Archer Jeffrey
Tages- und Nachtzeit, falls irgendwelche unerwarteten Entwicklungen eintreten sollten. irgendwelche unerwarteten Entwicklungen eintreten sollten. Sonderteam wurde ein Verbindungsmann des CIA, Commander Ralph Bush, beigezogen. Ich habe mit Commander Bush in den letzten Jahren etliche Male zusammengearbeitet und bin hocherfreut, daß die amerikanische Botschaft gerade ihn entsandt hat.«
Der Mann zu Sir Morris’ Rechten verneigte sich leicht. Er war eins fünfundsiebzig groß, hatte breite, muskulöse Schultern, einen gepflegten schwarzen Bart und sah vom Scheitel bis zur Sohle wie der Matrose auf der Schachtel von Player’s Navy Cut-Zigaretten aus. Matrose schien übrigens gar nicht so weit hergeholt, denn Bush war im Zweiten Weltkrieg Kommandant verschiedener Torpedoboote gewesen.
»Aus den letzten Berichten, die ich erhalten habe«, fuhr Sir Morris fort, während er die Mappe vor sich aufschlug, »geht hervor, daß Scott das Konsulat heute vormittag offenbar nicht erreicht hat, obwohl wir die Polizei ersucht haben, in zweihundert Metern Umkreis vom Park nicht mehr als einen Beamten – und den nur zum Schein – patroullieren zu lassen.« Sir Morris zog eine vor ihm liegende Notiz zu Rate. »Im Anschluß an unsere eher unvollständigen Informationen von gestern hat die BEA bestätigt, daß Scott einen Anruf von Roget et Cie. erhalten hat, während er sich im Flughafengebäude aufhielt. Nachdem unser Botschafter und die Interpol beträchtlichen Druck auf ihn ausgeübt haben, erfuhren wir von Monsieur Roget, daß Scott die Bank aufgesucht hatte, um das unbekannte Vermächtnis eines gewissen Emmanuel Rosenbaum abzuholen. Weitere Nachforschungen ergaben, daß ein Herr Rosenbaum gestern vormittag in Zürich eingetroffen und gleich am Nachmittag nach Genf weitergereist ist. Er hat sein Hotel heute sehr früh verlassen, seither scheint ihn der Erdboden verschluckt zu haben. Das alles wäre nicht sonderlich bedeutsam, hätte Rosenbaum das Flugzeug nach Zürich nicht in« – Sir Morris konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine kurze dramatische Pause einzulegen – »Moskau bestiegen. Ich halte daher die Vermutung für nicht ganz unangebracht, daß Rosenbaum, wer immer er auch sein mag, direkt oder indirekt für den KGB arbeitet. Der KGB wird, wie wir nur allzugut wissen, in Genf von einer großen Anzahl von Osteuropäern ausgezeichnet versorgt, die unter dem Deckmantel der Vereinten Nationen für die Internationale Arbeitsorganisation und die Weltgesundheitsorganisation arbeiten. Sie alle haben Diplomatenstatus, der es ihnen ungemein erleichtert, ihrer Spitzeltätigkeit nachzugehen. Rätselhaft ist mir allerdings noch immer, weshalb Rosenbaum wegen einer relativ unbedeutenden Ikone zwei unschuldige Menschen getötet hat. Dies ist – soweit ich es überblicke – der letzte Stand der Dinge. Aber vielleicht haben Sie etwas Neues herausgefunden?« Sir Morris wandte sich an seine Nummer Zwei.
Lawrence Pemberton blickte von seinem Platz am anderen Ende des Tisches hinüber. »Seit unserer Zusammenkunft heute morgen, Sir Morris«, begann er seine Ausführungen, »habe ich mit Scotts Schwester, seiner Mutter und einer Anwaltskanzlei in Appleshaw gesprochen, die das Testament seines Vaters vollstreckte. Im Verlauf all dieser Gespräche ist durchgesickert, daß Scott nichts wirklich Bedeutendes geerbt hat – außer einem Kuvert, das, wie seine Mutter sagte, einen Brief von Reichsmarschall Hermann Göring enthielt.«
Sofort erhob sich Gemurmel in der Runde, das anhielt, bis Sir Morris mit den Fingerknöcheln auf den Tisch klopfte.
»Haben Sie irgendeine Ahnung, worum es in Görings Brief geht?« fragte er.
»Nur zum Teil, Sir! Aber einer der Kandidaten, die sich bei uns um Aufnahme bewarben, ein gewisser Mr. Nicholas Wainwright, wurde von Scott gebeten, etwas für ihn zu übersetzen, von dem wir nun annehmen, daß es sich um einen Absatz des Briefes handelte. Mr. Wainwright fragte nämlich später die Prüfungskommission, ob diese Übersetzung ein Teil seines Tests gewesen wäre.«
Lawrence entnahm der Akte vor ihm ein Stück Papier und las vor:
Es wird Ihnen nicht entgangen sein, daß ich von einem der Wachtposten regelmäßig mit einem Vorrat an HavannaZigarren versorgt wurde – eine der wenigen Annehmlichkeiten, die mir trotz meiner Inhaftierung gestattet worden waren. Die Zigarren selbst dienten allerdings auch noch einem anderen Zweck: Jede von ihnen enthielt eine Kapsel mit einer geringen Giftmenge. Genug, um zu
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