Archer, Jeffrey
ändern. Sehr einfach, könnte man sagen, aber im folgenden Jahr erhöhte sich der Gewinn um einundzwanzig Prozent. Niemand vom Verkaufspersonal war auf die Idee gekommen, solche Veränderungen vorzuschlagen.
Vielleicht stehen wir, ohne es zu wissen, vor einem ähnlichen Problem.«
»Mein Gott, ich hab das Gefühl, gar nicht mehr auf dem laufenden zu sein.«
»Mach dir keine Sorgen, Jessie, Liebling, wir werden nichts unternehmen, was nicht deine volle Billigung hat.«
»Und wie geht es der Bank?«
»Paradoxerweise verdient die Bank mehr an Krediten und überzogenen Konten als zu irgendeiner Zeit seit der Depression. Mein Entschluß, Gold zu kaufen, als Carter die Wahl gewann, hat sich als richtig erwiesen. Sollte Reagan ins Weiße Haus einziehen, werde ich sofort verkaufen. Aber sei unbesorgt, solang du siebenundfünf-zigtausendfünfhundert pro Jahr als Kongreßabgeordnete verdienst, weiß ich, daß wir, wenn alle Stricke reißen, nicht verhungern werden. Übrigens, hast du Edward von Don Short und den vierundzwanzigtausend Dollar erzählt?«
»Vierundzwanzigtausenddreihundert. Nein, ich hab ihn seit Tagen nicht gesprochen, und wenn ich ihn sehe, will er nur über die Hotelkette reden.«
»Ich werde ihn auffordern, in den Vorstand von Lester einzutreten. Dann wird er nur noch von der Bank reden wollen.«
»Sehr bald wird er alle unsere Geschäfte leiten.«
»Genau das möchte ich haben, wenn ich einmal First Gentleman bin.«
Als Florentyna nach Washington zurückkehrte, war sie erstaunt, keine Nachricht von Bill Pearson vorzufinden.
Seine Sekretärin teilte ihr mit, daß er auf Wahlreise in Kalifornien sei, was Florentyna daran erinnerte, daß die Kongreßwahlen unmittelbar bevorstanden. Janet wies darauf hin, daß man in beiden Häusern auf die nächste Legislaturperiode warte und Florentyna gut daran täte, mehr Zeit in Chicago zu verbringen.
Donnerstag rief Bill Pearson aus Kalifornien an und teilte Florentyna mit, er habe mit einem führenden Republikaner und dem Vorsitzenden des Unterausschusses für Verteidigung gesprochen; beide seien der Meinung, man solle die Angelegenheit nicht vor den Wahlen aufs Tapet bringen. Er bat sie, über die Spende Stillschweigen zu bewahren, um die Untersuchung nicht zu stören.
Florentyna war mit seinem Rat ganz und gar nicht einverstanden und überlegte sogar, die Sache selbst zur Sprache zu bringen, aber Edward wies darauf hin, daß Pearson bestimmt mehr Informationen über Bestechungen habe als sie; es dürfe nicht so aussehen, als unternehme sie etwas hinter seinem Rücken. Widerwillig versprach Florentyna, bis zur Wahl zu warten.
Irgendwie gelang es Florentyna mit Janets Unterstützung, an mehr als achtzig Prozent der Abstimmungen teilzunehmen, dafür mußte sie jedoch jede Einladung außerhalb von Washington ablehnen, und sie hatte Janet im Verdacht, daß sie ihr sehr viele Einladungen nicht einmal zeigte. Als der Kongreß in die Ferien ging, kehrte Florentyna nach Chicago zurück, um sich in die Wahlschlacht zu stürzen. Erstaunt stellte sie fest, daß sie einen großen Teil der Zeit im demokratischen Hauptquartier von Cook County verbrachte. Obwohl Carters erstes Regie-rungsjahr die Erwartungen der Amerikaner nicht erfüllt hatte, wußte man, daß die lokalen Republikaner Mühe hatten, jemanden zu finden, der bereit war, sich gegen Florentyna aufstellen zu lassen. Florentyna wurde von ihren Mitarbeitern so oft wie möglich zu Wahlversammlungen entsandt, wo sie für andere demokratische Kandidaten warb.
Zum Schluß erklärte sich Stewart Lyle wieder bereit, gegen Florentyna zu kandidieren, aber er ließ das Wahlkomitee nicht im Zweifel darüber, daß er weder Tag und Nacht herumzureisen noch sein Geld in die Wahlkampagne zu stecken beabsichtige. Die Parteifreunde waren nicht gerade begeistert, als Lyle in einem privaten Gespräch bemerkte – er vergaß, daß es während einer Wahlschlacht kein privates Gespräch gibt -: »Zwischen Mrs. Kane und dem verstorbenen Bürgermeister Daley besteht nur ein Unterschied – Mrs. Kane ist ehrlich.«
Der Ninth District von Illinois war derselben Meinung und entsandte Florentyna mit einer etwas größeren Mehrheit wieder in den Kongreß, aber sie stellte fest, daß im Repräsentantenhaus fünfzehn und im Senat drei ihrer Kollegen fehlten. Unter ihnen befand sich auch Bill Pearson.
Florentyna rief ihn einige Male in Kalifornien an, um ihm zu sagen, daß sie ihn vermisse, aber er war nie zu Hause. Sie bat jedesmal um
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