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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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erschöpften Stilliegens und Schweigens schlüpfte der ältere Mann aus dem Bett, nahm zehn Pfund aus seiner Geldtasche, legte sie auf die Kommode und ging nebenan, um sich ein Bad einzulassen. Er wußte im voraus, daß Junge und Geld verschwunden sein würden, wenn er aus dem Badezimmer kam.
    Er tauchte tief ein in das warme Wasser und dachte über Scott nach. Es war ihm klar, daß er sich wegen Scott’s Tod schuldig fühlen sollte – ein Tod, der, wie in schon so vielen Fällen zuvor, damit zusammenhing, daß er einmal einen jungen Polen mit nach Hause genommen hatte, den er für sauber hielt. Es war bereits so viele Jahre her, daß er sich nicht einmal an den Namen erinnern konnte.
    Nie aber konnte Mentor den Namen jenes jungen, aristokratisch aussehenden KGB-Offiziers vergessen, der, als er am folgenden Morgen erwachte, an seinem Bettende gesessen hatte. Und den angeekelten Blick, mit dem er ihn und den Polen betrachtet hatte …
16
    Adam lag flach auf dem Bauch, gegen den Boden des leeren Lastkahns gepreßt. Den Kopf hielt er aufgestützt zur Seite. Er achtete auf jedes noch so leise, ungewohnte Geräusch.
    Der Kahnführer stand hinter dem Steuerrad und zählte zum zweitenmal die dreihundert Schweizer Franken. Es war mehr, als er normalerweise in einem ganzen Monat verdiente. Eine Frau stand auf Zehenspitzen neben ihm und sah beglückt über seine Schulter auf die Scheine.
    Der Kahn glitt in gleichmäßigem Tempo den Kanal hinab. Das abgestürzte Flugzeug war aus Adams Blickfeld entschwunden. Plötzlich hörte er in der Ferne ganz deutlich einen Knall wie von einem Gewehrschuß. Die Frau flüchtete wie eine aufgescheuchte Ratte unter Deck. Der Kahn pflügte langsam weiter durch die Nacht. Adam horchte besorgt nach weiteren unnatürlichen Geräuschen, aber da war nur das sanfte Plätschern des Wassers gegen den Schiffsrumpf. Die Wolken waren weitergezogen; das Licht des Vollmonds schien auf die Ufer zu beiden Seiten des Kanals. Adam beobachtete den Treidelpfad. Ihm wurde bald klar, wie langsam der Kahn sich fortbewegte. Zu Fuß wäre er rascher vorangekommen. Aber obwohl es ihn den Rest seines Geldes gekostet hatte, dankte er Gott, daß ihm jedenfalls die Flucht gelungen war. Er duckte sich wieder und rollte sich im Schiffsbug zusammen, tastete nach der Ikone – wie alle paar Minuten, seit er von ihrem Geheimnis wußte. Die nächste halbe Stunde lang rührte er sich nicht vom Fleck, obwohl der Kahn, wie er sich sagen mußte, unterdessen kaum mehr als acht Kilometer zurücklegte. Alles schien friedlich, aber er blieb auf der Hut. Der Kanal war inzwischen wesentlich breiter geworden.
    Der Kahnführer ließ Adam nie für längere Zeit aus den Augen. Er stand am Steuerrad, das er fest gepackt hatte, und sein ölverschmiertes Gesicht sah kaum sauberer aus als seine Arbeitskluft, die er allem Anschein nach vermutlich nie auszog. Ab und zu hob er eine Hand, aber nur, um die längst erkaltete Pfeife aus dem Mund zu nehmen, zu husten, auszuspucken und sie sich wieder zwischen die Lippen zu stecken.
    Der Mann lächelte. Er nahm beide Hände vom Rad, preßte sie zusammen und legte sie sich seitlich an den Kopf, um Adam zu verstehen zu geben, daß er schlafen sollte, doch Adam schüttelte nur den Kopf und sah auf die Armbanduhr. Mitternacht war vorüber. Er wollte den Kahn vor Anbruch der Dämmerung verlassen.
    Adam stand auf, streckte sich und wankte ein. wenig. Seine Schulter heilte zwar langsam, schmerzte aber noch immer höllisch. Er ging in die Mitte des Kahns und stellte sich neben das Steuerrad.
    » La Seine? « fragte er und deutete auf das Wasser.
    Der Kahnführer schüttelte den Kopf. » Canal de Bourgogne « , grunzte er.
Dann deutete Adam in die Richtung, in der sie fuhren: » Quelle ville?- Welche Stadt?«
Der Kahnführer nahm die Pfeife aus dem Mund. » Ville? Ce n’est pas une ville, c’est Somberon – Das ist keine Stadt, das ist Somberon«, erwiderte er und klemmte sich wieder den Pfeifenstiel zwischen die Zähne.
Adam kehrte an sein Plätzchen im Bug zurück, versuchte eine bequemere Stellung ausfindig zu machen, um sich ein wenig auszuruhen. Er rollte sich, gegen die Bootswand gedrückt, zusammen, den Kopf auf ein paar alte Tauenden gebettet. Die Augen fielen ihm zu, ohne daß er dagegen angekämpft hätte.
»Sie kennen Scott besser als jeder andere von uns«, sagte Sir Morris, »und dennoch haben Sie keine Ahnung, wo er jetzt stecken könnte oder was er als nächstes unternehmen wird,

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