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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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Tapferkeitsorden zu schreiben und umzuschreiben. Als er endlich eine geeignete Fassung erstellt hatte, ersuchte er, diese an den kommandierenden Offizier zu schicken.
Sechs Monate später hatte er auf dem Rasen des Weißen Hauses zwischen Maggie und ihrem Vater gestanden und zugehört, wie die Citation, die Lobrede, verlesen wurde. Lieutenant Connor Fitzgerald trat vor, und der Präsident hatte ihm die Ehrenmedaille verliehen.
Während er die letzten Stufen zum Galgen hinaufstieg, dachte er an den einen Mann, der um ihn trauern würde, wenn er die Wahrheit herausfand. Er hatte eindringlich gebeten, diesem Mann nicht die Wahrheit zu sagen; wenn er sie erführe, würde er den Vertrag brechen, sich stellen und zum Kruzifix zurückkehren.
»Sie müssen verstehen«, hatte er ihnen erklärt, »daß Sie es mit einem durch und durch ehrenhaften Mann zu tun haben. Also sorgen Sie unbedingt dafür, daß die Uhr acht geschlagen hat, ehe er herausfindet, daß er getäuscht wurde.«
Der erste Glockenschlag ließ ihn erschaudern, und seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück.
Beim zweiten Glockenschlag rannte der kleine Junge, der geweint hatte, zum Fuß des Galgens und fiel auf die Knie.
Beim dritten legte der Polizeichef die Hand auf die Schulter eines jungen Korporals, der einen Schritt vorwärts getan hatte, um das Kind wegzuzerren.
Beim vierten lächelte der Todgeweihte zu Sergej hinunter, als wäre er sein eigener Sohn.
Beim fünften schoben die beiden Schergen ihn vorwärts, bis er direkt unter der herabhängenden Schlinge stand.
Beim sechsten legte der Henker ihm die Schlinge um den Hals.
Beim siebten senkte er die Augen und starrte direkt auf den Präsidenten der Russischen Republik.
Beim achten drückte der Henker auf den Hebel, und die Falltür öffnete sich.
Als die Leiche von Christopher Andrew Jackson über ihm baumelte, fing Zerimskij zu klatschen an. Einige Zuschauer fielen halbherzig mit ein.
Eine Minute später nahmen die beiden Helfershelfer den leblosen Gehenkten vom Galgen. Sergej rannte herbei, um ihnen zu helfen, seinen Freund in den primitiven Holzsarg zu legen, der neben dem Galgen bereitstand. Der Polizeichef geleitete den Präsidenten zurück zu seiner Limousine, und die Wagenkolonne brauste durchs Gefängnistor, noch ehe der Sargdeckel zugenagelt war. Vier Häftlinge hoben den schweren Sarg auf die Schultern und setzten sich damit in Richtung Friedhof in Bewegung. Sergej ging an ihrer Seite vom Hof zu einem verwahrlosten Areal an der Rückseite des Gefängnisses. Nicht einmal die Toten durften dem Kruzifix entkommen. Hätte Sergej zurückgeblickt, hätte er gesehen, wie die Zuschauer hastig durch das Gefängnistor hinausliefen, bevor es wieder geschlossen und der schwere Holzbalken zur Verriegelung vorgelegt wurde.
Die Sargträger blieben vor einem anonymen Grab stehen, das andere Häftlinge gerade erst ausgehoben hatten. Sie ließen den Sarg unsanft in das klaffende Loch fallen; dann schaufelten sie, ohne zuvor ein Gebet zu sprechen, ja ohne auch nur eine n Augenblick innezuhalten, die soeben erst ausgegrabenen Erdbrocken darauf.
Der Junge blieb reglos stehen, bis die Männer ihre Arbeit beendet hatten. Wenige Minuten später trieben Wachen die Gefangenen zurück in ihre Zellen. Sergej fiel auf die Knie und fragte sich, wie lange man ihm erlauben würde, daß er am Grab blieb.
Einen Augenblick später legte sich eine Hand auf die Schulter des Jungen. Er blickte empor und sah den Polizeichef über sich stehen. Ein fairer Mann, hatte er ihn Jackson gegenüber einmal genannt.
»Hast du ihn gut gekannt?« fragte er.
»Ja«, antwortete Sergej. »Er war mein Partner.«
Der Polizeichef nickte. »Ich kannte den Mann, für den er sein Leben gegeben hat«, sagte er. »Ich wünschte, ich hätte so einen Freund.«



23
     
    »Mrs. Fitzgerald ist nicht ganz so klug, wie sie sich einbildet«, sagte Gutenburg.
    »Das sind Amateure selten«, entgegnete Helen Dexter. »Bedeutet das, Sie haben die Videokassette?«
»Nein, aber ich kann mir in etwa denken, wo sie ist.«
»Genug der Klugscheißerei. Kommen Sie zur Sache«, rügte Dexter. »Sie brauchen mir nicht zu beweisen, wie schlau Sie sind.«
Gutenburg wußte, daß dies fast schon ein Kompliment war. So schnell würde sich die Direktorin kaum wieder eines abringen.
»Mrs. Fitzgerald hat keine Ahnung, daß wir bereits vor etwa einem Monat in ihrem Haus und ihrem Büro Wanzen angebracht haben und daß wir sie observieren lassen, seit ihr Mann vor drei Wochen vom

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