Archer Jeffrey
unverhältnismäßig großer Bedeutung ist?«
»Das wundert uns genauso wie Sie«, erwiderte der Amerikaner. »Alles, was wir den gegenwärtigen Informationen hinzufügen können, ist, daß die Sowjets vor zwei Wochen Goldbarren im Wert von mehr als siebenhundert Millionen Dollar in New York deponiert haben – und das ohne jede Erklärung. Im Augenblick können wir freilich noch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob hier ein Zusammenhang besteht.«
»Siebenhundert Millionen Dollar?« fragte Sir Morris. »Um dieses Geld könnte man die Hälfte aller Länder aufkaufen, die den Vereinten Nationen angehören.«
»Und jede einzelne Ikone, die jemals gemalt wurde«, fügte Matthews hinzu.
»Halten wir uns an das, was wir tatsächlich wissen, und hören wir auf, uns auszumalen, was sein könnte«, mahnte Sir Morris. Er wandte sich wieder an seine Nummer Zwei. »Wie sieht der genaue Operationsplan aus?«
Lawrence knüpfte ein rotes Band auf, das um eine Mappe mit der Aufschrift »Sofortmaßnahmen« geschlungen war. Er hatte es zwar nicht nötig nachzulesen, warf aber dennoch von Zeit zu Zeit einen Blick auf die Aufzeichnungen, um sich zu vergewissern, daß er auch nichts vergessen hatte. »Wie ich Ihnen bereits berichtet habe, stehen siebzehn unserer Agenten im Einsatz, und die Amerikaner fliegen heute zwölf weitere nach Genf ein. Da sowohl die Sowjets als auch die Schweizer die Stadt auf den Kopf stellen wie die Ritter von der Tafelrunde auf der Suche nach dem heiligen Gral, wird Scott vermutlich sehr bald jemandem zwischen die Finger geraten. Eines unserer größten Probleme besteht, wie erwähnt, darin, daß die Schweizer nicht mit uns kooperieren wollen. Soweit es sie angeht, ist Scott nur ein ganz gewöhnlicher Krimineller auf der Flucht, und sie haben klipp und klar erklärt, daß sie ihn – sollten sie ihn als erste in die Hände bekommen – garantiert nicht wie einen Diplomaten mit Immunitätsstatus behandeln werden. Wir haben, genau wie die Schweizer und zweifelsohne auch die Russen«, fuhr Lawrence fort, »damit begonnen, alle Orte zu überprüfen, an denen Scott sich aufhalten könnte: Hotels, Pensionen, Restaurants, Flughäfen, Autovermietungen, sogar die Bedürfnisanstalten, und wir halten ständigen Kontakt mit jedem einzelnen unserer Agenten in Genf. Sollte er plötzlich aus dem Nichts auftauchen, werden wir ihm, wie ich hoffe, sofort zu Hilfe kommen können.« Lawrence blickte auf und sah, daß ein Mitglied des Teams alle Einzelheiten mitschrieb. »Außerdem wird jeder Anruf für Barclay DCO, der aus Genf kommt, von der Post abgefangen. Sollte Scott noch einmal versuchen, mich in der Bank oder in meiner Wohnung zu erreichen, wird das Gespräch automatisch nach hierher durchgestellt.«
»Weiß er, daß Sie für den Geheimdienst arbeiten?« fragte Snell und raufte sich sein dunkles Haar.
»Nein. Er glaubt, wie meine liebe Mutter, daß ich leitender Angestellter in der Auslandsabteilung von Barclay’s Bank bin. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis er draufkommt, daß das nur Fassade ist. Anders als meine Mutter glaubt er nämlich nicht immer alles, was ich ihm erzähle, und nach unserem Gespräch gestern nacht ist er garantiert mißtrauisch geworden.«
»Haben Sie sonst noch irgendwelche Anhaltspunkte?« fragte Sir Morris und sah Lawrence an.
»Im Augenblick leider nicht, Sir«, antwortete Lawrence. »Wir tun unser Bestes, aber dies ist nun mal kein Heimspiel. Dennoch erwarte ich, daß die Angelegenheit in spätestens vierundzwanzig Stunden erledigt ist – so oder so. Deswegen habe ich auch darum ersucht, daß hier im Haus Schlafgelegenheiten aufgestellt werden. Wenn Sie nach dem Abendessen zurückkommen, werden Sie in Ihrem Büro bereits Betten vorfinden.«
»Heute wird niemand zum Abendessen ausgehen«, erwiderte Sir Morris.
Die Türen des Kinos öffneten sich auf einen belebten Gehsteig, und Adam tauchte hinein in einen Strom von Menschen, die nun zum Abendessen nach Hause eilten. Im Weitergehen achtete er darauf, den Kopf so wenig wie möglich zu bewegen, aber seine Augen blieben keinen Augenblick ruhig und hatten in einem Umkreis von hundertachtzig Grad alles im Blick. Nachdem Adam drei Häuserblocks passiert hatte, entdeckte er auf der anderen Straßenseite das rote Firmenzeichen der AvisAutovermietung, das in der leichten Nachmittagsbrise schwankte. Unbehelligt überquerte er die überfüllte Kreuzung, aber kaum am gegenüberliegenden Gehsteig angekommen, blieb er wie angewurzelt stehen. Vor ihm in
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