Archer, Jeffrey
auf und nahm den Hörer ab.
»Ja, Miss Rosnovski?«
»Ist die Präsidentensuite heute frei?«
»Ja, Miss.«
»Bitte geben Sie Miss Bella Hellaman die Suite und verrechnen Sie es mit mir.«
»Gern, Miss. Wie werde ich Miss Hellaman erkennen?«
Am nächsten Morgen rief Osborne an und flehte Florentyna an, ihrem Vater nichts von dem Vorfall zu erzählen; es wäre nie geschehen, hätte er nicht zuviel getrunken, und er könne es sich nicht leisten, seinen Aufsichtsratposten zu verlieren. Florentyna starrte auf den blutbefleckten Teppich und versprach es widerwillig.
11
Als Abel aus Paris zurückkehrte, erfuhr er zu seiner Empörung, daß man einen seiner Direktoren betrunken und mit einer Kopfwunde im Lastenaufzug gefunden hatte.
»Bestimmt behauptet Henry, er sei über einen stummen Diener gestolpert«, sagte Abel, schloß sein Geheimfach auf und machte in einem Ordner ohne Aufschrift eine Notiz.
»Schon eher über eine Blondine«, lachte George. »Wirst du Konsequenzen daraus ziehen?«
»Nicht sofort. Solange er Beziehungen in Washington hat, kann ich ihn brauchen. Im Moment bin ich mit den Baustellen in London und Paris beschäftigt und sollte auch Möglichkeiten in Amsterdam, Genf, Cannes und Edinburgh sondieren. Gar nicht davon zu reden, daß Zaphia mich vor den Kadi zitieren will, wenn ich ihre Alimente nicht erhöhe.«
»Vielleicht solltest du Henry mit einer Rente abfinden«, schlug George vor.
»Nicht gleich«, erwiderte Abel, »es gibt noch etwas, wofür ich ihn brauche.«
George konnte sich nicht vorstellen, wofür.
»Wir werden sie wegfegen.«
Bellas Entschluß, Harvards Eishockeyteam zu einem Landhockeyspiel herauszufordern, erstaunte nur das Team von Harvard, das die Einladung höflich ablehnte. Sofort gab Bella eine halbseitige Mitteilung im Harvard Crimson auf: »Harvard Jocks lehnen Radcliffe-Herausforderung ab.«
Der Herausgeber von Crimson. der die Mitteilung sah, bevor sie in Druck ging, machte mit Bella ein Interview, das ebenfalls auf der ersten Seite erschien. Unter einem Foto von Bella, mit Maske und Helm, einen Hockeystock schwingend, war zu lesen: »Wenn sie die Maske abnimmt, ist sie noch erschreckender.«
Bella war entzückt.
Nach einer Woche erklärte sich Harvard bereit, das Juniorenteam nach Radcliffe zu senden. Bella lehnte ab; sie wollte nur Universitätsstudenten. Man einigte sich auf eine Mannschaft mit sechs Universitätsspielern und fünf Junioren, vereinbarte ein Datum und machte sich an die Vorbereitungen. In Radcliffe war man ganz chauvini-stisch, und Bella wurde zu einer Kultfigur.
»Mehr Figur als Kult«, sagte sie zu Florentyna.
Später beschrieb der Harvard Crimson Bellas Taktik als fast diabolisch. Als das Harvard-Team ankam, wurde es von elf Amazonen mit Hockeystöcken empfangen und sofort zum Lunch geschleppt. Üblicherweise wurde vor einem Spiel nie getrunken, aber da alle Mädchen Bier bestellten, fühlten sich die Jungen verpflichtet, mitzuhal-ten. Die meisten hatten schon vor dem Lunch drei Dosen getrunken, und sie sprachen auch dem ausgezeichneten Wein zu, der serviert wurde. Keinem der Harvardleute fiel diese Großzügigkeit auf, und sie fragten auch nicht, ob man gegen die College-Vorschriften verstoße. Die zweiundzwanzig Mädchen und jungen Männer beendeten den Lunch mit einem Glas Champagner auf das Wohl der beiden Colleges.
Dann führte man die elf Harvardspieler in die Garderobe, wo eine Magnumflasche Champagner auf sie wartete. Die elf Damen ließen sie allein. Als der Kapitän von Harvard sein Team auf das Feld führte, wurde er von fünfhundert Zuschauern und elf sportlichen Mädchen erwartet, die er nie zuvor gesehen hatte. Elf andere junge Damen, die ihm bekannt waren, saßen auf der Tribüne und konnten kaum die Augen offenhalten. Harvard verlor 7:0.
Der Harvard Crimson war nahe daran, Bella eine Schwindlerin zu nennen, aber der Boston Globe nannte sie eine beachtliche, unternehmungslustige junge Dame.
Sofort forderte Harvard eine Revanche, und zwar gegen seine beste Mannschaft. »Das wollte ich von Anfang an«, sagte Bella zu Florentyna. Bella schickte ein Telegramm:
»Bei euch oder bei uns?«
Radcliffe mußte einige Busse mieten, um die Schlach-tenbummler zu transportieren, insbesondere, da Harvard einen Tanzabend nach dem Spiel ankündigte. Florentyna fuhr Bella und drei andere Teammitglieder in ihrem neuen Oldsmobile zum Spielfeld jenseits des Flusses; im Kofferraum türmten sich Hockeystöcke, Beinschienen und
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