Archer Jeffrey
sie einem gestrandeten Wal ähnelt. Und falls sie auf verrückte Ideen kommt, dann spiel einfach mit.«
»Als da wären?«, fragte Fletcher.
»Joanna hat mit Vorliebe jeden Abend vor dem Schlafengehen ein Pfund Schokoladeneis verspeist, also habe ich eben auch ein
Eis gegessen. Und wenn sie mitten in der Nacht aufwachte, wollte sie oft noch mehr Eis.«
»Das muss ein echtes Opfer gewesen sein«, spottete Fletcher. »Das war es allerdings, denn dem Eis folgte unweigerlich ein Löffel Lebertran.«
Fletcher lachte. »Erzähl weiter«, bat er, während sie sich dem Andersen-Gebäude näherten.
»Annie wird bald Schwangerschaftskurse besuchen und die Dozentinnen empfehlen für gewöhnlich, dass die Ehemänner anwesend sein sollten, damit sie zu schätzen lernen, was ihre Frauen durchmachen müssen.«
»Das würde mir alles nichts ausmachen«, meinte Fletcher. »Schon gar nicht die Eiscreme.« Sie stiegen die Stufen hoch und gingen durch die Schwingtüren.
»Bei Annie könnten es genauso gut Zwiebeln oder saure
Gurken sein«, warnte Jimmy.
»Dann wäre ich wahrscheinlich nicht so begeistert.« »Und dann noch die Geburtsvorbereitung. Wer wird Annie
dabei helfen?«
»Mom schlug vor, sie solle Miss Nichol, meine alte Nanny,
aus der Pensionierung zurückholen, aber Annie wollte davon nichts hören. Außerdem ist sie fest entschlossen, das Kind später ohne Hilfe großzuziehen.«
»Joanna hätte bei Miss Nichol sofort zugegriffen. Soweit ich mich an die alte Dame erinnere, hätte sie nicht nur die Windeln gewechselt, sondern auch noch das Kinderzimmer gestrichen.«
»Wir haben kein Kinderzimmer«, sagte Fletcher. »Nur eine
Abstellkammer.«
»Dann wird das von heute an das Kinderzimmer und Annie
wird erwarten, dass du es neu streichst, während sie loszieht und
sich eine neue Garderobe kauft.«
»Sie hat schon mehr als genug Kleider«, erklärte Fletcher. »Keine Frau hat mehr als genug Kleider«, korrigierte Jimmy.
»Und in ein paar Monaten passt sie ohnehin in keines mehr.« »Ich sehe mich wohl besser gleich nach einer Stelle als Kellner
oder Barkeeper um«, seufzte Fletcher, als sie den Korridor entlanggingen.
»Aber dein Vater wird doch sicher …«
»Ich habe nicht vor, mein ganzes Leben lang meinen Vater anzuschnorren.«
»Wenn mein Vater so viel Geld hätte«, meinte Jimmy, »würde ich nie arbeiten.«
»Doch, das würdest du«, widersprach Fletcher, »sonst hätte Joanna sich nie damit einverstanden erklärt, dich zu heiraten.«
»Ich denke nicht, dass du als Barkeeper enden wirst, Fletcher, denn nach deinem Triumph im Kirsten-Fall kannst du dir die Ferienjobs aussuchen. Und wenn ich eines über meine Babyschwester weiß, dann dass sie nichts zwischen dich und dein Abschneiden als Jahrgangsbester kommen lassen wird.« Jimmy schwieg kurz. »Warum lässt du mich nicht ein Wort mit meiner Mutter wechseln? Sie hat Joanna bei vielen Sachen geholfen.« Er schwieg erneut. »Aber im Gegenzug habe ich eine Bitte.«
»An was denkst du?«, fragte Fletcher.
»Tja, wie wäre es mit dem Geld deines Vaters?« Jimmy grinste.
Fletcher lachte. »Du willst das Geld meines Vaters im Gegenzug für die Bitte an deine Mutter, ihrer Tochter bei der Geburt ihres Enkelkindes zu helfen? Weißt du, Jimmy, ich habe das Gefühl, dass du einmal ein sehr erfolgreicher Scheidungsanwalt wirst.«
*
»Ich habe beschlossen, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren«, sagte er ohne Einleitung.
»Eine gute Nachricht«, meinte Tom. »Was denkt Su Ling darüber?«
»Ich hätte nie auch nur den ersten Schritt getan, wenn sie es nicht selbst vorgeschlagen hätte. Und sie will auch an meinem Wahlkampf mitarbeiten. Sie ist verantwortlich für die Wählerlisten und alles, was mit Zahlen oder Statistiken zu tun hat.«
»Dann ist ein Problem bereits gelöst«, stellte Tom fest. »Hast du schon einen Wahlkampfleiter bestellt?«
»Ja, gleich nachdem du nach Yale zurückgekehrt bist. Ich habe mich für einen Jungen namens Joe Stein entschieden. Er hat bereits zwei Wahlkämpfe geleitet und sichert mir die jüdischen Stimmen«, sagte Nat.
»Es gibt jüdische Stimmen in Connecticut?«, wunderte sich Tom.
»Überall in Amerika gibt es jüdische Stimmen. An dieser Uni sind vierhundertundachtzehn Juden eingeschrieben und ich brauche die Unterstützung jedes Einzelnen.«
»Welche Haltung vertrittst du bezüglich der Zukunft der Golanhöhen?«
»Ich weiß nicht einmal, wo die Golanhöhen liegen«, erwiderte Nat.
»Das solltest du
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