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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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wiedersehen.«
Connor nickte. Als er ausstieg, fügte Boltschenkow hinzu: »Sie können dem Schicksal danken, daß Sie einen so außergewöhnlichen Freund haben.«
Es sollte noch einige Zeit vergehen, bis Connor die Bedeutung dieser Worte verstand.
    »Erster Aufruf für Finn-Air-Flug 821 nach Frankfurt«, erklang eine Stimme aus dem Lautsprecher.
     
    Connor rührte sich nicht.
    Hätten sie ihm die Wahrheit gesagt, hätte er nie zugelassen, daß Chris seinen Platz einnahm. Er versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, was geschehen war, seit er Boltschenkow verlassen hatte.
    Er war aus dem Streifenwagen gestiegen und zu dem wartenden BMW geeilt. Der Polizeichef hatte sich bereits auf den Rückweg zum Kruzifix gemacht, als Connor sich hinten in die Limousine neben einen bleichen, dünnen jungen Mann in langem, schwarzem Kaschmirmantel setzte. Weder der junge Bursche noch die zwei identisch livrierten Männer vorn im Wagen sagten auch nur ein Wort; ja, Connor schien für sie überhaupt nicht zu existieren.
    Der BMW fuhr rasch aus der Stadt. Als sie die Schnellstraße erreichten, überschritt der Fahrer rücksichtslos die Geschwindigkeitsbegrenzung, und als die Uhr am Armaturenbrett acht Uhr anzeigte, verriet ein Schild am Straßenrand, daß es bis zur finnischen Grenze noch 150 Kilometer waren.
    Während die Entfernung sich auf 100, dann 50, dann 30, dann 10 Meilen verringerte, fragte sich Connor, wie sie den Grenzposten die Anwesenheit eines scheinbar russischen Polizisten erklären würden. Doch es war überhaupt keine Erklärung erforderlich. Als der BMW sich etwa dreihundert Meter vor dem Niemandsland zwischen den beiden Ländern befand, blinkte der Fahrer viermal mit den Scheinwerfern. Sofort wurde die Grenzschranke gehoben, und sie konnten in Finnland einreisen, ohne auch nur die Geschwindigkeit zu verringern. Connor erkannte immer deutlicher, welch unglaublichen Einfluß und Macht die russischen Mafya besaß.
    Seit Beginn der Fahrt hatte keiner im Wagen auch nur einen Laut von sich gegeben, und wieder waren es lediglich die Straßenschilder, die Connor einen Hinweis auf ihr Ziel gaben. Er nahm an, daß es Helsinki sein würde, doch etwa zwölf Kilometer bevor sie den Stadtrand erreichten, bogen sie auf eine Seitenstraße ab. Der Wagen wurde langsamer, denn der Fahrer mußte Schlaglochern ausweichen; außerdem waren die vielen Kurven unübersichtlich, die immer tiefer in eine unbewohnte, von tiefem Schnee bedeckte Landschaft führten.
    »Zweiter Aufruf für Finn-Air-Flug 821 nach Frankfurt. Die Fluggäste werden gebeten, sich an Bord zu begeben.«
     
    Connor rührte sich immer noch nicht.
    Vierzig Minuten nachdem sie die Schnellstraße verlassen hatten, fuhr der Wagen auf den Hof eines scheinbar verlassenen Bauernhauses. Eine Tür wurde aufgerissen, noch ehe der BMW angehalten hatte. Der große, dünne junge Mann stieg aus und führte Connor ins Haus. Er beachtete die sichtlich eingeschüchterte Frau nicht, an der sie vorbeikamen. Connor folgte dem jungen Burschen eine Treppe hinauf zum ersten Stock. Der Russe öffnete eine Tür, und Connor trat ins Zimmer. Hinter ihm wurde die Tü r zugeschlagen. Wieder horte er, wie sich ein Schlüssel in einem Schloß drehte, diesmal jedoch in einem anderen.
    Er blickte aus dem Fenster. Einer der Leibwächter stand auf dem Hof und starrte zu ihm hinauf. Als Connor sich vom Fenster abwandte, sah er, daß eine vollständige Garderobe, einschließlich einer mit schwarzem Kaninchenfell gefütterten Kappe, auf einem kleinen, unbequem aussehenden Bett für ihn bereitgelegt war.
    Er zog sich vollständig aus und warf die abgelegte Kleidung auf einen Stuhl neben dem Bett. In einer Ecke hing ein Plastikvorhang, hinter dem sich eine rostige Dusche befand. Mit Hilfe einer sandigen Seife und nur tropfenweise sickernden Wassers bemühte Connor sich mehrere Minuten, den Gefängnisgeruch vom geschundenen Körper zu waschen. Mit zwei Geschirrtüchern trocknete er sich ab. Als er sich im Spiegel betrachtete, wurde ihm klar, daß geraume Zeit vergehen würde, ehe die Wunden auf seinem Schädel verheilt waren und sein Haar zur gewohnten Länge gewachsen war. Die tätowierte Nummer an seinem linken Handgelenk würde ihn allerdings für den Rest seines Lebens an die schrecklichen Tage und Nachte im Kruzifixgefängnis erinnern.
    Er zog die bereitgelegten Sachen an. Zwar war die Hose ungefähr fünf Zentimeter zu kurz, doch Hemd und Jacke paßten gut, obwohl er im Gefängnis etwa fünf Kilo

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