Archer, Jeffrey
Brustschützer. Die Harvard-Mannschaft sahen sie erst auf dem Spielfeld. Diesmal wurden sie von dreitausend Zuschauern begrüßt, einschließlich der Präsidenten von Harvard und Radcliffe.
Wieder waren Bellas Methoden etwas zweifelhaft; offenbar hatte sie alle Mädchen angewiesen, sich weniger auf den Ball, als auf den Mann zu konzentrieren; mit erbarmungslosen Schlägen gegen empfindliche Schienbei-ne verhinderten sie bis zur Halbzeit ein Tor.
In der zweiten Halbzeit wäre der Radcliffe-Mannschaft beinahe ein Tor gelungen, was sie zu noch besseren Leistungen anfeuerte. Fast sah es nach einem Unentschieden aus, als ein Harvard-Stürmer vorpreschte und den Rand des Schußkreises erreichte. Bella stürzte vor und warf sich auf ihn. Das war das letzte, woran er sich erinnerte; ein paar Sekunden später trug man ihn vom Spielfeld. Beide Schiedsrichter pfiffen ab; eine Minute vor Spielschluß erhielten die Harvardleute einen Strafschuß zugesprochen. Sie wählten ihren linken Stürmer, ihn zu vollstrecken. Der kleine, drahtige Spieler wartete, bis die Mannschaften sich aufgestellt hatten, dann spielte er den Ball dem Verbinder zu, der ihn direkt gegen Bellas Brustschützer schlug. Er fiel ihr vor die Füße, und sie schob ihn nach rechts vor den kleinen Linksaußen. Bella stürzte sich auf den zarten Spieler, und empfindsame Zuschauer schlössen die Augen, doch diesmal traf sie auf einen ebenbürtigen Partner. Er wich geschickt aus, Bella fiel zu Boden, und er selbst beförderte den Ball ins Tor.
Das Spiel wurde abgepfiffen: Radcliffe hatte 1:0 verloren.
Zum erstenmal sah Florentyna ihre Freundin weinen, obwohl die Menge ihr zujubelte, als sie ihre Mannschaft vom Spielfeld führte. Bella war geschlagen, aber sie erhielt gleich zweifachen Trost: sie wurde in die Damen-Hockeynationalmannschaft aufgenommen, und sie war ihrem künftigen Mann begegnet. Florentyna lernte Claude Lamont beim Empfang nach dem Spiel kennen. In dem blauen Blazer und der Flanellhose wirkte er noch zarter als auf dem Spielfeld.
»Ein kleiner Schatz, nicht wahr?« sagte Bella und strich ihm über den Kopf. »Bemerkenswerter Spieler.«
Florentyna war erstaunt, daß er nicht widersprach. »Hat sie nicht erstklassig gespielt?« war alles, was er zu sagen hatte.
Bella und Florentyna kehrten nach Radcliffe zurück, um sich für den Tanzabend umzuziehen. Claude begleitete sie in die Halle, die Bella mit einem Viehmarkt verglich; ihre Freundin wurde von Jünglingen belagert, die alle mit ihr Jitterbug tanzen wollten. Claude wurde abkommandiert, Speisen und Getränke herbeizuschaffen, die für eine Armee ausgereicht hätten und von Bella vertilgt wurden, während sie ihrer Freundin auf dem Tanzparkett zuschaute.
Florentyna sah ihn in einer Ecke sitzen und mit einem Mädchen plaudern. Er schien groß zu sein, und hatte gelocktes blondes Haar. Sein Gesicht war so gebräunt, daß er die Winterferien unmöglich in Cambridge verbracht haben konnte. Er wandte sich dem Tanzparkett zu, und ihre Blicke trafen sich. Rasch drehte sich Florentyna um und versuchte, sich auf die Worte ihres Tanzpartners zu konzentrieren – irgend etwas über das nahende Computerzeitalter, und daß er mithalten werde. Am Ende des Tanzes brachte sie ihr redseliger Partner zu Bella zurück. Als Florentyna sich umdrehte, stand er neben ihr.
»Haben Sie schon etwas zu essen bekommen?«
»Nein«, log sie.
»Haben Sie Lust, an meinen Tisch zu kommen?«
»Danke«, sagte sie und verließ Bella und Claude, die eben Eishockey mit Landhockey verglichen.
Die ersten paar Minuten schwiegen sie. Er holte etwas zu essen, und dann sprachen sie beide gleichzeitig. Er hieß Scott Forbes und studierte in Harvard Geschichte.
Florentyna hatte in der Gesellschaftsspalte von ihm gelesen; er war der Erbe des Forbes-Imperiums und einer der am meisten umworbenen jungen Männer Amerikas.
Sie wollte, es wäre anders gewesen. Was ist schon ein Name, redete sie sich ein, und nannte ihm ihren. Er schien ihn nicht zu kennen.
»Ein hübscher Name für ein schönes Mädchen«, sagte er, »schade, daß wir uns nicht schon früher kennengelernt haben.«
Florentyna lächelte, und er fügte hinzu: »Übrigens war ich vor ein paar Wochen in Radcliffe und habe in dem unglückseligen Hockeymatch gespielt, das wir 7 : 0
verloren.«
»Sie haben in der Harvard-Mannschaft gespielt? Ich habe Sie nicht bemerkt.«
»Das wundert mich nicht, mir war die längste Zeit übel; nie in meinem Leben habe ich so viel
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