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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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vierzig bin«, meinte Charlie grinsend.
»Vierzig, Charlie Trumper?« entgegnete Becky abfällig. »In Eile bist du offenbar nicht.«
»Was meinst du damit?« fragte Charlie.
»Ich hatte eigentlich gehofft, wir schaffen es schon viel früher.«
Charlie lachte laut, um die Tatsache zu verbergen, daß er nicht wußte, ob sie das ernst meinte oder nicht. Nachdem Becky sicher war, daß die Tinte getrocknet war, klappte sie die Bücher zu und steckte sie in ihre Aktentasche, während Charlie sich daran machte, die Bäckerei abzusperren.
Draußen vor der Tür wünschte er seiner Geschäftspartnerin mit einer übertriebenen Verbeugung eine gute Nacht. Dann drehte er den Schlüssel um, bevor er sich auf den Weg nach Hause machte. Er pfiff mehr laut als richtig einen populären Schlager vor sich hin, während er seinen Karren mit den wenigen Überresten des Tages der untergehenden Sonne entgegenschob. Könnte er wirklich eine Million besitzen, ehe er vierzig war, oder hatte Becky sich bloß über ihn lustig gemacht?
Er schob den Karren an Bert Shorrocks Haus vorbei und hielt abrupt an. Vor der Haustür von Nummer 112 stand Vater O’Malley mit einer schwarzen Bibel in der Hand.
    3
    Charlie saß im Zug nach Edinburgh und dachte über alles nach, was er in den vergangenen vier Tagen getan hatte. Becky war nicht sehr erfreut über seine Entscheidung gewesen, Sal hatte sie sogar für ausgesprochen idiotisch gehalten. Mrs. Smelley fand, daß er hätte warten sollen, bis er sowieso einberufen worden wäre. Grace arbeitete nach wie vor im Lazarett an der Westfront, darum wußte sie auch nichts von seinem Entschluß. Und Kitty schmollte bloß und fragte, wie er sich vorstellte, wovon sie jetzt leben sollte.
    Private George Trumper war am 2. November 1917 bei Passchendaele im tapferen Kampf für sein Vaterland gefallen, stand in dem Brief. Über tausend Mann waren an diesem Tag beim Sturm auf den fünfzehn Kilometer langen Frontabschnitt zwischen Messines und Passchendaele umgekommen, deshalb konnte es nicht überraschen, daß der Brief des Leutnants so kurz und bündig war.
    Nach einer schlaflosen Nacht stand Charlie am nächsten Morgen als erster vor der Tür der Rekrutierungsstelle in Great Scotland Yard. Das Plakat an der Wand forderte Männer zwischen achtzehn und vierzig auf, sich zu »General Haig’s« Armee zu melden.
    Charlie hoffte, daß man ihn nehmen würde, auch wenn er noch nicht achtzehn war.
Als der Rekrutierungssergeant bellte: »Name?«, holte Charlie tief Luft und brüllte fast: »Trumper.« Dann wartete er besorgt.
»Geburtsdatum?« fragte der Mann mit den drei weißen Streifen auf dem Ärmel.
»20. Januar 1899«, log Charlie, ohne zu zögern, aber er errötete. Der Sergeant blickte ihn an und zwinkerte. Die Angaben wurden kommentarlos auf ein braunes Formular gekritzelt.
»Nehmen Sie die Mütze ab, Junge, und melden Sie sich bei unserem Arzt.«
Eine Frau in Schwesterntracht führte Charlie in einen mehrfach abgeteilten Raum, wo ihm ein Mann in langem weißem Kittel befahl, in einer der Abteilungen den Oberkörper frei zu machen, zu husten, die Zunge herauszustrecken und tief ein- und auszuatmen, bevor er ihn mit einem Gerät aus kaltem Gummi abtastete. Dann blickte er in Charlies Ohren und Augen und schlug mit einem Gummihämmerchen auf seine Kniescheiben. Nachdem Charlie auch noch Hose und Unterhose hatte ausziehen müssen – zum erstenmal in seinem Leben vor jemandem, der nicht zur Familie gehörte –, sagte der Arzt ihm, daß er keine übertragbaren Krankheiten hätte – was immer das auch heißen mochte.
Er betrachtete sich im Spiegel, als sie ihn maßen. »Eins vierundsiebzig«, sagte der Sanitäter.
Und ich wachs’ noch, wollte Charlie hinzufügen, während er sich eine Haarsträhne aus der Stirn strich.
»Zähne gut, Augen braun«, diktierte der ältliche Arzt. »Alles in Ordnung mit Ihnen«, wandte er sich dann an Charlie. Der Arzt hakte noch allerlei auf dem braunen Formular ab und wies Charlie schließlich an, zu dem Sergeanten zurückzugehen.
Bis er an der Reihe war, mußte Charlie erst in einer längeren Schlange anstehen.
»Gut, Junge, unterschreiben Sie hier, dann stellen wir Ihnen den Marschbefehl aus.«
Charlie kritzelte seine Unterschrift auf die Stelle, auf die der Sergeant mit dem Finger getippt hatte. Dabei bemerkte er erst, daß dem Mann der Daumen fehlte.
»Zur Honourable Artillery Company oder zu den Royal Fusiliers?« fragte der Sergeant.
»Royal Fusiliers«, antwortete Charlie. »Das

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