Archer Jeffrey
sie für den wahren Verteidiger des amerikanischen Glaubens und für das letzte Bollwerk der Nation. Für Dexter sind gewählte Politiker lediglich eine vorübergehende Unannehmlichkeit, lästige Zeitgenossen, die früher oder später abgewählt werden und in der Versenkung verschwinden.«
»Das hat der Präsident mehr als einmal zu spüren bekommen«, sagte Lloyd mit einem abgrundtiefen Seufzer.
»Präsidenten kommen und gehen, Mr. Lloyd. Wie wir anderen ist auch Ihr Chef nur ein Mensch. Deshalb können Sie sicher sein, daß Dexter eine Akte über ihn führt, in der sie seitenweise Gründe aufgelistet hat, weshalb Lawrence für eine zweite Amtsperiode als Präsident ungeeignet ist. Ach, übrigens, zweifellos hat Dexter eine ebenso umfangreiche Akte über Sie.«
»Dann müssen wir uns daranmachen, eine eigene Akte anzulegen, Mr. Jackson. Ich wüßte niemanden, der für diese Aufgabe besser qualifiziert wäre als Sie.«
»Wo möchten Sie, daß ich anfange?«
»Mit der Untersuchung, wer hinter dem Anschlag auf Ricardo Guzman steckt, der letzten Monat in Bogota verübt wurde«, antwortete Lloyd. »Wir haben Grund zu der Annahme, daß die CIA direkt oder indirekt damit zu tun hat.«
»Ohne Wissen des Präsidenten?« fragte Jackson ungläubig.
Lloyd nickte, zog einen Ordner aus seinem Aktenkoffer und schob ihn über den Tisch. Jackson schlug ihn auf.
»Lassen Sie sich Zeit«, riet Lloyd, »denn Sie werden sich sämtliche Einzelheiten genau einprägen müssen.«
Jackson begann zu lesen und kam bereits zu einigen Schlußfolgerungen, noch ehe er am Ende der ersten Seite angelangt war.
»Wenn wir davon ausgehen, daß es ein Einzeltäter war, dürfte es sich als so gut wie unmöglich erweisen, verläßliche Informationen zu bekommen. Solche Männer hinterlassen keine Nachsendeadresse.« Jackson legte eine Pause ein. »Aber falls wir es tatsächlich mit der CIA zu tun haben, hat Dexter einen zehntägigen Vorsprung. Wahrscheinlich hat sie bereits jede Spur, die zum Attentäter führen könnte, zur Sackgasse gemacht, außer…«
»Außer…?« fragte Lloyd.
»Ich bin nicht der einzige, dem dieses Weib übel mitgespielt hat. Es wäre möglich, daß es in Bogota jemanden gibt, der…« Er hielt inne. »Wieviel Zeit habe ich?«
»Der neue kolumbianische Präsident wird Washington in drei Wochen mit seinem offiziellen Besuch beehren. Es wäre sehr hilfreich, wenn wir bis dahin etwas vorzuweisen hätten.«
»Das erinnert mich sehr an früher.« Jackson drückte seine Zigarette aus. »Nur habe ich diesmal die Genugtuung, daß Dexter offiziell auf der anderen Seite steht.« Er zündete sich bereits die nächste Zigarette an. »Für wen werde ich arbeiten?«
»Offiziell recherchieren sie auf eigene Verantwortung, aber inoffiziell arbeiten Sie für mich. Ihre monatliche Entschädigung wird sich in derselben Größenordnung bewegen wie vor Ihrem Ausscheiden, nur wird aus naheliegenden Gründen nirgends Ihr Name erscheinen. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen, wann immer…«
»Nein, Mr. Lloyd, das unterlassen Sie lieber«, entgegnete Jackson. »Ich nehme mit Ihnen Verbindung auf, wenn ich etwas Wichtiges zu berichten habe. Dadurch verringert sich die Gefahr, daß jemand auf uns aufmerksam wird. Sie müssen nur eine Telefonnummer nennen, die nicht zurückverfolgt werden kann.«
Lloyd kritzelte sieben Ziffern auf eine Serviette. »Damit kommen Sie direkt zu meinem Schreibtisch durch und übergehen sogar meine Sekretärin. Nach Mitternacht wird diese Nummer automatisch auf das Telefon neben meinem Bett geschaltet. So können Sie mich Tag und Nacht erreichen. Sie brauchen sich keine Gedanken wegen einer möglichen Zeitverschiebung zu machen. Es stört mich nicht weiter, wenn ich geweckt werde.«
»Das ist gut zu wissen«, erwiderte Jackson. »Denn ich glaube, Helen Dexter schläft nie.«
Lloyd lächelte. »Uns darf nicht der geringste Fehler unterlaufen. Haben wir an alles gedacht?«
»Nein«, erwiderte Jackson. »Wenn Sie gehen, biegen Sie nach rechts ab, an der nächsten Straße dann noch einmal nach rechts. Blicken Sie nicht zurück, und rufen Sie kein Taxi, ehe Sie nicht mindestens vier Querstraßen marschiert sind. Von jetzt an müssen Sie denken wie Dexter – und vergessen Sie nicht, sie ist seit dreißig Jahren in diesem Geschäft und kennt alle Tricks. Es gibt nur einen Menschen, der noch ausgebuffter ist als sie.«
»Ich hoffe, das sind Sie«, sagte Lloyd.
»Ich fürchte, nein.«
»Sagen Sie jetzt bloß nicht, daß dieser
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