Archer Jeffrey
den Verdacht in ihr weckte, der Mann im St. Petersburger Gefängnis könnte ihr ehemaliger Chef sein. Aber wie Sie ja wissen, hat sie ihre Verabredung mit Mrs. Fitzgerald nicht eingehalten.«
»Weil wir eine zufriedenstellende Lösung dafür gefunden haben.«
»Stimmt. Als Joan Bennett nicht erschien, ist Mrs. Fitzgerald zum GW Parkway gefahren und hat gewartet, bis die Polizei den Wagen aus dem Potomac geborgen hatte.«
»Wahrscheinlich hat sie die Nachrichten gesehen oder im Radio davon gehört«, vermutete Dexter.
»Ja, das haben wir ebenfalls angenommen – die Story kam an dem Morgen in den Lokalnachrichten groß heraus. Jedenfalls, sobald Mrs. Fitzgerald Gewißheit hatte, daß die Tote im Wagen Joan Bennett war, rief sie sofort ihre Tochter in Stanford an. Daß die sich ein bißchen verschlafen anhört, liegt daran, daß es um diese Zeit in Kalifornien erst fünf Uhr früh war.« Gutenburg beugte sich wieder vor und schaltete den Rekorder erneut ein.
»Morgen, Tara. Ich bin’s.«
»Hi, Mom. Wie spät ist es denn?«
»Tut mir leid, daß ich dich aus dem Schlaf gerissen habe, Liebling, aber ich muß dir etwas Trauriges mitteilen.«
»Es geht doch nicht um Dad?«
»Nein. Um Joan Bennett – sie hatte einen tödlichen Autounfall.«
»Joan ist tot? Das kann ich nicht glauben! Sag mir, daß es nicht wahr ist.«
»Doch. Leider. Und ich habe das schreckliche Gefühl, daß es auf irgendeine Weise damit zu tun hat, daß Connor nicht nach Hause gekommen ist.«
»Aber Mom, ist das nicht ein bißchen weit hergeholt? Schließlich ist Dad erst seit drei Wochen weg.«
»Du magst ja recht haben, aber ich habe mich jedenfalls entschlossen, das Video, das du bei seiner Abschiedsfeier aufgenommen hast, an einen sichereren Ort zu bringen.«
»Weshalb?«
»Weil es der einzige Beweis ist, daß dein Vater je mit einem Mann namens Nick Gutenburg in Verbindung stand.«
Der Stellvertretende Direktor druckte auf die Stop-Taste. »Das Gespräch geht noch eine Zeitlang weiter, ist aber kaum noch aufschlußreich. Als Mrs. Fitzgerald ein paar Minuten später mit einer Videokassette das Haus verließ, hat der Agent, der ihre Gespräche mitschnitt, sofort reagiert und ist ihr zur Universität ge folgt. Mrs. Fitzgerald ging nicht zu ihrem Büro, wie üblich, sondern in die Bibliothek, wo sie sich zur Computerabteilung im ersten Stock begab. Etwa zwanzig Minuten lang hat sie an einem der Computer nach irgend etwas gesucht. Dann druckte sie zehn oder zwölf Seiten aus, die sie mitnahm. Anschließend fuhr sie mit dem Aufzug zum Audio-Visual-Research-Center im Erdgeschoß. Der Agent, der sie beschattete, wollte nicht das Risiko eingehen, zu ihr in den Fahrstuhl zu steigen, hat aber darauf geachtet, in welches Stockwerk sie gefahren ist. Dann begab er sich direkt zu dem Computer, an dem Mrs. Fitzgerald gearbeitet hatte, und versuchte, die letzte Datei aufzurufen, die geöffnet worden war.«
»Sie hatte natürlich alles gelöscht«, vermutete Dexter.
»Selbstverständlich«, erwiderte Gutenburg.
»Aber was ist mit dem Ausdruck?«
»Auch da findet sich kein Hinweis, was es gewesen sein könnte.«
»Es wäre auch verwunderlich, wenn sie in den achtundzwanzig Jahren, die sie mit Connor Fitzgerald verbracht hat, nicht irgend etwas von unseren Arbeitsmethoden mitbekommen hätte.«
»Der Agent hat die Bibliothek verlassen und in seinem Wagen gewartet. Nach ein paar Minuten kam Mrs. Fitzgerald aus dem Gebäude, ohne die Videokassette, aber sie…«
»Sie dürfte die Kassette im Audio-Visual-Center versteckt haben.«
»Genau das nehme ich auch an«, sagte Gutenburg.
»Wie viele Videokassetten hat die Universität in ihrer Bibliothek?«
»Mehr als fünfundzwanzigtausend«, antwortete Gutenburg.
»Wir haben nicht genug Zeit, sie alle durchzusehen«, stöhnte Dexter.
»Nein. Aber Mrs. Fitzgerald hatte ihren ersten Fehler gemacht.«
Diesmal unterbrach Dexter ihn nicht.
»Als sie die Bibliothek verließ, hatte sie die Kassette zwar nicht dabei, wohl aber den Ausdruck. Unser Mann folgte ihr zu ihrem Büro. Ihre Grundsätze, vielleicht auch die Macht der Gewohnheit, erwiesen sich stärker als ihre Vorsicht.«
Dexter zog eine Braue hoch.
»Ehe Mrs. Fitzgerald an ihren Schreibtisch zurückkehrte, rief sie im Recycling Center an. Aus gutem Grund ist sie die Vizepräsidentin von GULP.«
»GULP?«
»Georgetown University Litter Patrol. Das Abfallräumkommando. Sie hat den Ausdruck in den Papiercontainer geworfen.«
»Gut. Und was haben Sie darauf gefunden?«
»Eine
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