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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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täglich und bin noch immer nicht olympiareif«, erklärte Adam. Da fiel ihm auf, daß der dunkelhaarige Mann im Dufflecoat zum zweitenmal an dem Abteil vorbeikam und Adam diesmal scharf anschaute, bevor er rasch weiterging.
»Bekanntlich«, fuhr Adam fort, »ist aber Mumm die einzige Voraussetzung, wenn man ernsthaft mit Judo anfangen will, und den kann einem niemand beibringen. Entweder man hat ihn, oder man hat ihn nicht.«
»Ich hab’ Mumm«, entgegnete Terry aggressiv. »Ich fürcht’ mich vor nichts und niemand!« Dabei sah er Adam fest in die Augen.
»Schön«, erwiderte dieser. »Vielleicht kannst du deine Behauptung vor Ende dieser Reise noch unter Beweis stellen.«
»Worauf willst du hinaus?« fragte der Bursche mit dem »Heil Hitler« auf dem Rücken. »Willst du dich vielleicht mit uns anlegen?«
»Nein«, antwortete Adam ruhig. »Aber leider ist ein Privatdetektiv hinter mir her. Der will mich offensichtlich in flagranti erwischen, wenn ich heute nacht mit der Frau seines Klienten bumse.«
Zum erstenmal saßen die vier Burschen mucksmäuschenstill und schauten Adam beinahe ehrfürchtig an.
»Und tust du’s?«
Adam nickte verschwörerisch.
»Ist wohl ein steiler Zahn, deine Lady?« fragte Terry augenzwinkernd.
»Kann man wohl sagen …«
»Dann zeig uns den Schnüffler! Wir machen ihn für den Rest der Nacht fertig«, sagte der Rädelsführer. Er schlug sich mit der linken Hand auf den Bizeps des rechten Arms und reckte gleichzeitig die geballte Faust genußvoll hoch.
»Das wär’ vielleicht etwas zuviel des Guten«, entgegnete Adam. »Aber falls ihr ihn ein wenig aufhalten würdet, wenn ich in Waterloo East aussteige, könnte ich die Dame wenigstens warnen.«
»Alles klar, Casanova!« versicherte der Rädelsführer. »Dein Freund, der Schnüffler, wird von uns in Charing Cross abgeliefert, verschnürt wie ein Postpaket.«
Die anderen drei Jugendlichen brachen in Gelächter aus. Adam wurde allmählich klar, daß es Romanow in nur einer Woche gelungen war, aus ihm einen Märchenerzähler von Rang zu machen. Er kam beinah schon an Robins verstorbenen Vater heran.
»Das ist er!« flüsterte Adam, als der Mann im Dufflecoat zum drittenmal vorbeiging. Die Jugendlichen sahen auf den Gang hinaus, bekamen aber nur mehr den Rücken des Mannes zu sehen.
»Der Zug sollte in elf Minuten in Waterloo East eintreffen«, sagte Adam mit einem Blick auf seine Uhr. »Für den Fall, daß ihr noch immer mitmachen wollt, schlage ich daher vor …«
Die vier Angehörigen seiner Leibwache lehnten sich erwartungsvoll vor.
Wenige Augenblicke später schlüpfte Adam aus dem Abteil. Die Tür ließ er hinter sich weit offen. Gemächlich spazierte er in die Richtung, aus der der Mann im blauen Dufflecoat zuvor gekommen war. Als Adam das Ende des Waggons erreichte, drehte er sich um. Er stellte fest, daß der Mann ihm eilig folgte. Er kam an dem offenen Abteil vorbei und hob lächelnd die Hand, um Adams Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Da schnellten zwei in Leder gehüllte Arme heraus, und mit einem erstickten Schrei verschwand der Mann im Abteil. Die Tür wurde zugeknallt. Die Vorhänge waren im Nu zugezogen.
Langsam fuhr der Zug in Waterloo East ein.
    Als der Bus in die Wigmore Street einbog und vor dem Hauptsitz des Royal Philharmonie Orchestra stehenblieb, waren Robins Nerven zum Zerreißen gespannt. Seit mindestens fünfzig Kilometern war ihnen ein dunkelgrüner Ford gefolgt. Robin hatte sich seither nicht mehr von ihrem Sitz weggerührt.
    Während sie den Kontrabaß durch den Bus zerrte, warf sie einen Blick zurück. Der Ford parkte etwa fünfzig Meter weiter unten an der Straße; die Scheinwerfer waren ausgeschaltet. Romanow stand auf dem Gehsteig; er sah aus wie ein gefangenes Tier, das sich zum Angriff duckt. Ein zweiter Mann, den Robin nicht kannte, war hinter dem Lenkrad sitzengeblieben. Adam hatte ihr befohlen, sich nicht umzudrehen, sondern sich auf kürzestem Weg ins Gebäude zu begeben, in dem sich der Hauptsitz des Orchesters befand. Trotzdem konnte Robin sich nicht zurückhalten, Romanow starr in die Augen zu sehen und den Kopf zu schütteln. Er aber blickte teilnahmslos geradeaus.
    Nachdem der letzte Musiker ausgestiegen war, durchsuchten Romanow und »Colonel« Tomkins das Innere des Busses von vorne bis hinten. Schließlich machten sie sich, ungeachtet der lautstarken Proteste des Fahrers, auch noch über den Kofferraum her. Robin beobachtete von einem Fenster im ersten Stock aus nervös, wie Romanow und sein

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