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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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sogar aufgestanden waren, um Beifall zu klatschen; die meisten davon gehörten allerdings zu ihren Mitarbeitern. Sie sah auf die Uhr: acht Uhr achtundzwanzig. Ihr Zeitplan war perfekt.
    In zwei Minuten begann eine Baseballübertragung, und viele Leute würden umschalten. Nach Ralph Brooks’
    Gesicht zu urteilen, war auch er sich darüber klar.
    Nach den üblichen Fragen und den Schlußworten verließen Florentyna und Richard, umgeben von Gratulanten, den Saal und fuhren ins Baron. Nervös warteten sie auf die ersten Zeitungen. Fast alle Kommentare sprachen sich für Florentyna aus; selbst die Tribüne bezeichnete das Rededuell als unentschieden.
    Die letzten Tage vor der Wahl verbrachte Florentyna damit, unermüdlich durch die Stadt zu traben, Hände zu schütteln, die ganze Route der St. Patrick’s Day Parade zurückzulegen und abends todmüde in die Badewanne und dann ins Bett zu fallen. Jeden Morgen wurde sie von Richard mit einer Tasse Kaffee geweckt, und der ganze wahnsinnige Tagesablauf begann von neuem.

    »Endlich ist der große Tag gekommen«, sagte Richard.
    »Keinen Augenblick zu früh. Ich glaube nicht, daß meine Beine so etwas noch einmal aushalten.«
    »Keine Angst. Heute abend ist alles entschieden«, zitierte Richard, aus einer Zeitschrift vorlesend.
    Florentyna zog ein knitterfreies blaues Kostüm an – es half nur wenig, weil sie sich abends trotzdem ganz zerdrückt vorkam, und Schuhe, die Miss Tredgold als vernünftig bezeichnet hätte. Zwei Paar hatte sie bereits total abgenützt während der Wahlkampagne. Nach dem Frühstück ging sie mit Richard zur Bezirksschule und gab ihre Stimme für Florentyna Kane ab. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Richard, als eingeschriebener New Yorker Republikaner, blieb draußen.
    Die Wahlbeteiligung war größer, als Edward vorausge-sehen hatte, und es wurden 49.312 Stimmen für Florentyna abgegeben; 42.972 Personen entschieden sich für Ralph Brooks.
    Florentyna Kane hatte ihre erste Wahl gewonnen.

    Kandidat der Republikaner wurde Stewart Lyle, ein bequemerer Gegner als Ralph Brooks; der altmodische Herr, der immer höflich und charmant war, hielt nichts von Rededuellen im Fernsehen. Florentyna mochte ihn vom ersten Tag an und zweifelte nicht, daß er den Wahlbezirk gut vertreten würde. Nachdem aber Nixon am 9. August zurückgetreten war und Ford den Ex-Präsidenten pardoniert hatte, war ein überwältigender Sieg der Demokraten vorauszusehen. Zu den Siegern gehörte auch Florentyna. Sie schlug die republikanischen Kandidaten mit mehr als 27.000 Stimmen Vorsprung. Richard war der erste, der ihr gratulierte.
    »Ich bin so stolz auf dich, Liebling.«

    Er lächelte spitzbübisch. »Und Mark Twain wäre es bestimmt auch gewesen.«
    »Warum Mark Twain?« fragte Florentyna erstaunt.
    »Weil er einmal gesagt hat: ›Angenommen, du bist ein Idiot, und angenommen du bist Kongreßabgeordneter.
    Aber das ist ja eine Wiederholung.‹«

27
    Zu Weihnachten kamen William und Annabel zu ihren Eltern nach Cape Cod, wo die Familie Kane ein Haus besaß. Florentyna war glücklich, die Feiertage mit ihren Kindern zu verbringen, und bald fühlte sie sich wieder so energiegeladen wie vor den Wahlen.
    Der fünfzehnjährige William bereitete sich schon auf Harvard vor und verbrachte lange Nachmittage über Mathematikbüchern, die nicht einmal Richard verstand.
    Annabel hingegen führte lange Ferngespräche mit ihren Freundinnen, die sich zumeist um Jungen drehten, bis Richard ihr schließlich erklären mußte, wie die Telefongesellschaft ihr Geld verdiente. Florentyna las die Colorado-Sage von Michener und hörte sich auf Wunsch ihrer Tochter deren Lieblingsplatten an. Bei dieser Gelegenheit hörte Richard zum erstenmal einen Schlager, den er sein Leben lang lieben würde. Annabel war erstaunt über das Lächeln ihrer Mutter und die Begeisterung ihres Vaters: »Jessie come home, there’s a hole in the bed where you slept, and now it’s getting cold. Jessie, the blues…«
    Nach den Weihnachtsferien fuhr Florentyna mit Richard nach New York zurück. Sie brauchte eine Woche, um die Berichte der Baron-Gruppe zu studieren und sich von den verschiedenen Direktoren informieren zu lassen, bevor sie das Gefühl hatte, alles zu wissen, was in ihrer Abwesenheit geschehen war.
    Im Laufe dieses Jahres waren Hotels in Brisbane und in Johannesburg eröffnet worden, die alten Hotels in Nashville und Cleveland wurden renoviert. Richard hatte die Expansionspläne etwas eingeschränkt, aber für

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