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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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mit allen Neuigkeiten zu versenden. »Denken Sie daran, meine Liebe, es mag zwar aussehen, als überschwemmten Sie den Ninth District mit Papier, andererseits aber gibt es nur drei Arten, Ihre Wiederwahl zu garantieren: Postwurfsendungen, Postwurfsendungen und wieder Postwurfsendungen.«
    Ebenso riet er Florentyna, zwei ihrer Mitarbeiter jene Artikel in Lokalzeitungen ausschneiden zu lassen, die sich auf einen ihrer Wähler bezogen. Bald bekamen die Wähler Glückwunschkarten zur Vermählung, zu Geburten, Geburtstagen und anderen Anlässen, ja selbst zu Siegen im Basketball, da auch die Achtzehnjährigen jetzt stimmberechtigt waren. Wo es am Platz war, fügte Florentyna ein paar Worte auf polnisch hinzu und dankte insgeheim ihrer Mutter, daß sie ihr trotz des Widerstandes des Vaters Polnisch beigebracht hatte.
    Mit Janets Hilfe – sie war immer schon im Büro, wenn Florentyna kam, und blieb länger als diese – arbeitete sich Florentyna langsam durch die Papierberge, und am 4. Juli, zu Ferienbeginn, hatte sie es fast geschafft. Bisher hatte sie weder im Repräsentantenhaus noch in einem der Komitees das Wort ergriffen. Sandra Read, eine Kollegin aus New York, hatte ihr geraten, das erste halbe Jahr mit Zuhören zu verbringen, das zweite mit Nachdenken und erst im dritten sollte sie gelegentlich Reden halten.

    »Und was tue ich im vierten Halbjahr?« fragte Florentyna.
    »Für die Wiederwahl kandidieren.«
    Am Wochenende ergötzte sie Richard mit Berichten über die Verschwendung von Steuergeldern in der Bürokratie und die Unsinnigkeit, mit der das demokratische System in den Vereinigten Staaten angewandt wurde.
    »Ich dachte, du wurdest gewählt, um das alles zu ändern?«
    Richard sah seine Frau an, die im Türkensitz auf dem Boden saß und die Knie umfaßt hielt.
    »Es wird zwanzig Jahre dauern, bevor sich auch nur das Geringste ändert. Weißt du, daß Ausschüsse Entscheidungen über Millionen Dollar treffen, die Hälfte der Mitglieder jedoch keine Ahnung hat, warum sie wofür stimmen, und die andere Hälfte nicht einmal anwesend ist, sondern sich vertreten läßt?«
    »Dann mußt du Vorsitzende eines Ausschusses werden und dafür sorgen, daß deine Mitglieder anwesend sind und die Probleme studieren.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Was heißt, das kannst du nicht?«
    Richard legte die Morgenzeitung beiseite.
    »Man kann nur Ausschußvorsitzender werden, wenn man entsprechend lang Mitglied war; ganz gleich, wie gut jemand ist, der, der am längsten im Ausschuß ist, wird Vorsitzender. Von zweiundzwanzig Ausschüssen werden drei von Vorsitzenden geleitet, die mehr als siebzig sind, und dreizehn von Leuten über sechzig; das heißt, daß nur sechs unter sechzig Jahre alt sind. Ich hab mir ausgerechnet, daß ich an meinem 68. Geburtstag Vorsitzende des Finanzausschusses werde – nach achtundzwanzig Jahren im Kongreß. Aber nur, wenn ich die dazwischenliegenden dreizehn Wahlen gewinne, denn wenn man eine verliert, fängt man wieder von vorne an.
    Jetzt verstehe ich auch, warum so viele Südstaaten Abgeordnete unter dreißig in den Kongreß schicken.
    Würden wir die Baron-Gruppe so führen, wie der Kongreß geführt wird, wir wären längst pleite.«
    Allmählich fand Florentyna sich mit der Tatsache ab, daß es Jahre dauern würde, bis sie in eine der Spitzenpositionen der Politik kommen konnte; es war ein harter, mühsamer Weg, auch sie mußte »ihre Zeit abdienen«. »Langsam, aber stetig weitermachen«, so ungefähr drückte es der Ausschußvorsitzende aus. Wenn die Karriere anders verlaufen sollte, mußte sie den Nachteil, am Anfang zu stehen, durch den Vorteil, eine Frau zu sein, kompensieren.
    Es kam anders, als sie es je hätte planen können. Die ersten sechs Monate hatte sie im Haus nicht den Mund aufgemacht, obwohl sie stundenlang die Debatten verfolgt und von jenen gelernt hatte, die ihre beschränkte Sprechzeit am besten nutzten. Als ein angesehener Republikaner, Robert C.L. Buchanan, einen Zusatzantrag gegen die Legalisierung der Abtreibung einbrachte, fand es Florentyna an der Zeit, zum erstenmal das Wort zu ergreifen.
    Sie bat, gegen den Antrag sprechen zu dürfen. In seiner höflichen Antwort erinnerte er sie an die mit fünf Minuten begrenzte Sprechzeit und wünschte ihr Glück.
    Buchanan sprach mit Nachdruck und Gefühl vor einem schweigenden Haus und nutzte seine fünf Minuten mit dem Geschick eines routinierten Abgeordneten.
    Florentyna hielt ihn für einen üblen Reaktionär und machte sich,

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