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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Leser mögen keine Veränderungen.«
»Aber die Leser des Messenger «, sagte Townsend. »Das ist einer der vielen Gründe, weshalb er eine viel höhere Auflage hat als wir.«
»Sie wollen tatsächlich unsere lange Tradition opfern, nur um ein paar Leser zu gewinnen?«
»Ah, wie ich sehe, verstehen Sie endlich«, sagte Townsend, ohne eine Miene zu verziehen.
»Aber Ihre Mutter hat mir versichert, daß…«
»Meine Mutter führt nicht dieses Verlagshaus. Sie hat diese Verantwortung mir übertragen.« Daß dies nur für neunzig Tage galt, fügte Townsend nicht hinzu.
Der Chefredakteur hielt einen Augenblick den Atem an; dann fragte er ruhig: »Hoffen Sie darauf, daß ich kündige?«
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Townsend fest. »Aber ich hoffe, Sie werden mir helfen, die Zeitung in die schwarzen Zahlen zu bringen.«
Die nächste Frage des Chefredakteurs überraschte Keith.
»Könnten Sie mit der Umsetzung der Anzeigenseite noch zwei Wochen warten?«
»Warum?« fragte Townsend.
»Weil mein Sportredakteur erst Ende des Monats aus dem Urlaub zurückkommt.«
»Ein Sportredakteur, der sich mitten in der Kricket-Saison drei Wochen Urlaub nimmt, würde nicht einmal bemerken, daß man ihm inzwischen einen anderen Schreibtisch hingestellt hat«, entgegnete Townsend heftig.
Der Sportredakteur reichte am Tag seiner Rückkehr die Kündigung ein und ersparte es Townsend damit, ihn zu feuern. Wenige Minuten später hatte Keith bereits den fünfundzwanzigjährigen Kricket-Korrespondenten zum Nachfolger des Sportredakteurs ernannt.
Wenige Minuten, nachdem Frank Bailey davon erfahren hatte, stürmte er in Townsends Büro. »Es ist Sache des Chefredakteurs, im Redaktionsteam Umbesetzungen vorzunehmen«, rief er, noch ehe er die Tür von Townsends Büro geschlossen hatte, »nicht…«
»Nicht mehr«, erklärte Townsend.
Die beiden Männer starrten einander eine Zeitlang schweigend an; dann versuchte Frank es noch einmal. »Außerdem ist der Neue viel zu jung für eine solchen Posten.«
»Er ist drei Jahre älter als ich«, entgegnete Townsend.
Frank biß sich auf die Lippe. »Darf ich Sie daran erinnern, was Sie gesagt haben, als Sie mich vor gerade einmal vier Wochen zum erstenmal in meinem Büro besuchten? Ich zitiere: ›Ich habe nicht die Absicht, einer der Verleger zu werden, die sich in redaktionelle Entscheidungen einmischen.‹«
Townsend blickte von seinem Schreibtisch auf und errötete leicht.
»Tut mir leid, Frank. Ich habe gelogen.«
    Schon lange vor Ende der Neunzig-Tage-Frist hatten sich die Auflagenhöhen des Messenger und der Gazette einander genähert, und Lady Townsend vergaß völlig, daß sie Keith eine zeitliche Beschränkung auferlegt hatte, um nach Ablauf dieser Frist zu entscheiden, ob sie das 150.000-Pfund-Angebot des Messenger annehmen solle.
    Nachdem Townsend mehrere Apartments besichtigt hatte, fand er schließlich eines in idealer Lage und unterschrieb den Mietvertrag fast umgehend. An diesem Abend erklärte er seiner Mutter telefonisch, daß er sie aufgrund von Arbeitsüberlastung nicht mehr jedes Wochenende in Toorak besuchen könne. Es schien sie keineswegs zu überraschen.
    Als Townsend an seiner dritten Vorstandssitzung teilnahm, verlangte er von den Direktoren, ihn zum Vorstandsvorsitzenden zu ernennen, damit kein Zweifel mehr daran bestand, daß er nicht bloß als Sohn seines Vaters an den Sitzungen teilnahm. Mit geringer Stimmenmehrheit wurde Keith’ Ersuchen abgelehnt. Als er abends seine Mutter anrief und sie fragte, was sie als Grund dafür vermutete, weshalb die Wahl nicht zu seinen Gunsten ausgefallen war, erwiderte sie, die Mehrheit sei der Meinung, der Titel »Verleger« genüge völlig für jemanden, der eben erst seinen dreiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte.
    Der neue Vertriebsleiter meldete sechs Monate, nachdem er vom Messenger zur Gazette übergewechselt war, daß der Messenger bei der Auflagenhöhe nur noch um zweiunddreißigtausend Exemplare vorn lag. Townsend war höchst erfreut über diese Neuigkeit und versicherte den Direktoren bei der nächsten Vorstandssitzung, daß er nun die Zeit für gekommen hielt, ein Übernahmeangebot für den Messenger zu machen. Zwei der älteren Vorstandsmitglieder brachen daraufhin in schallendes Gelächter aus, bis Townsend ihnen die Zahlen sowie ein »Trenddiagramm« vorlegte, wie er es nannte – und obendrein die Zusicherung der Bank, voll und ganz hinter ihm zu stehen.
    Als Townsend die Mehrheit seiner Vorstandskollegen überredet

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