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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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eigentlich verlassen sollte; über seine Schwiegermutter, die ihn nicht verlassen wollte; über seinen Sohn, der Hasch rauchte und nicht arbeitete; über seine Tochter, die in Kalifornien in einer religiösen Kommune lebte. »Was für ein beschissenes Land – entschuldigen Sie, Mrs.
    Kane«, sagte er und hielt vor der Parteizentrale. Mein Gott, was gäbe sie drum, wenn er den Mund hielte. Sie zahlte ihm zum zweitenmal an diesem Abend.

    »Vielleicht werde ich Sie trotz allem wählen, wenn Sie Präsidentschaftskandidatin sind«, sagte er, und sie lächelte. »Ich könnte auch die Leute bearbeiten, die mit mir fahren – es sind mindestens dreihundert jede Woche.«
    Florentyna schauderte – wieder etwas dazugelernt.
    Als sie das Gebäude betrat, versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Alle waren aufgestanden und schrien und jubelten. Manche applaudierten mit hocherhobenen Händen, andere standen auf den Stühlen. Der erste, der sie auf dem Podium begrüßte, war Senator Rodgers. Seine Frau lächelte Florentyna erleichtert zu. Der Vorsitzende schüttelte ihr herzlich die Hand. Senator Brooks war nicht zu sehen. Florentyna drehte sich zu ihren Anhängern im Saal um, und der Jubel wurde noch lauter.
    Florentyna stand mitten auf dem Podium, aber es dauerte fünf Minuten, bis der Vorsitzende Ruhe schaffen konnte.
    Als es endlich still war, sagte Florentyna nur: »Thomas Jefferson bemerkte einmal: ›Ich bin früher als erwartet zurückgekehrt.‹ Ich nehme meine Nominierung für den amerikanischen Senat mit Freuden an.«
    Mehr konnte sie an diesem Abend nicht sagen, denn alles drängte sich um sie. Kurz nach halb eins schlich sie in ihr Zimmer im Chicago Baron und rief sofort Richard an. Daß es in New York halb zwei war, vergaß sie.
    »Wer spricht?« fragte eine schläfrige Stimme.
    »Mark Anton.«
    »Wer?«
    »Ich kam, Betty zu begraben, nicht sie zu preisen.«
    »Jessie, hast du den Verstand verloren?«
    »Nein, aber ich bin die demokratische Kandidatin für den amerikanischen Senat.«
    Florentyna erzählte, was sich zugetragen hatte.

    »George Orwell prophezeite eine Reihe von schrecklichen Dingen für dieses Jahr, erwähnte jedoch nicht, daß du mich mitten in der Nacht aufwecken würdest, nur um mir mitzuteilen, daß du Senatorin wirst.«
    »Ich dachte, du sollst es als erster erfahren.«
    »Vielleicht solltest du Edward anrufen.«
    »Glaubst du? Du hast mich bereits daran erinnert, daß es in New York halb zwei Uhr ist.«
    »Ich weiß, aber warum soll ich der einzige Mensch sein, der mitten in der Nacht mit einem falschen Zitat aus
    ›Julius Cäsar‹ geweckt wird?«
    Senator Rodgers hielt Wort und unterstützte Florentyna während der gesamten Wahlkampagne. Zum erstenmal seit Jahren konnte sie sich, unbelastet von der Arbeit in Washington, voll und ganz ihrer Kampagne widmen.
    Diesmal gab es keine Donnerschläge und es stürzten keine Meteoriten herab, obwohl Ralph Brooks’ laue Unterstützung und sein verstecktes Lob für ihren republikanischen Gegner keine große Hilfe waren.
    Das Hauptinteresse des ganzen Landes galt in diesem Jahr den Präsidentschaftswahlen, und die größte Überraschung war der Sieg des demokratischen Kandidaten, eines Mannes, dem es als fast Unbekanntem gelang, sowohl Walter Mondale wie auch Edward Kennedy in den Vorwahlen zu schlagen. Sein Programm nannte er
    »den Neuen Weg«. Der Kandidat kam nicht weniger als sechsmal nach Illinois und zeigte sich immer an Florentynas Seite.
    Am Tag der Wahl prophezeiten die Zeitungen in Chicago wieder einmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen: sie irrten sich, und der geschwätzige Chauffeur behielt recht: Florentyna gewann mit einer überwältigenden Mehrheit gegen den republikanischen Kandidaten. Später versuchte man das falsche Resultat der Meinungsumfragen damit zu erklären, daß viele Männer ihre Absicht, eine Frau zu wählen, nicht eingestanden hätten. Wie auch immer, es spielte keine Rolle, denn das Telegramm des künftigen Präsidenten sagte genug: SENATORIN KANE ICH
    HEISSE SIE WILLKOMMEN IN WASHINGTON

32
    1985 wurde ein Jahr der Begräbnisse, und Florentyna wurde sich ihrer einundfünfzig Jahre eindringlich bewußt.
    In Washington hatte man ihr im Russell Building, kaum fünfhundert Meter von ihrem alten Büro im Longworth Building entfernt, eine Suite angewiesen. In den ersten Tagen fuhr sie nach alter Gewohnheit in die Longworth-Garage. Sie konnte sich auch nicht daran gewöhnen, als Senatorin angesprochen zu werden, besonders nicht von

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