Archer Jeffrey
ohne unliebsame Aufmerksamkeit und ohne Zeugen zu sprechen.
»Guten Abend, Mr. President«, grüßte der Justizminister. »Sie haben sich bestimmt sehr über den Ausgang des heutigen Spiels gefreut.«
»Und ob, Harry. Wie ich immer schon sage: Die Packers können die Redskins jederzeit und überall in den Sack stecken.« Er senkte die Stimme: »Ich hätte Sie gern gegen Mitternacht in meinem Büro gesprochen. Ich brauche Ihren juristischen Rat.«
»Selbstverständlich«, versicherte der Justizminister leise.
»Rita«, der Präsident wandte sich nach rechts, »es war schön, Sie heute nachmittag wiederzusehen.«
Mrs. Cooke erwiderte das Lächeln.
Ein Gong erschallte im Hintergrund und ein Butler verkündete, daß das Dinner aufgetragen werde. Die Gespräche verstummten, und die Gäste machten sich auf den Weg in den Ballsaal.
Lawrence hatte seinen Platz zwischen Mrs. Pjetrowskij, der Frau des Botschafters, und Jurij Olgiwitsch, dem neuernannten Leiter der russischen Handelsmission. Der Präsident stellte rasch fest, daß Olgiwitsch offenbar kein Wort Englisch sprach – ein weiterer dezenter Hinweis Zerimskijs auf seine Einstellung zur Wiederbelebung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten.
»Sie haben sich bestimmt über das Spielergebnis heute nachmittag gefreut«, meinte die Frau des russischen Botschafters, als dem amerikanischen Präsidenten eine Schale Borschtsch vorgesetzt wurde.
»Ich schon, Olga. Aber meine Freude wurde keineswegs von allen geteilt.«
Mrs. Pjetrowskij lachte.
»Konnten Sie dem Spiel folgen?« erkundigte sich Lawrence und griff nach seinem Löffel.
»Eigentlich nicht«, gestand sie. »Aber ich hatte das Glück, neben einem älteren Herrn namens Pug Washer zu sitzen, dem es offenbar nichts ausgemacht hat, selbst meine dümmsten Fragen zu beantworten.«
Der Präsident legte den Löffel zur Seite, bevor er die Suppe kosten konnte. Er blickte über die Tafel auf Andy Lloyd und stützte kurz eine Faust unters Kinn: ihr verabredetes Zeichen, wenn er dringend mit seinem Stabschef sprechen wollte.
Lloyd murmelte ein paar Worte zu der Frau an seiner Rechten; dann faltete er seine Serviette, legte sie auf den Tisch und ging hinüber zum Präsidenten.
»Ich muß sofort mit Braithwaite sprechen«, flüsterte Lawrence. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wie wir an Fitzgerald kommen.«
Wortlos verließ Lloyd den Saal, während die Suppenschale des Präsidenten abgeräumt wurde.
Lawrence versuchte sich auf die Worte der Gemahlin des russischen Botschafters zu konzentrieren, bekam Fitzgerald aber nicht aus dem Sinn. Mrs. Pjetrowskij sagte irgend etwas darüber, wie sehr sie die Vereinigten Staaten vermissen würde, wenn ihr Gatte erst in Rußland in den Ruhestand gegangen war.
»Und wann wird das sein?« fragte Lawrence, der nicht im geringsten an ihrer Antwort interessiert war.
»In etwa achtzehn Monaten«, antwortete Mrs. Pjetrowskij, wä hrend eine Platte Roastbeef serviert wurde. Als nächstes setzte man Lawrence eine Schüssel Gemüse vor, dann einen Teller Kartoffeln. Lloyd kehrte gleich darauf in den Saal zurück.
»Braithwaite wartet hinten in der ›Karosse‹ auf dich«, teilte er dem Präsidenten mit.
»Ich hoffe, es gibt kein Problem«, sagte Mrs. Pjetrowskij, als Lawrence seine Serviette faltete.
»Nichts Weltbewegendes, Olga«, versicherte Lawrence. »Meine Rede scheint sich nur versteckt zu haben. Aber das haben wir gleich. Ich weiß genau, wo sie ist.« Er erhob sich von seinem Platz. Zerimskij folgte jeder seiner Bewegungen, als er den Raum verließ.
Der amerikanische Präsident stieg die Holztreppe hinunter und durch die vordere Eingangstür; dann huschte er in den Fond der sechsten Limousine.
Lloyd und der Chauffeur stellten sich vor den Wagen, während zwölf Secret-Service-Agenten ihn umgaben und alle Richtungen sicherten.
»Bill, falls Fitzgerald noch im Stadion ist – es gibt einen Mann, der weiß, wo er sein könnte. Finden Sie Pug Washer, ich glaube, dann werden Sie auch Fitzgerald finden.«
Ein paar Augenblicke später öffnete der Präsident die Wagentür.
»Okay, Andy«, wandte Lawrence sich an seinen Stabschef. »Kehren wir zurück, ehe sie dahinterkommen, was wir vorhaben.«
»Was haben wir denn vor?« Lloyd eilte seinem Freund hinterher die Treppe hinauf.
»Ich erzähle es dir später«, versprach Lawrence und trat in den Ballsaal.
»Aber Tom«, protestierte Lloyd, »du brauchst noch…«
»Nicht jetzt«, wehrte Lawrence ab. Er nahm wieder neben der Frau des Botschafters
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