Archer Jeffrey
Mark waren ungefähr gleich alt. Sie hatte keine Heimat, und jetzt hatte sie auch keinen Mann mehr. Was würde mit ihr geschehen? Mark hatte sich allein gefühlt, aber bestimmt war er besser dran als diese bedauernswerte Frau. Ihr Englisch war besser als das ihres Mannes. Es seien bereits zwei Polizisten bei ihr gewesen, und sie habe ihnen gesagt, daß sie nichts wisse. Zuerst dem netten Stadtpolizisten, der ihr die Todesnachricht gebracht und so verständnisvoll gewesen war, dann dem Beamten von der Mordkommission, der ein wenig später gekommen und viel energischer gewesen war; er hatte Dinge wissen wollen, von denen sie keine Ahnung hatte. Und jetzt ein Besuch vom FBI! Ihr Mann hatte niemals Schwierigkeiten gehabt, und sie wußte nicht, wer auf ihn geschossen hatte und warum. Er war ein sanfter harmloser Mann gewesen. Mark glaubte ihr. Er versicherte ihr auch, daß sie im Augenblick keinen Grund habe, sich Sorgen zu machen, und daß er persönlich mit der Einwanderungs- und der Fürsorgebehörde sprechen wolle, um ihr eine Unterstützung zu verschaffen. Es schien sie ein wenig aufzuheitern und etwas mitteilsamer zu machen.
»Bitte denken Sie jetzt genau nach, Mrs. Casefikis. Haben Sie eine Ahnung, wo Ihr Mann am 23. oder 24. Februar, Mittwoch oder Donnerstag letzter Woche, arbeitete? Erzählte er irgend etwas über seine Arbeit?«
Sie hatte keine Ahnung. Angelo erzählte ihr niemals, was er machte, und meistens fand er nur Gelegenheitsarbeiten, weil er als illegaler Einwanderer ohne Aufenthaltserlaubnis keine längere Anstellung riskieren konnte. Mark kam nicht weiter, aber das lag nicht an Mrs. Casefikis.
»Werde ich in Amerika bleiben dürfen?«
»Ich werde tun, was in meinen Kräften steht, um Ihnen zu helfen, das verspreche ich, Mrs. Casefikis. Ich werde mich an einen mir bekannten griechisch-orthodoxen Priester wenden, um Ihnen ein wenig Geld zu verschaffen, bis ich mit der Fürsorgebehörde gesprochen habe.«
Mark war enttäuscht, daß er weder von Pater Gregory noch von Ariana Casefikis brauchbare Informationen erhalten hatte, und wandte sich zum Gehen.
»Der Priester hat mir schon Geld gegeben.«
Mark blieb abrupt stehen, wandte sich um und sah sie an. Er versuchte, sein Interesse zu verbergen.
»Was für ein Priester war das?« fragte er beiläufig.
»Er sagte, er will helfen. Mann, der mich gestern besuchte. Netter Mann, sehr nett, sehr freundlich. Er gibt mir fünfzig Dollar.«
Mark fröstelte. Wieder war der unsichtbare Gegner ihm zuvorgekommen. Pater Gregory hatte recht: Der Mann hatte etwas Professionelles an sich.
»Können Sie ihn beschreiben, Mrs. Casefikis?«
»Was meinen Sie?«
»Wie sah er aus?«
»Oh, er war ein großer Mann, sehr dunkel, glaub ich.«
Mark bemühte sich, lässig zu erscheinen. Es mußte der Mann sein, der an ihm vorbei aus dem Lift gestürmt war; der Mann, der Pater Gregory davon abgehalten hatte, ins Hospital zu fahren, und der, hätte Mrs. Casefikis irgend etwas über das Komplott gewußt, sie ohne Zögern ihrem Mann ins Jenseits nachgeschickt hätte.
»Hatte er einen Bart, Mrs. Casefikis?«
»Ja, natürlich. Alle haben Bart.« Sie zögerte. »Aber ich erinnere mich nicht an Bart.«
Mark bat sie, das Haus unter keinen Umständen zu verlassen. Er entschuldigte sich und erklärte, zur Einwanderungs- und Fürsorgebehörde zu gehen. Es fiel ihm bereits leicht zu lügen. Von dem glattrasierten griechischorthodoxen Priester konnte er manches lernen.
Mark sprang ins Auto und fuhr ein paar hundert Meter zur nächsten Telefonzelle in der Georgia Avenue. Er wählte die Privatnummer des Direktors. Der Direktor meldete sich.
»Julius.«
»Welche Nummer haben Sie?« fragte der Direktor.
Dreißig Sekunden später schellte das Telefon und Mark berichtete gewissenhaft.
»Ich schicke Ihnen sofort einen Polizeizeichner. Gehen Sie zurück, Andrews, und leisten Sie Mrs. Casefikis weiter Gesellschaft. Und denken Sie nach; ich möchte diese fünfzig Dollar haben. War es eine Note oder mehrere? Vielleicht finden wir einen Fingerabdruck.« Der Direktor hängte ein. Mark runzelte die Stirn. Wenn der falsche Priester ihm nicht voraus war, dann war es der Direktor.
Mark kehrte zu Mrs. Casefikis zurück und sagte ihr, daß sich die Behörden ihres Falles annehmen würden, und zwar an höchster Stelle. Er notierte sich, daß er bei der nächsten Zusammenkunft mit dem Direktor darüber sprechen mußte. In lockerem Gesprächston stellte er die nächste Frage.
»Sind Sie sicher, daß es fünfzig Dollar
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