Archer Jeffrey
Präsident«, sagte Lawrence.
Als Zerimskij den Hörer auflegte, hielt er den unausbleiblichen Applaus in Schach, indem er sich rasch an seinen Stabschef wandte und sagte: »Wenn Lloyd anruft, wird er mich nach Washington einladen. Nehmen Sie die Einladung an.«
Sein Stabschef sah ihn erstaunt an.
Der Präsident wandte sich seinen Vertrauten zu. »Ich möchte, daß Lawrence so rasch wie möglich erkennt, mit wem er es zu tun hat. Und was noch wichtiger ist – ich will, daß die amerikanische Öffentlichkeit es selbst herausfindet.« Er drückte die Fingerspitzen beider Hände zusammen. »Ich werde als erstes dafür sorgen, daß Lawrence’ Vorlage für das Abrüstungsgesetz vom Senat abgelehnt wird. Ich kann mir kein passenderes Weihnachtsgeschenk für Tom vorstellen.«
Diesmal gestattete er einen kurzen Applaus, ehe er abwinkte.
»Aber wir müssen uns jetzt wieder unseren inneren Problemen zuwenden. Ich halte es für notwendig, daß auch unsere eigenen Bürger sich sehr schnell klar darüber werden, aus welchem Schrot und Korn ihr neuer Präsident ist. Ich werde ihnen ein Beispiel geben, das niemanden im Zweifel lassen wird, wie ich gegen jene vorgehen werde, die auch nur in Erwägung ziehen, sich gegen mich zu stellen.«
Alle warteten gespannt, wen Zerimskij für diese Ehre auserkoren hatte.
Er richtete den Blick auf seinen neuernannten Justizminister. »Wo ist dieser Mafya-Killer, der einen Anschlag auf mich verüben wollte?«
»Er sitzt im Kruzifixgefängnis«, antwortete Schulow. »Wo er den Rest seines Lebens verbringen wird, wie Sie sicher möchten.«
»Keineswegs«, entgegnete Zerimskij. »Lebenslängliche Haft ist eine viel zu milde Strafe für ein so barbarisches Verbrechen. Dieser Attentäter ist genau der Richtige für einen Schauprozeß. Wir werden ihn zu unserem ersten öffentlichen Exempel machen.«
»Ich fürchte, die Polizei hat noch keine Beweise, daß er…«
»Dann stricken Sie welche zusammen«, wies Zerimskij ihn an. »Zu dem Prozeß sind ohnehin nur Parteimitglieder zugelassen.«
»Ich verstehe, Herr Präsident«, versicherte ihm der neue Justizminister. Er zögerte. »Wie haben Sie es sich vorgestellt?«
»Ein schnelles Verfahren, bei dem einer unserer neuen Richter den Vorsitz führt, und eine Geschworenenbank, die ausschließlich aus hochrangigen Parteimitgliedern besteht.«
»Und das Urteil, Herr Präsident?«
»Selbstverständlich die Todesstrafe. Und sobald das Urteil gefällt ist, werden Sie die Presse informieren, daß ich an der Hinrichtung teilzunehmen gedenke.«
»Und wann soll sie stattfinden?« erkundigte sich der Justizminister, der jedes Wort Zerimskijs mitschrieb.
Der Präsident blätterte die Seiten seines Terminkalenders durch und suchte nach einer Fünfzehn-Minuten-Lücke. »Acht Uhr am nächsten Freitag. Doch jetzt etwas viel Wichtigeres: meine Pläne für die Zukunft unserer Streitkräfte.« Er lächelte General Borodin an, der rechts von ihm saß und bisher noch keinen Ton gesagt hatte.
»Sie erfahren heute die höchste Ehre, Herr Stellvertretender Präsident…«
20
Als Kriegsgefangener im Lager Nan Dinh hatte Connor ein System entwickelt, das ihm ermöglichte, die Tage zu zählen, die er sich in Gefangenschaft befand.
Jeden Morgen um fünf brachte ein Vietcong-Wächter eine Schale mit wäßrigem Reis - seine einzige Mahlzeit den ganzen Tag. Connor nahm jeweils ein Reiskorn heraus und schob es in eines der sieben Bambusrohre, die seine »Matratze« bildeten. Nach sieben Tagen legte er eines der Körner auf den Balken über seinem Bett, die übrigen sechs Körner aß er. Alle vier Wochen nahm er ein Korn von diesem Balken und legte es zwischen die Bodenbretter unter dem Bett. An dem Tag, als er und Chris Jackson aus dem Lager entkamen, wußte Connor, daß er sich ein Jahr, fünf Monate und zwei Tage in Gefangenschaft befunden hatte.
Doch auf der Pritsche in der fensterlosen Zelle des Kruzifix fiel ihm beim besten Willen kein System zur Registrierung der Tage ein. Der Polizeichef hatte ihn nun zweimal besucht, ohne etwas von ihm erfahren zu haben. Connor fragte sich, wie lange Boltschenkow noch geduldig bleiben würde, wenn sein Gefangener immer wieder nur seinen Namen und seine Nationalität wiederholte und verlangte, mit seinem Botschafter sprechen zu dürfen. Er brauchte nicht lange zu warten, bis er die Antwort auf diese Frage bekam. Nur Augenblicke, nachdem Boltschenkow beim zweiten Besuch seine Zelle verlassen hatte, stürmten die drei Sträflinge herein, die ihn
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