammenhängende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Das erste, was ihm in den Sinn kam, war Elizabeth; er lächelte. Der zweite Gedanke galt Nick Stames; er runzelte die Stirn. Sein dritter Gedanke war der Direktor. Mark erwachte endgültig, setzte sich auf und versuchte festzustellen, wie spät es war. Er konnte nur den Sekundenzeiger sehen. Sechs Uhr fünfunddreißig. Du lieber Gott. Er fuhr vom Stuhl auf, sein Hals war steif und der Rücken schmerzte. Er war immer noch angezogen. Blitzschnell zog er sich aus, lief ins Badezimmer und unter die Dusche, ohne sich die Zeit zu nehmen, die Temperatur zu regulieren. Verdammt kalt. Wenigstens weckte die Kälte ihn auf und ließ ihn Elizabeth vergessen! Er sprang aus der Duschkabine und griff nach einem Handtuch. Sechs Uhr vierzig. Er schmierte sich den Rasierschaum ins Gesicht, rasierte sich und schnitt sich dreimal. Das Rasierwasser brannte scheußlich. Er zog sich an: sauberes Hemd, dieselben Manschettenknöpfe wie gestern, saubere Socken, dieselben Schuhe, sauberer Anzug, dieselbe Krawatte. Ein rascher Blick in den Spiegel. Zwei Schnitte bluteten noch. Verdammt. Er stopfte die Papiere, die auf seinem Schreibtisch lagen, in die Aktenmappe und lief zum Fahrstuhl. Zum ersten Mal Glück: Er mußte nicht warten – hinunter. Sechs Uhr sechsundvierzig.
»Hallo, Simon.«
Der junge Schwarze bewegte sich nicht. Er döste in dem kleinen Zimmer neben dem Garageneingang.
»Morgen, Mark. Jesus, Maria, ist es schon acht Uhr?«
»Nein, dreizehn Minuten vor sieben.«
»Was treiben Sie um diese Zeit? Schwarzarbeit?« fragte Simon, rieb sich die Augen und übergab ihm die Schlüssel. Mark lächelte, hatte jedoch keine Zeit zu antworten. Simon döste weiter.
Das Auto sprang sofort an. Verläßlich, dieser Mercedes. Fahre auf die Straße. Sechs Uhr achtundvierzig. Muß die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten. Niemals das Bureau in Verlegenheit bringen. Auf der Sechsten Straße von einer Ampel aufgehalten; sechs Uhr fünfzig. Kreuze GStreet, die Siebente hinauf, wieder Ampeln. Überquere Independence Avenue; sechs Uhr dreiundfünfzig. Ecke Siebente – Pennsylvania. Kann das FBI-Gebäude sehen; sechs Uhr fünfundfünfzig. Rampe hinunter, parken, dem Garagen Wächter den Ausweis zeigen, zum Fahrstuhl laufen; sechs Uhr siebenundfünfzig. Hinauf zur siebenten Etage; sechs Uhr achtundfünfzig. Den Korridor entlang, nach rechts, Zimmer 7074. Direkt hinein, an Mrs. McGregor vorbei, wie befohlen. Sie blickt kaum auf. An die Tür des Direktors klopfen; keine Antwort; hineingehen, wie befohlen. Kein Direktor; sechs Uhr neunundfünfzig. In einen Schaukelstuhl fallen. Direktor wird sich verspäten; befriedigtes Lächeln. Dreißig Sekunden vor sieben; gleichgültig im Zimmer umherblicken, als warte man seit Stunden. Blick auf die alte Standuhr. Schlägt einmal, zweimal, dreimal – siebenmal.
Die Tür öffnete sich und der Direktor trat ein. »Guten Morgen, Andrews.« Er sah nicht Mark, sondern die Standuhr an. »Sie geht immer ein wenig voraus.« Stille. Die Turmuhr des alten Postgebäudes schlug sieben.
Der Direktor setzte sich in seinen Sessel; wieder packten die großen Hände den kleinen Schreibtisch.
»Wir wollen mit meinen Neuigkeiten anfangen, Andrews. Wir haben eben etwas über den Lenker des Lincoln erfahren, der zugleich mit Stames und Calvert in den Potomac stürzte.«
Der Direktor öffnete eine neue Mappe mit der Aufschrift »Geheim« und begutachtete den Inhalt. Was war in der Mappe, das Mark nicht wußte und erfahren sollte?
»Nichts wirklich Aufschlußreiches. Hans-Dieter Gerbach, Deutscher. Bonn hat uns benachrichtigt, daß er bis vor fünf Jahren ein kleiner Fisch in der Münchner Unterwelt war. Dann verloren sie seine Spur. Es gibt Hinweise, daß er sich in Rhodesien aufhielt und eine Weile mit dem CIA zusammenarbeitete. Der CIA hilft uns nicht; vor Donnerstag werden wir von
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