Archer, Jeffrey
Parteivorsitzende war froh über den Kompromiß.
Zehn Tage später fand im Bismarck-Hotel die Sitzung der demokratischen Partei statt, und als Florentyna kam, war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Der laute Beifall, der sie empfing, sagte ihr, daß die Sitzung vielleicht nicht so glatt verlaufen würde, wie man es geplant hatte.
Florentyna setzte sich auf den ihr zugewiesenen Platz am Ende der zweiten Reihe auf dem Podium. Der Vorsitzende thronte in der Mitte der ersten Reihe, flankiert von den beiden Senatoren Rodgers und Brooks. Betty Rodgers saß neben ihrem Mann und sah Florentyna kein einziges Mal an. Der Parteisekretär und der Finanzreferent saßen ebenfalls in der ersten, die übrigen Vorsitzenden in der zweiten Reihe. Einer von ihnen flüsterte Florentyna zu:
»Es war töricht von Ihnen, den Kampf aufzugeben.«
Um acht Uhr bat der Vorsitzende David Rodgers, die Sitzung zu eröffnen. Der Senator galt als fleißiger Arbeiter für seinen Wahlkreis, doch auch seine engsten Mitarbeiter hätten ihn nicht als guten Redner bezeichnet. Er dankte allen Anwesenden für ihre Unterstützung und bat sie, die gleiche Loyalität seiner Frau gegenüber zu zeigen. Dann berichtete er umständlich über seine Tätigkeit während der letzten vierundzwanzig Jahre und setzte sich wieder. Der Applaus hielt sich in Grenzen.
Der Parteivorsitzende, der als nächster sprach, erklärte, warum er Betty Rodgers als Kandidatin vorschlug.
»Zumindest wird es den Wählern leichtfallen, sich ihren Namen zu merken.«
Er sowie ein paar Leute auf dem Podium lachten, nur wenige im Saal stimmten ein. Zehn Minuten lang zählte er Betty Rodgers Tugenden auf, und was sie alles als Stadträtin geleistet hatte. Er sprach zu einem schweigenden Publikum und setzte sich unter schwachem Beifall. Dann stellte er mit ein paar kurzen Worten Florentyna vor.
Sie hatte sich keine Notizen gemacht, denn was sie sagen wollte, sollte spontan klingen – obwohl sie die ganze Woche hindurch jedes Wort geübt hatte. Sie hatte Richard gebeten, sie nicht zu begleiten, da alles entschieden sein würde, bevor sie auch nur den Mund geöffnet hätte. In Wahrheit wollte sie ihn nicht bei sich haben, weil sie meinte, ihre Rolle als kleinmütige Politikerin überzeugender allein spielen zu können.
Florentyna ging zum Podium und stellte sich direkt vor Ralph Brooks.
»Mr. Chairman, ich bin hierhergekommen, um zu erklären, daß ich mich nicht um einen Senatssitz bewerben werde.«
Sie machte eine Pause. »Warum nicht?« und »Wer hindert Sie daran?« rief man im Saal.
Als habe sie nichts gehört, fuhr sie fort. »Ich hatte die Ehre, meinen Wahlbezirk sechs Jahre lang im Repräsentantenhaus zu vertreten, und ich hoffe, auch in Zukunft für mein Land arbeiten zu dürfen. Ich bin immer für die Einheit der Partei eingetreten.«
»Aber nicht für Schiebung in der Partei«, rief jemand.
Wieder ignorierte Florentyna den Zwischenruf. »Ich werde daher den Kandidaten, den die Demokratische Partei wählt, nach Kräften unterstützen.«
Sie versuchte, überzeugend zu wirken.
Im Saal hörte man Stimmengewirr und Rufe: »Senatorin Kane, Senatorin Kane!«
David Rodgers fixierte Florentyna, die fortfuhr: »Meinen Anhängern sage ich: es wird eine andere Zeit und einen anderen Ort geben, heute abend aber wollen wir daran denken, daß wir in diesem Schlüsselstaat die Republikaner schlagen müssen und nicht uneinig sein dürfen. Sollte Betty Rodgers Senatorin werden, so wird sie der Partei sicherlich ebensogut dienen, wie wir es von ihrem Mann gewohnt waren. Sollten die Republikaner den Sitz bekommen, dürfen Sie versichert sein, daß ich mich bemühen werde, ihn in sechs Jahren wiederzugewinnen.
Wie immer das Resultat ausfällt, in dieser wichtigen Periode des Wahljahres kann der Parteivorstand sich auf mich verlassen.«
Florentyna setzte sich rasch wieder in die zweite Reihe, während ihre Anhänger in anhaltenden Beifall ausbrachen.
Als wieder Ruhe eingetreten war, erteilte der Vorsitzende Mrs. Betty Rodgers, der künftigen Senatorin von Illinois, das Wort. Bis dahin hatte Florentyna den Kopf gesenkt gehalten, aber jetzt konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, ihre Gegnerin anzusehen.
Betty Rodgers hatte offensichtlich nicht mit Widerstand gerechnet und blätterte aufgeregt in ihren Notizen. Sie las eine vorbereitete Rede vor, manchmal beinahe flüsternd, und obwohl gut recherchiert war, was sie sagte, hatte ihr Mann im Vergleich zu ihr wie Cicero
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