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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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aufgerufen wurden. »Ich habe es bis jetzt nie genossen, auf Ihrer Seite des Saales zu stehen«, sagte er. »Nach all den Jahren ist es immer noch ein seltsames Gefühl.«
    »Ein paar von uns sind ganz menschlich, wissen Sie, und ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten: Mein Mann hat Gerald Ford gewählt.«
    »Ein kluger Mann«, Buchanan lächelte.
    »Vielleicht hat Ihre Frau für Jimmy Carter gestimmt?«
    Plötzlich sah der alte Mann traurig aus. »Sie ist vor einem Jahr gestorben«, sagte er.
    »Oh, das tut mir sehr leid, ich hatte keine Ahnung.«
    »Nein, nein, ich weiß, meine Liebe. Genießen Sie Ihre Familie, denn sie bleibt nicht ewig bei Ihnen, und eines weiß ich mit Sicherheit: Der Kongreß ist kein wirklicher Ersatz für eine Familie, was immer man zu erreichen sich einbildet. Man beginnt die Namen mit B aufzurufen, also werde ich Sie nicht mehr stören… Künftig wird es mir weniger schwerfallen, auf dieser Seite des Hauses zu stehen.«
    Florentyna lächelte und überlegte, wie sich aus gegenseitigem Mißtrauen gegenseitige Achtung entwickelt hatte. Sie war froh, daß die Parteienstreitigkeiten, die bei den Wahlreden so grob herausgestrichen wurden, bei der täglichen gemeinsamen Arbeit verschwanden. Kurz darauf wurden die Namen mit K aufgerufen; sie gab ihre Karte ab, kehrte in ihr Büro zurück und rief Bill Pearson im Fraktionsausschuß an; sie bat um eine sofortige Unterredung.
    »Muß es sofort sein?«
    »Ja, sofort, Bill.«
    »Ich nehme an, Sie wollen, daß ich Sie in den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten bringe.«
    »Nein, es ist viel ernster.«
    »Dann kommen Sie besser gleich zu mir.«
    Bill Pearson schmauchte seine Pfeife, während Florentyna ihm erzählte, was sich am Morgen in ihrem Büro zugetragen hatte. »Wir wissen, daß solche Dinge häufig vorkommen, aber wir sind kaum je imstande, es zu beweisen. Ihr Mr. Short scheint eine ideale Gelegenheit zu bieten, jemanden auf frischer Tat zu ertappen. Machen Sie das Spiel mit, Florentyna, und halten Sie mich auf dem laufenden. In dem Augenblick, in dem man Ihnen Geld übergibt, werden wir uns auf Aerospace Plan stürzen wie die Geier. Und selbst wenn wir nichts beweisen können, wird die Angelegenheit den anderen Kongreßmitgliedern als Warnung dienen.«
    Am Wochenende erzählte Florentyna Richard von Don Short. Er zeigte sich nicht überrascht. »Das Problem ist sehr einfach. Manche Kongreßabgeordnete leben nur von ihrem Gehalt, die Versuchung, da und dort etwas Geld zu verdienen, ist daher sicher oft sehr groß, insbesondere, wenn ihr Sitz im Kongreß gefährdet ist und sie keinen festen Job haben, zu dem sie zurückkehren können.«
    »Wenn dem so ist, warum gibt sich dann Mr. Short mit mir ab?«
    »Auch das ist einfach zu erklären. In der Bank erhalte ich mindestens ein halbes dutzendmal im Jahr ein persönliches Angebot. Die Leute, die Bestechungen anbieten, können sich nicht vorstellen, daß jemand die Gelegenheit ausschlägt, steuerfrei ein paar Dollar zu verdienen, weil sie selbst so reagieren würden. Du würdest nicht glauben, wie viele Millionäre bereit sind, für zehntausend Dollar ihre eigene Mutter zu verkaufen.«
    Don Short rief an und bestätigte, daß man im Mayflower Hotel ein Dinner zu Florentynas Ehren arrangiert habe. Er erwarte etwa fünfhundert Gäste. Florentyna dankte ihm und bat Louise, den Abend in ihrem Terminkalender zu notieren.

    Während der nächsten Wochen war Florentyna so mit Arbeit und Verabredungen überlastet, daß sie um ein Haar Don Shorts Dinner versäumt hätte. Sie befand sich im Repräsentantenhaus, um den Antrag eines Kollegen zu unterstützen, als Janet in den Saal stürzte.
    »Hast du dein Aerospace-Dinner vergessen?«
    »Nein, aber es ist doch erst nächste Woche«, sagte Florentyna.
    »Wenn du deinen Terminkalender anschaust, wirst du feststellen, daß das Dinner in zwanzig Minuten beginnt.
    Vergiß nicht, fünfhundert Leute erwarten dich.«
    Florentyna entschuldigte sich bei ihren Kollegen und lief in die Longworth-Garage. Ohne auf die Geschwindig-keitsbegrenzungen zu achten, fuhr sie über die Connecticut Avenue, bog in die De Sales Street ein und ließ ihren Wagen auf einem Parkplatz stehen, bevor sie durch einen Seiteneingang das Mayflower Hotel betrat.
    Sie hatte sich ein paar Minuten verspätet, und Don Short, in einem etwas zu engen Smoking, erwartete sie bereits in der Lobby. Florentyna merkte plötzlich, daß sie sich nicht umgezogen hatte, und konnte nur hoffen, daß sie

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