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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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hatte, dem Angebot zuzustimmen, diktierte er ein Schreiben an Sir Colin und bot ihm 750.000 Pfund für den Messenger. Townsend erhielt zwar keine offizielle Bestätigung des Angebots, doch seine Anwälte ließen ihn wissen, daß Sir Colin eine Sondersitzung des Vorstands einberufen hatte, die am morgigen Nachmittag stattfinden sollte.
    Das Licht in der Chefetage des Messenger brannte bis spät in die Nacht. Townsend, dem man den Zutritt zum Gebäude verwehrt hatte, ging auf dem Bürgersteig vor dem Eingang auf und ab und wartete auf den Bescheid des Vorstands. Nach zwei Stunden gönnte er sich rasch einen Hamburger in einer Imbißstube in der nächsten Straße, und als er vors Messenger Gebäude zurückkehrte, brannte das Licht im obersten Stockwerk immer noch. Hätte ein Polizist ihn bemerkt, wäre er möglicherweise wegen Streunerei verhaftet worden.
    Kurz nach ein Uhr früh gingen in der Chefetage endlich die Lichter aus, und die Direktoren des Messenger verließen das Gebäude. Townsend blickte jeden einzelnen hoffnungsvoll an, doch sie gingen an ihm vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zu gönnen.
    Townsend blieb, bis er sicher sein konnte, daß sich außer der Putzkolonne niemand mehr im Gebäude aufhielt. Dann schritt er langsam zur Gazette zurück und schaute zu, wie der erste Korrekturabzug vom Blei kam. Er wußte, daß er in dieser Nacht nicht mehr würde schlafen können; deshalb stieg er in einen der Auslieferungswagen und half, die erste Ausgabe in der Stadt zu verteilen. Das gab ihm gleich die Gelegenheit, dafür zu sorgen, daß die Gazette über dem Messenger in die Ständer kam.
    Zwei Tage später legte Bunty einen Brief in den Korb mit der Aufschrift »Wichtige Eingänge – sofort bearbeiten«:
     
    Sehr geehrter Mr. Townsend,
    hiermit bestätige ich den Eingang Ihres Schreibens vom 2 6. diesen Monats. Um Ihnen weitere Zeitvergeudung zu ersparen, teile ich Ihnen mit, daß der ›Messenger‹ weder jetzt noch zu irgendeinem späteren Zeitpunkt zum Verkauf steht.
    Hochachtungsvoll Colin Grant
     
    Townsend lächelte und ließ das Schreiben in den Papierkorb fallen.
    Während der nächsten Monate trieb Townsend sein Personal Tag und Nacht unerbittlich an, um seinen Konkurrenten zu überflügeln. Immer wieder machte er jedem Mitarbeiter klar, daß niemand seines Jobs sicher sein konnte – der Chefredakteur eingeschlossen. Die Zahl der Kündigungen jener, die mit dem Tempo der Veränderungen bei der Gazette nicht Schritt halten konnten, wurde von der Zahl der Bewerbungen jener übertroffen, die den Messenger verließen, als sie erkannt hatten, daß es »eine Schlacht auf Leben und Tod« werden würde – wie Townsend bei jeder monatlichen Personalkonferenz betonte.
    Ein Jahr nach Townsends Rückkehr aus England war die Auflagenstärke beider Zeitungen gleich hoch, und er gelangte zu der Ansicht, daß es wieder mal an der Zeit sei, den Vorstandsvorsitzenden des Messenger anzurufen.
    Als Sir Colin an den Apparat gekommen war, nahm Townsend sich gar nicht erst die Zeit für die üblichen Höflichkeitsfloskeln. Sein Eröffnungszug war: »Wenn 750.000 Pfund nicht reichen, Sir Colin – wieviel ist Ihrer Meinung nach der tatsächliche Wert Ihrer Zeitung?«
    »Viel mehr, als Sie sich leisten können, junger Mann. Aber, wie ich Ihnen bereits versichert habe, steht der Messenger ohnehin nicht zum Verkauf.«
    »Die nächsten sechs Monate vielleicht noch nicht«, erwiderte Townsend.
»Niemals!« brüllte Sir Colin in den Hörer.
»Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Ihr Blatt von der Straße zu fegen. Bald werden Sie heilfroh sein, wenn ich Ihnen 50.000 Pfund für die traurigen Überreste Ihres Verlags gebe.« Townsend machte eine Pause. »Rufen Sie mich ruhig an, falls Sie es sich doch noch anders überlegen.«
Diesmal war es Sir Colin, der den Hörer auf die Gabel schmetterte.
    An dem Tag, als die Gazette zum erstenmal mehr Exemplare verkaufte als der Messenger, gab Townsend eine Party und ließ die Neuigkeit in einer Balkenüberschrift über einem Bild Sir Colins verkünden, das man im vergangenen Jahr bei der Beerdigung seiner Frau aufgenommen hatte. Mit jedem Monat wurde der Auflagenabstand zwischen den beiden Zeitungen größer, und Townsend ließ sich keine Gelegenheit entgehen, seine Leserschaft auf die neueste Auflagenhöhe hinzuweisen. Es verwunderte ihn nicht, als Sir Colin anrief und meinte, es sei vielleicht an der Zeit, sich zu treffen.
    Nach wochenlangen Vorverhandlungen wurde eine

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