Archer Jeffrey
muss sich einem Disziplinarausschuss stellen«, lamentierte Jimmy. Sie saßen am Fußende von Fletchers Bett. »Dabei sollte nur ich den Zorn des Ethikkomitees über mich ergehen lassen.«
Fletcher versuchte, seinen Freund zu beruhigen, aber er hatte ihn noch nie so erbost gesehen. »Warum begreifen die nicht, dass es kein Verbrechen ist, sich zu verlieben?«
»Ich denke, sie machen sich eher Sorgen über die Folgen, wenn es andersherum abläuft«, sagte Fletcher.
»Wie meinst du das?« Jimmy sah auf.
»Die Verwaltung macht sich echte Sorgen, wenn männliche Lehrkräfte junge, leicht zu beeindruckende Studentinnen ausnutzen.«
»Aber merken sie denn nicht, wenn es echt ist?«, fragte Jimmy. »Jeder sieht doch, dass ich Joanna anbete, und ihr geht es mit mir genauso.«
»Vielleicht hätten sie sich in eurem Fall sogar blind gestellt, wenn ihr beide es nicht an die Öffentlichkeit getragen hättet.«
»Gerade du solltest doch respektieren, dass Joanna sich weigert, in dieser Sache unaufrichtig zu sein«, erklärte Jimmy.
»Das tue ich ja auch«, meinte Fletcher, »aber angesichts der Universitätsregeln hat sie den Behörden keine andere Wahl gelassen, als auf diese Ehrlichkeit zu reagieren.«
»Dann müssen eben die Regeln geändert werden«, erklärte Jimmy.
»Joanna denkt, dass man als Lehrer seine wahren Gefühle nicht verheimlichen darf. Sie will sicherstellen, dass die nächste Generation sich nicht mit derselben Zwangslage konfrontiert sieht.«
»Jimmy, ich bin ja deiner Meinung, aber ich kenne Joanna. Sie wird sich eingehend mit diesen Regeln beschäftigt haben und hat sicher auch eine eigene Meinung zu Regel 17b.«
»Natürlich hat sie das, aber Joanna wird sich nicht verloben, nur um es dem Ausschuss leicht zu machen.«
»Was für eine Frau! Und du hast sie gefragt, ob du ihre Bücher tragen darfst«, scherzte Fletcher.
»Erinnere mich nicht daran«, erwiderte Jimmy. »Du weißt, dass man ihr jetzt zu Beginn und zum Ende jeder Vorlesung zujubelt.«
»Wann wird dieses Ethikkomitee seine Entscheidung fällen?«
»Nächsten Mittwoch um zehn Uhr. Das wird ein großer Tag für die Medien. Ich wünschte nur, mein Vater würde sich im Herbst nicht zur Wiederwahl stellen.«
»Ich würde mir keine Sorgen um deinen Vater machen«, wiegelte Fletcher ab. »Ich wette, er hat schon eine Möglichkeit gefunden, dieses Problem zu seinem Vorteil zu nutzen.«
*
Nat hätte nie erwartet, mit seinem Kommandeur persönlich in Kontakt zu kommen, und das wäre auch nie geschehen, hätte seine Mutter nicht auf dem für den Colonel reservierten Platz geparkt. Als Nats Vater das Schild KOMMANDANT entdeckte, schlug er einen raschen Rückzug vor. Susan setzte etwas zu schnell aus der Parklücke zurück und stieß mit dem Jeep von Colonel Tremlett zusammen, der gerade einparken wollte.
»Oh mein Gott«, rief Nat und sprang aus dem Wagen.
»So weit würde ich nicht gehen«, sagte Tremlett. »Colonel genügt.«
Nat stand still und salutierte, während sein Vater verstohlen die Orden des Kommandanten betrachtete. »Wir müssen zusammen gedient haben«, sagte er und starrte auf den rotgrünen Orden inmitten all der Auszeichnungen auf Tremletts Brust. Der Colonel sah von der Delle in seiner Stoßstange auf. »Ich war mit der Achtzigsten in Italien«, führte Nats Vater aus.
»Ich hoffe, Sie haben die Sherman-Panzer besser manövriert als Sie Auto fahren«, scherzte der Colonel, als die beiden Männer sich die Hand schüttelten. Michael erwähnte nicht, dass seine Frau am Steuer gesessen hatte. Tremlett sah Nat an. »Cartwright, nicht wahr?«
»Ja, Sir.« Nat war überrascht, dass der Kommandant seinen Namen kannte.
»Es sieht so aus, als ob Ihr Sohn nächste Woche seinen Abschluss als Klassenbester machen wird«, sagte Tremlett und wandte sich wieder an Nats Vater. Er schwieg kurz. »Ich habe möglicherweise einen Auftrag für ihn«, fügte er ohne Erklärung hinzu. »Melden Sie sich morgen früh um acht in meinem Büro, Cartwright.« Der Colonel lächelte Nats Mutter an, schüttelte Nats Vater noch einmal die Hand und wandte sich dann an Nat. »Wenn ich heute Abend noch eine Delle in dieser Stoßstange vorfinde, Cartwright, dann können Sie Ihren nächsten Heimaturlaub vergessen.« Der Colonel zwinkerte Nats Mutter zu, während der Junge erneut stillstand und salutierte.
Den Nachmittag verbrachte Nat auf Händen und Knien, mit einem Hammer und einem Eimer Tarnfarbe.
Am folgenden Morgen traf Nat um sieben Uhr fünfundvierzig im Büro des
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