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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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in Begleitung einer anderen Frau sah, und nahm sich vor, Miss Tredgold zu befragen; bestimmt wußte sie eine Erklärung. Nach der Rede stand Florentyna in einer langen Menschenschlange, die darauf wartete, dem Präsidenten die Hand zu schütteln; doch als er in seinem Rollstuhl vorbeikam, war sie so nervös, daß sie nicht aufzublicken wagte.
    Es war der aufregendste Tag in ihrem Leben, und auf dem Heimweg vertraute sie Osborne ihre Leidenschaft für Politik an. Er sagte ihr nicht, daß es trotz Krieg keine einzige Frau im Senat gab und nur zwei im Repräsentantenhaus.
    Im November schrieb Florentyna ihrem Vater eine Neuigkeit, die er, wie sie meinte, sicher noch nicht wußte: F.D.R. war zum viertenmal wiedergewählt worden. Sie wartete monatelang auf eine Antwort.

    Und dann kam das Telegramm.
    Miss Tredgold war nicht schnell genug – Florentyna hatte bereits den kleinen braunen Umschlag entdeckt. Die Erzieherin brachte das Telegramm zu Mrs. Rosnovski, gefolgt von einer zitternden Florentyna, die sich an ihren Rock klammerte. Dahinter trottete Eleanor. Mit nervösen Fingern riß Zaphia den Umschlag auf, las den Inhalt und brach in hysterisches Weinen aus. »Nein, nein«, schrie Florentyna, »es darf nicht wahr sein, Mama. Sag, daß er nur vermißt ist.«
    Und riß der sprachlosen Mutter das Telegramm aus der Hand. Es lautete: MEIN KRIEG IST VORÜBER KOMME
    BALDMÖGLICHST NACH HAUSE GRUSS ABEL. Florentyna stieß einen Freudenschrei aus und sprang Miss Tredgold auf den Rücken, die in einem Stuhl zusammensank.
    Eleanor, die merkte, daß die Sitten gelockert waren, sprang ebenfalls auf einen Stuhl und leckte beiden über das Gesicht, während Zaphia lachend zusah.
    Miss Tredgold konnte Florentyna nicht davon überzeugen, daß »baldmöglichst« eine Weile dauern konnte, da die Army streng darüber wachte, wer zuerst nach Hause durfte, und jene bevorzugte, die am längsten gedient hatten oder verwundet waren. Florentyna blieb optimistisch, aber die Wochen krochen dahin.
    Als sie eines Abends mit einem neuen Brownie-Abzeichen nach Hause kam – diesmal für Rettungs-schwimmen -, sah sie in einem Fenster ein Licht, das seit drei Jahren nicht gebrannt hatte. Sofort vergaß sie das neuerworbene Abzeichen, lief zur Haustür und hatte sie fast eingeschlagen, als Miss Tredgold endlich öffnete. Sie stürzte in das Arbeitszimmer des Vaters und fand ihn in ein Gespräch mit Zaphia vertieft. Florentyna warf sich in seine Arme und ließ ihn erst los, bis er sie von sich schob, um sie genau zu mustern.

    »Du bist viel hübscher als auf den Photos.«
    »Und du bist heil zurückgekommen.«
    »Ja, und ich fahre auch nicht mehr fort.«
    »Jedenfalls nicht ohne mich« , erklärte die Tochter.
    In den folgenden Tagen quälte sie ihren Vater, ihr vom Krieg zu erzählen. Hatte er General Eisenhower gesehen?
    Nein. General Patton? Ja, zehn Minuten lang. General Bradley? Ja. Die Deutschen? Nein, aber einmal half er bei der Rettung einer Kompanie, die bei Remagen in einen Hinterhalt geraten war.
    »Und was geschah?«
    »Einiges, junge Dame. Du bist schlimmer als ein Feldwebel bei einer Rekrutenübung.«
    Florentyna war so aufgeregt über die Heimkehr des Vaters, daß sie eine Stunde später als üblich zu Bett ging und doch nicht einschlafen konnte. Miss Tredgold sagte, sie müsse sich glücklich schätzen, daß ihr Vater gesund heimgekehrt sei.
    Als Florentyna hörte, daß Edwards Vater einen Arm verloren hatte, versuchte sie, ihm zu sagen, wie leid es ihr täte.

    Abel verfiel rasch wieder in die gewohnte Arbeitsroutine.
    Als er zum erstenmal das Baron Hotel betrat, erkannte ihn niemand; er war so abgemagert, daß der Direktor ihn fragte, wer er sei. Abel mußte fünf neue Anzüge bestellen, weil ihm die alten Sachen nicht mehr paßten.
    Soweit Abel aus den Jahresberichten ersehen konnte, hatte George Novak die Hotelgruppe gut, wenn auch nicht spektakulär geleitet. Von George hörte er auch, daß Osborne zum fünftenmal ins Repräsentantenhaus gewählt worden war. Er bat seine Sekretärin, ihn mit Washington zu verbinden.
    »Ich gratuliere, Henry. Sie sind in den Aufsichtsrat gewählt.«
    »Danke, Abel. Sie werden sich freuen zu hören, daß ich, während Sie für unsere Generäle auf Primuskochern Gourmetdiners zubereiteten, sechzig Prozent der Lester-Aktien erworben habe.«
    »Gut gemacht, Henry. Haben wir Chancen, die magi-schen acht Prozent zu bekommen?«
    »Sehr gute Chancen«, erwiderte Osborne. »Peter Parfitt, der Hoffnungen

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