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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Ich wollte mit Scott Forbes sprechen…«

    »Miss Rosnovski, Scott ißt eben mit seiner Verlobten zu Abend und kann nicht gestört werden.«
    »Mit seiner Verlobten?« flüsterte Florentyna. Ihre Nägel bohrten sich in die Handflächen.
    »Ja, Miss Rosnovski.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Florentyna begriff, was geschehen war.
    Dann sagte sie laut: »Mein Gott, ich glaube, ich sterbe«, und fiel in Ohnmacht.
    Als sie erwachte, saß Zaphia an ihrem Bett.
    »Warum?« war Florentynas erstes Wort.
    »Weil er nicht gut genug war für dich. Ein richtiger Mann läßt nicht zu, daß ihm seine Mutter die Frau fürs Leben aussucht.«

    Die Dinge wurden auch nicht besser, als Florentyna nach Cambridge zurückkehrte. Sie war nicht imstande, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und verbrachte oft Stunden weinend auf ihrem Bett. Was immer auch Bella sagte, nichts schien zu helfen, auch nicht, wenn sie verächtlich erklärte: »Diesen Kerl möchte ich nicht in meiner Mannschaft haben.«
    Viele Studenten baten Florentyna um ein Rendezvous, sie lehnte alles ab. Abel und Zaphia machten sich solche Sorgen um sie, daß sie das Problem sogar miteinander besprachen.
    Als Florentyna nahe daran war, eine Prüfung nicht abzulegen, wurde sie von Miss Rose gewarnt, daß sie viel arbeiten müsse, um Mitglied von Phi Beta Kappa zu werden. In den Sommerferien blieb Florentyna in Chicago und nahm nicht eine einzige Einladung an. Sie half ihrer Mutter, ein paar neue Kleider auszuwählen, kaufte jedoch nichts für sich. Sie las alle Details der »Hochzeit des Jahres« im Boston Globe – es war die Hochzeit von Scott Forbes mit Cynthia Knowles -, und weinte noch mehr.
    Auch eine Einladung zu Edward Winchesters Hochzeit half nicht viel. Später fuhr sie nach New York und arbeitete Tag und Nacht im Baron Hotel, um nicht an Scott zu denken. Als die Ferien zu Ende gingen, fürchtete sie die Rückkehr nach Radcliffe. Weder die Ratschläge ihres Vaters, noch das Mitgefühl ihrer Mutter schienen zu helfen. Als Florentyna für die Vorbereitungen zu ihrem 21. Geburtstag nicht das geringste Interesse zeigte, begannen beide zu verzweifeln.
    Ein paar Tage vor ihrer Rückkehr nach Radcliffe traf Florentyna Edward auf der Straße. Er sah ebenso unglücklich aus wie sie und winkte ihr zu, ohne zu lächeln. Sie starrten einander an.
    »Wie geht es Danielle?« fragte sie.
    »Hast du es nicht gehört?«
    »Was gehört?«
    Er starrte sie an, als könne er die Worte nicht herausbringen.
    »Sie ist tot.«
    Florentyna sah ihn fassungslos an.
    »Sie probierte einen neuen Austin-Healey aus und fuhr zu schnell. Der Wagen überschlug sich. Ich überlebte. Sie starb.«
    »Mein Gott«, flüsterte Florentyna und umarmte ihn.
    »Wie selbstsüchtig bin ich gewesen.«
    »Ich weiß, du hattest auch Kummer.«
    »Nichts verglichen mit deinem. Gehst du nach Harvard zurück?«
    »Ich muß – Danielles Vater bestand darauf und meinte, er würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht ginge. Jetzt habe ich etwas, wofür ich arbeiten kann. Wein nicht, Florentyna, denn wenn ich anfange, kann ich nicht aufhören.«
    Florentyna zitterte. »Mein Gott, was war ich für eine Egoistin«, wiederholte sie.
    »Besuch mich einmal in Harvard. Wir werden Tennis spielen, und du kannst mir mit den französischen Verben helfen. Es wird wie in alten Zeiten sein.«
    »Wird es so sein? Das frage ich mich«, sagte sie sehnsüchtig.

12
    Bei ihrer Rückkehr nach Radcliffe fand Florentyna ein zweihundert Seiten starkes Vorlesungsverzeichnis vor; sie brauchte drei Abende, um es zu studieren. Zu ihrem Hauptfach konnte sie sich ein Nebenfach aussuchen. Miss Rose schlug vor, etwas ganz Neues zu wählen, und zwar etwas, was sie sonst nie gründlich studieren würde.
    Wie jeder auf der Universität hatte Florentyna von Professor Luigi Ferpozzi gehört, der für ein Jahr als Gastprofessor nach Harvard gekommen war und einmal in der Woche ein Seminar abhielt. Seit er den Friedensnobel-preis bekommen hatte, fuhr er in der Welt herum, wurde überall gefeiert, und als ihm Oxford ein Ehrendoktorat verlieh, nannte ihn jemand den einzigen Mann auf der Welt, mit dem sowohl der Papst als auch der Präsident voll übereinstimme. Die Weltautorität in italienischer Architektur hatte das barocke Rom zum Thema gewählt;
    »Stadt des Auges und des Geistes« hieß seine Vorlesung.
    Der Begleittext im Vorlesungsverzeichnis klang verlok-kend: Gianlorenzo Bernini, der Künstler und Aristokrat,

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