Archer Jeffrey
gesehen wurde, als er in ein Flugzeug nach Genf stieg.«
»Das ist alles, was ich brauche«, sagte Boltschenkow. »Ich nehme nicht an, daß dieser Villiers heute morgen bei Zerimskijs Besuch in der Eremitage gesehen wurde, oder?«
»Nein, Chef«, erwiderte eine andere Stimme. »Nicht wenn er unter den Presseleuten war. Es waren insgesamt dreiundzwanzig Journalisten dort, und nur auf zwei von ihnen könnte die Beschreibung ungefähr passen. Der eine war Clifford, ein Moderator von CNN. Den anderen kenne ich seit Jahren. Ich spiele regelmäßig Schach mit ihm.«
Alle lachten, und die Atmosphäre im Zimmer entspannte sich ein wenig.
»Dächer und Gebäude?« fragte Boltschenkow.
»Die Dächer um den Platz lasse ich von zwölf Männern im Auge behalten«, meldete der Leiter der Scharfschützenabteilung.
»In den meisten Gebäuden sind öffentliche Ämter untergebracht. Ich werde an jedem Ein- und Ausgang Leute meiner Einheit in Zivil postieren. Wenn irgend jemand, auf den die Beschreibung paßt, den Platz oder eines der Häuser ringsum betritt, wird er sofort festgenommen.«
»Gut. Aber seien Sie vorsichtig, daß Sie nicht irgendeinen ausländischen Würdenträger verhaften und uns in Teufels Küche bringen. Irgendwelche Fragen?«
»Ja, Chef. Haben Sie in Erwägung gezogen, die Kundgebung abzusagen?« rief eine Stimme aus dem Hintergrund.
»Ja. Aber ich habe mich dagegen entschieden. Wenn ich bei jeder Drohung gegen eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens eine geplante Versammlung absagen ließe, würde jede unserer Leitungen mit Anrufen von Möchtegernradikalen blockiert werden, die nichts anderes zu tun haben, als Unruhe zu stiften. Wer weiß, ob nicht auch diese Warnungen falscher Alarm sind. Und selbst wenn de Villiers sich in der Stadt herumtreibt, könnte er es sich durchaus anders überlegen, falls er unser Aufgebot bemerkt. Noch irgendwelche Fragen?«
Niemand rührte sich.
»Wenn einer von euch auf irgend etwas stößt, und ich meine irgend etwas, will ich es sofort erfahren. Der Himmel sei dem gnädig, der mir später damit ankommt: ›Ich hab’ es nicht erwähnt, Chef, weil ich es zu dem Zeitpunkt nicht für wichtig hielt.‹«
Connor ließ den Fernseher eingeschaltet, während er sich rasierte. Hillary Bowker informierte die Zuschauer über das Neueste in den Staaten. Die Vorlage des Abrüstungsgesetzes war vom Repräsentantenhaus angenommen worden, wenn auch nur mit drei Stimmen Mehrheit. Trotzdem betrachtete Tom Lawrence das Ergebnis als Triumph des gesunden Menschenverstandes. Die Sachverständigen warnten jedoch, daß es im Senat einen weit größeren Widerstand gegen diese Gesetzesvorlage geben wurde.
»Keineswegs«, hatte der Präsident den Journalisten bei seiner morgendlichen Pressestunde versichert. »Das Repräsentantenhaus hat lediglich dem Wunsch der Bürger entsprochen, und ich bin überzeugt, daß es im Senat nicht anders sein wird.«
Das Bild des Präsidenten wich dem eines hübschen jungen Mädchens mit leuchtend rotem Haar, das Connor an Maggie erinnerte. Bei dem Job, den ich ausübe, hatte er einmal zu ihr gesagt, hätte ich eine Nachrichtensprecherin heiraten sollen.
»Und nun, sehr verehrte Damen und Herren, schalten wir zu Clifford Symonds, unserem Korrespondenten in St. Petersburg, um mehr über die bevorstehende Wahl in Rußland zu erfahren.«
Connor hielt mit dem Rasieren inne und starrte auf den Schirm. »Nach den letzten Meinungsumfragen wird es ein Kopf-anKopf-Rennen zwischen den beiden führenden Präsidentschaftskandidaten, Premierminister Grigorij Tschernopow und Viktor Zerimskij, dem Vorsitzenden der kommunistischen Partei, geben. Der kommunistische Kandidat wird heute nachmittag bei einer Kundgebung auf dem Platz der Freiheit reden, an der nach Schätzung der hiesigen Polizei etwa hunderttausend Bürger teilnehmen werden. Heute vormittag führt Mr. Zerimskij eine private Unterredung mit General Borodin, der aufgrund seines schlechten Abschneidens bei den letzten Meinungsumfragen seinen Rückzug aus dem Rennen bekanntgeben wird, wie man allgemein erwartet. Es herrscht noch Ungewißheit, welchen der beiden Spitzenkandidaten Borodin unterstützen wird. Von seiner Entscheidung könnte der Ausgang der Wahl abhängen. Das war Clifford Symonds, CNN International, aus St. Petersburg.«
Hillary Bowkers Gesicht erschien wieder auf dem Schirm. »Und nun zum Wetter«, verkündete sie mit breitem Lächeln.
Connor schaltete das Gerät aus, da ihn die Temperaturen in Florida nicht
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