Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
Vom Netzwerk:
gewirkt. Florentyna fühlte Mitleid mit ihr und hatte fast ein schlechtes Gewissen, anderseits verachtete sie den Vorstand, der Betty Rodgers dieser Blamage aussetzte. Sie fragte sich, was Ralph Brooks noch alles einfallen würde, um sie vom Senat fernzuhalten. Als Betty Rodgers sich setzte, zitterte sie wie ein Pudding. Florentyna verschwand durch eine Seitentür, um niemanden mehr in Verlegenheit zu bringen, und wies den Taxifahrer an, zum Flughafen zu fahren.

    »Gern, Mrs. Kane«, sagte er, »ich hoffe, daß Sie wieder für den Senat kandidieren werden. Diesmal werden Sie den Sitz bestimmt bekommen.«
    »Nein, ich lasse mich nicht aufstellen« , erwiderte Florentyna kurz. »Betty Rodgers ist die demokratische Kandidatin.«
    »Wer ist das?«
    »Senator Rodgers Frau.«
    »Was versteht die davon? Ihr Mann war auch nicht gerade toll«, meinte er und schwieg für den Rest der Fahrt.
    Florentyna hat Zeit zu überlegen, daß sie jetzt als Unabhängige kandidieren mußte, wenn sie je einen Sitz im Senat erringen wollte. Ihre größte Sorge war, daß die Stimmen der Demokraten zwischen ihr und Betty Rodgers aufgeteilt würden und ein Republikaner in den Senat einziehen könnte. Sollte das Resultat so aussehen, würde ihr die Partei nie verzeihen; es wäre das Ende ihrer politischen Karriere. Warum hatte sie Brooks nicht damals, als sich die Gelegenheit geboten hatte, geschlagen?
    Das Taxi hielt vor dem Flughafengebäude. Als sie zahlte, sagte der Fahrer: »Ich versteh das alles nicht.
    Meine Frau glaubt, daß Sie Präsidentin der Vereinigten Staaten werden. Ich selbst kann es mir nicht vorstellen, denn ich würde nie für eine Frau stimmen.«
    Florentyna lachte. »Ich will Sie damit nicht beleidigen.«
    »Ich bin auch nicht beleidigt«, sagte sie und verdoppelte das Trinkgeld.
    Florentyna sah auf die Uhr. Noch dreißig Minuten bis zum Abflug. Am Zeitungsstand kaufte sie Newsweek und Time. Auf beiden Titelseiten prangte Bush: das erste Anzeichen der Präsidentschaftswahlen. Sie sah auf die Anzeigetafel. Abflug nach New York: Gate 12C; es amüsierte sie, daß ein Gate 13 so peinlich vermieden wurde. Sie setzte sich in einen der Plastiksessel und war so vertieft in das Psychogramm von George Bush, daß sie den Lautsprecher nicht hörte. Die Nachricht wurde wiederholt: »Mrs. Florentyna Kane, bitte zum Telefon.«
    Florentyna las weiter, bis ein Beamter von TWA zu ihr kam und sie an der Schulter berührte. Sie sah auf.
    »Mrs. Kane, ich glaube, das geht Sie an«, sagte der junge Mann und wies auf den Lautsprecher.
    Florentyna hört zu. »Ja, danke.«
    Sie ging zum nächsten Telefon. In solchen Fällen hatte sie immer Angst, eines der Kinder könnte einen Unfall gehabt haben, und sie mußte sich erst daran erinnern, daß Annabel einundzwanzig und William verheiratet war. Sie nahm den Hörer auf.
    Senator Rodgers Stimme war laut und klar. »Florentyna?«
    »Ja.«
    »Gott sei Dank, daß ich Sie erwischt habe. Betty beschloß, doch nicht zu kandidieren. Sie meint, die Wahlschlacht sei ihr zu anstrengend. Können Sie zurückkommen, bevor man hier alles kurz und klein schlägt?«
    »Warum?«
    Hundert Gedanken schössen ihr gleichzeitig durch den Kopf.
    »Können Sie nicht hören, was sich hier abspielt?« fragte Rodgers. Die Rufe »Kane, Kane, Kane« waren ebenso laut wie Rodger’s Stimme.
    »Man will Sie als offizielle Kandidatin aufstellen, und niemand ist bereit, wegzugehen, bevor Sie zurückkommen.«

    Florentyna ballte die Fäuste. »Ich bin nicht interessiert, David.«
    »Aber Florentyna, ich dachte…«
    »Nur wenn ich die Unterstützung der Parteileitung habe und Sie mich persönlich vorschlagen.«
    »Was immer Sie wollen, Florentyna. Betty hat immer schon gefunden, daß Sie die geeignete Persönlichkeit für den Posten sind. Nur Ralph Brooks hat sie zur Kandidatur überredet.«
    »Ralph Brooks?«
    »Ja, aber jetzt sieht Betty ein, daß er das nur aus egoistischen Motiven getan hat. Um Gottes willen, kommen Sie zurück.«
    »Ich komme.«
    Florentyna lief beinahe zum Taxistand. Ein Wagen hielt neben ihr an.
    »Wohin diesmal, Mrs. Kane?«
    Sie lächelte. »Dorthin, wo wir hergekommen sind.«
    »Ich nehme an, Sie wissen, was Sie tun. Aber wie ein gewöhnlicher Sterblicher wie ich den Politikern vertrauen soll, das weiß ich beim besten Willen nicht.«
    Florentyna betete im stillen, daß er schweigen möge, damit sie ihre Gedanken ordnen könne, aber diesmal bekam sie eine lange Tirade zu hören über seine Frau, die er

Weitere Kostenlose Bücher