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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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über dem Stadion. Fast alle Agenten scannten nun die Menge unten und hielten Ausschau nach allem, was auch nur im geringsten auf Schwierigkeiten hindeuten könnte. Keiner von ihnen zeigte das mindeste Interesse an dem Ort, von dem die Schwierigkeiten tatsächlich ausgehen würden. Connors Blick blieb auf dem jungen Brad haften, der zur Nordtribüne hinunterspähte und sich Reihe um Reihe vornahm. Der Junge sah aus, als wäre er dem siebten Himmel so nahe wie noch nie zuvor.
Connor wandte das Fernglas der Fünfzig-Yard-Linie zu. Die beiden Mannschaftskapitäne standen einander nun gegenüber.
Sechsunddreißig nach elf. Erneute Begeisterung brandete auf, als John Kent Cooke die beiden Präsidenten stolz aufs Feld führte. Zwölf Agenten begleiteten sie, die fast genauso breitschultrig waren wie die Spieler mit ihren Schulterpolstern. Ein Blick genügte Connor, um zu erkennen, daß sowohl Zerimskij wie Lawrence kugelsichere Westen trugen.
Am liebsten hätte er gleich jetzt das Gewehr auf Zerimskij gerichtet und seinen Kopf anvisiert, aber er durfte das Risiko nicht eingehen, daß einer der Scharfschützen auf den Beleuchtungsmasten darauf aufmerksam wurde. Jeder von ihnen hielt sein Gewehr in Anschlag. Und Connor wußte, daß sie ausgebildet waren, in weniger als drei Sekunden zu zielen und zu schießen.
Als die Mannschaften den Präsidenten vorgestellt wurden, blickte Connor zum Banner der Redskins, das über dem westlichen Ende des Stadions in dem leichten Wind flatterte. Er überzeugte sich, daß die Waffe schußbereit war, voll geladen, entsichert und gespannt. Das durch das Auf- und Zuknicken entstandene Geräusch hatte die Wirkung des Knalls einer Startpistole auf ihn und er spürte plötzlich, daß sein Herzschlag fast um das Doppelte beschleunigte.
Einundvierzig nach elf. Die beiden Präsidenten unterhielten sich jetzt mit den Funktionären. Durch das Fernglas sah Connor, wie John Kent Cooke nervös auf seine Uhr blickte. Er beugte sich zu Lawrence hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der amerikanische Präsident nickte, tippte Zerimskij auf den Ellbogen und führte ihn zu einem Grasstreifen zwischen den beiden Mannschaften. Aufs Gras waren zwei weiße Kreise gemalt mit einem Bären in einem und einem Adler im anderen, damit die zwei Staatschefs genau wußten, wo sie stehen sollten.
»Ladies und Gentlemen«, erschallte eine Stimme über die Lautsprecher. »Dürfen wir Sie bitten, sich für die Nationalhymne der Russischen Föderation zu erheben.«
Das Klappern der Sitze wurde laut, als die Menge sich von ihren Plätzen erhob. Viele nahmen ihre Redskins-Mützen ab, als sie sich der Band und dem Chor am Westende des Feldes zudrehten. Der Bandleader hob seinen Taktstock und hielt inne; dann ließ er ihn plötzlich begeistert herabsausen. Die Menge hörte sich unruhig die Melodie an, die wenige von ihnen je zuvor vernommen hatten.
Connor hatte die russische Nationalhymne schon viele Male stehend über sich ergehen lassen und dabei festgestellt, daß wenige Musikkapellen außerhalb von Rußland gewußt hatten, in welchem Tempo und mit wie vielen Strophen sie gespielt werden sollte. Deshalb hatte er sich entschlossen, auf das »Star-Spangled Banner« zu warten, bevor er seine einzige Chance nutzte.
Als die russische Hymne zu Ende war, begannen die Spieler, sich zur Nervenberuhigung zu strecken und auf dem Fleck zu joggen. Connor wartete, daß der Bandleader seinen Stab wieder schwang, denn das wäre sein Zeichen, Zerimskij ins Visier zu nehmen. Er blickte zum Fahnenmast am entgegengesetzten Ende des Stadions. Das Redskins-Banner hing schlaff herab; also ging momentan so gut wie kein Wind.
Der Bandleader hob seinen Taktstock zum zweitenmal. Connor schob den Lauf ein Stück durch den Spalt zwischen der dreieckigen Werbetafel und dem Videoschirm und nutzte den Holzrahmen als Stütze. Er schweifte mit dem Zielfernrohr über das Feld, bis das Fadenkreuz exakt auf Zerimskijs Hinterkopf positioniert war.
Die ersten Takte der amerikanischen Hymne erklangen, und beide Präsidenten standen stramm. Connor atmete aus. Drei… zwei… eins. Er drückte auf den Abzug, gerade als Tom Lawrence den rechten Arm vor die Brust schlug und seine Hand über dem Herzen zu ruhen kam. Durch diese plötzliche Bewegung abgelenkt, blickte Zerimskij nach links – und die Kugel sirrte an seinem rechten Ohr vorbei. Achtundsiebzigtausend unbeirrte Stimmen verrieten, daß niemand etwas bemerkt oder den weichen Aufschlag der Kugel im Gras

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