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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Vorsitzende des Clubs, Rex Siddons, begegnete dem »Genossen Keith« – er bestand von Anfang an darauf, ihn so anzureden – mit unverhohlenem Mißtrauen. Townsend hatte alles, was zu einem traditionellen Tory gehörte: einen geadelten Vater, eine private Schulausbildung, ein eigenes Konto, ja, sogar einen MG-Sportflitzer, wenngleich aus zweiter Hand.
    Doch im Laufe der Wochen, als die Mitglieder des Labour Club immer wieder Keith’ Ansichten über die Monarchie, die Privatschulen, die Verleihung von Ehrentiteln und das Elitedenken zu hören bekamen, wurde er für alle zu Genosse Keith. Einige Mitglieder nahm er nach den Treffen sogar mit auf sein Zimmer, wo sie bis in den frühen Morgen darüber diskutierten, wie sie die Welt verändern und das Commonwealth in seinen Grundfesten erschüttern würden, sobald sie erst aus diesem »schrecklichen Kaff« wie sie Oxford nannten, heraus waren.
    Während seines ersten Trimesters stellte Keith erstaunt fest, daß er nicht automatisch bestraft oder getadelt wurde, wenn er eine Vorlesung versäumte oder nicht zum Seminar erschien, bei dem er seinem Tutor seinen wöchentlichen Aufsatz vorlesen sollte. Er brauchte mehrere Wochen, sich an dieses System zu gewöhnen, das ausschließlich auf Selbstdisziplin basierte. Und am Ende des Trimesters drohte sein Vater, ihm das Taschengeld zu sperren und ihn zu harter Arbeit nach Hause zurückzuholen, falls er sich nicht sofort auf den Hosenboden setzte.
    Während seines zweiten Trimesters schrieb Keith seinem Vater jeden Freitag einen langen Brief, in dem er ihm in allen Einzelheiten über die Arbeiten berichtete, die er im Laufe der Woche angeblich bewältigte. Das half immerhin, die Beschimpfungen und Drohungen einzudämmen. Hin und wieder erschien Keith tatsächlich bei einer Vorlesung – wo er sich darauf konzentrierte, ein Roulettesystem zu perfektionieren – und bei Tutorenkursen, wo er sich bemühte, nicht einzuschlafen.
    Während des Sommertrimesters entdeckte Keith die Pferderennbahnen von Cheltenham, Newmarket, Ascot, Doncaster und Epsom, was dazu führte, daß er nie genug Geld hatte, sich ein neues Hemd oder auch nur ein Paar Socken leisten zu können.
    In den Ferien mußte er mehrere seiner Mahlzeiten im Bahnhof einnehmen, der wegen seiner Nähe zu Worcester von einigen Studenten als die College-Mensa betrachtet wurde.
    Eines Nachts, als Keith im Bricklayer’s Arms etwas zu viel getrunken hatte, schmierte er auf die altehrwürdige, im achtzehnten Jahrhundert errichtete Mauer der WorchesterUniversität: C’est magnifique, mais ce nestpas la gare – der Schuppen ist toll, aber es ist nicht der Bahnhof.
    Am Ende seines ersten Jahres hatte Keith für die zwölf Monate, die er auf der Universität zugebracht hatte, nur sehr wenig vorzuweisen – außer einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter, die entschlossen waren, das System zugunsten der schweigenden Mehrheit umzustürzen, sobald man sie erst auf die Gesellschaft losgelassen hatte.
    Keith’ Mutter, die regelmäßig schrieb, riet ihm, seine Ferien zu nutzen und in Europa herumzureisen, da er diese Chance vielleicht nie wieder bekommen würde. Da Keith diese Idee gefiel, machte er sich sogleich daran, eine Route auszuarbeiten
– und er wäre tatsächlich gereist, hätte er nicht zufällig bei einem Drink im nahen Pub den Nachrichtenredakteur der Oxford Mail kennengelernt.
    Liebe Mutter,
ich habe Deinen Brief mit den Vorschlägen bekommen, was
ich während der Ferien unternehmen sollte. Eigentlich wollte
ich Deinem Rat folgen und die französische Küste
entlangfahren, vielleicht bis Deauville – aber dann hat der
Nachrichtenredakteur der Oxford Mail mir die Chance
geboten, Berlin zu besuchen.
Er möchte, daß ich vier längere Artikel über das Leben im
besetzten Deutschland schreibe. Von Berlin soll ich weiter
nach Dresden reisen, um über den Wiederaufbau der Stadt zu
berichten. Für jeden Artikel bekomme ich bei Abgabe zwanzig
Guinees. Meiner düsteren finanziellen Lage wegen – meine
Schuld, nicht Deine – hat Berlin den Vorzug vor Deauville
bekommen.
Falls es in Deutschland so was wie Ansichtskarten gibt,
werde ich Dir welche mitsamt den Kopien der vier Artikel
schicken, damit Dad sie lesen kann. Vielleicht interessiert der
Courier sich ja dafür.
Schade, daß wir uns diesen Sommer nicht sehen.
Alles Liebe
Keith
    Kaum hatten die Ferien begonnen, machte Keith sich auf denselben Weg wie viele andere Studenten: Er fuhr mit seinem MG nach Dover und setzte mit der

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