Archer Jeffrey
bestehen, mit dem organisierten Verbrechen aufzuräumen, Josef. Ich glaube, das erreichen Sie am besten, wenn Sie mit Nikolaj Romanow anfangen, dem sogenannten Zaren. Lassen Sie ihn verhaften. Denn solange ich Präsident bin, wird es keinen Platz für Zaren geben, ob hochwohlgeborene oder andere.«
Ein paar der Gesichter, die noch vor einem Augenblick verdrossen dreingeblickt hatten, hellten sich plötzlich auf. Es gab wohl kaum einen unter ihnen, der es bereitwillig mit Nikolaj Romanow aufgenommen hätte, und nicht einer hielt Pleskow dazu für fähig.
»Auf welcher Rechtsgrundlage soll ich ihn festnehmen lassen?« fragte Pleskow naiv.
»Irgendwas. Betrug. Von mir aus auch Mord«, antwortete Zerimskij. »Das überlasse ich ganz Ihnen. Hauptsache, es genügt, ihn hinter Gitter zu bringen.«
Pleskow wirkte jetzt schon leicht verunsichert. Es wäre viel einfacher, hätte der Chef ihm befohlen, den Mann zu töten.
Zerimskijs Blick schweifte um den Tisch. »Lew«, sagte er, »Ihnen übertrage ich die Verantwortung für die Durchführung der anderen Hälfte meiner neuen Gesetze für die innere Sicherheit.«
Lew Schulow wirkte nervös. Er war sich nicht sicher, ob er dankbar für das Amt sein sollte, das er bekommen würde.
»Sie werden der neue Justizminister.«
Schulow lächelte.
»In den Gerichten wird zur Zeit viel zu sehr geschlampt. Ernennen Sie ein Dutzend oder mehr neue Richter, aber achten Sie darauf, daß jeder ein langjähriges Parteimitglied ist. Erklären Sie ihnen von Anfang an, daß ich nur zwei Strategien kenne, wenn es um Gesetz und Ordnung geht: ein kurzer Prozeß und eine exe mplarische Strafe. Und ich möchte gleich in den ersten Tagen meiner Präsidentschaft ein Exempel an einem ganz speziellen Gesetzesbrecher statuieren, um von vornherein keinen Zweifel daran zu lassen, was einen jeden erwartet, der sich gegen mich stellt.«
»Denken Sie dabei an jemand Bestimmten, Herr Präsident?«
»Ja«, antwortete Zerimskij. »Sie erinnern sich…« Ein leises Klopfen ertönte. Alle wandten sich der Tür zu, um zu sehen, wer es wagte, die erste Kabinettssitzung des neuen Präsidenten zu stören. Dimitrij Titow trat lautlos ein. Er spürte die Woge des Unwillens, die ihm engegenschlug, war aber der Ansicht, daß Zerimskij noch viel wütender sein würde, wenn er ihm nicht sofort mitteilte, was er ihm mitzuteilen hatte. Der Präsident trommelte mit den Fingern auf den Tisch, während Titow durch die ganze Länge des Zimmers huschte und neben dem Präsidenten den Kopf neigte, um ihm ins Ohr zu flüstern.
Zerimskij fing sofort an, schallend zu lachen. Die anderen hätten pflichtschuldig eingestimmt, warteten aber lieber ab, solange sie nicht wußten, was denn so erheiternd war. Zerimskij blickte seine Parteifreunde an. »Der Präsident der Vereinigten Staaten ist am Apparat. Er will mir offenbar gratulieren.« Jetzt hatten alle einen Grund zum Mitlachen.
»Damit steht meine nächste Entscheidung als euer Präsident an. Soll ich ihn warten lassen – sagen wir, die nächsten drei Jahre…«, alle lachten noch lauter, außer Titow, »… oder soll ich den Anruf entgegennehmen?«
Niemand machte einen Vorschlag.
»Wollen wir herausfinden, was er möchte?« fragte Zerimskij. Alle nickten. Titow langte nach dem Telefon neben seinem Chef und reichte ihm den Hörer.
»Genosse Präsident«, sagte Zerimskij.
»Nein, Sir«, erklang die sofortige Antwort. »Ich bin Andy Lloyd, der Stabschef des Weißen Hauses. Darf ich Sie zu Präsident Lawrence durchstellen?«
»Nein!« brüllte Zerimskij wütend. »Sagen Sie Ihrem Präsidenten, wenn er das nächste Mal anruft, soll er gefälligst selbst am Apparat sein, weil ich mich nicht mit Laufburschen unterhalte.« Er schmetterte den Hörer auf die Gabel.
»Wo war ich stehengeblieben?«
»Sie waren gerade dabei, Herr Präsident, uns zu sagen, an wem Sie ein Exempel der neuen Verfahrensweise des Justizministeriums statuieren wollen«, sagte Schulow rasch.
»Ah, ja.« Das Lächeln kehrte auf Zerimskijs Lippen zurück, als das Telefon erneut läutete.
Zerimskij deutete auf seinen Stabschef, der daraufhin den Hörer abnahm.
»Wäre es möglich«, erkundigte sich eine Stimme, »mit Präsident Zerimskij zu sprechen?«
»Wer ist am Apparat?« erkundigte sich Titow.
»Tom Lawrence.«
Titow reichte seinem Chef den Hörer. »Der Präsident der Vereinigten Staaten«, sagte er nur. Zerimskij nickte und nahm den Hörer entgegen.
»Sind Sie dran, Viktor?«
»Hier Präsident Zerimskij. Mit wem spreche
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