Archer, Jeffrey
getrunken. Bella Hellaman mag gewaltig aussehen, wenn man nüchtern ist.
Wenn man betrunken ist, sieht sie aus wie ein Panzer.«
Florentyna lachte und hörte beglückt zu, als Scott Geschichten von Harvard, von seiner Familie und seinem Leben in Boston erzählte.
Von jetzt an tanzte sie nur noch mit ihm, und als das Fest zu Ende war, brachte er sie nach Radcliffe zurück.
»Darf ich Sie morgen sehen?« fragte Scott.
»Natürlich.«
»Warum fahren wir nicht aufs Land und essen zusammen Mittag?«
»Gern.«
Florentyna und Bella verbrachten die halbe Nacht damit, einander von ihren Partnern zu erzählen.
»Glaubst du, es macht etwas, daß er zur besten Gesellschaft gehört?«
»Nicht, wenn er ein Mann ist, den man ernst nehmen kann«, erwiderte Bella.
Sie wußte, daß Florentyna echte Bedenken hegte. »Ich habe keine Ahnung, ob Claude tatsächlich zur guten Gesellschaft gehört«, fügte sie hinzu.
Am nächsten Morgen fuhr Florentyna mit Scott Forbes in einem alten M.G. aufs Land. Nie noch hatte sie sich so glücklich gefühlt. Sie aßen in einem kleinen Restaurant in Dedham, wo Scott alle Gäste zu kennen schien. Florentyna wurden ein Lowell, ein Winthrop, ein Cabot und ein weiterer Forbes vorgestellt. Als Edward Winchester mit einem hübschen dunkelhaarigen Mädchen auf sie zukam, war Florentyna erleichtert – wenigstens einen Menschen kenne ich, dachte sie. Edward sah erstaunlich gut und glücklich aus, und als er ihr seine Braut Danielle vorstellte, wußte sie auch, warum.
»Ihr beide solltet gut miteinander auskommen«, sagte er.
»Warum?« fragte Florentyna und lächelte Danielle an.
»Danielle ist Französin, und ich sagte ihr oft, daß ich zwar der Dauphin war, daß du mir aber, selbst als ich dich als Hexe bezeichnete, sagen mußtest, wie man sorcière ausspricht.«
Florentyna sah ihnen nach, als sie Hand in Hand fortgingen, und Scott sagte leise: »Je n’aurais jamais pense que je tomberais amoureux d’une sorcière.«2
Florentyna entschied sich für eine Seezunge und war mit dem Muscadet einverstanden, den er auswählte. Gut, daß sie über gepflegtes Essen Bescheid wußte. Um vier Uhr waren sie die letzten Gäste im Restaurant, und der Ober begann die Tische für das Abendessen zu decken. Als sie nach Radcliffe zurückkehrten, küßte Scott sie auf die Wange und versprach, morgen anzurufen.
Am folgenden Tag fragte er sie, ob es sehr langweilig für sie wäre, ihm am Samstag bei einem Eishockeymatch zuzusehen; nachher könnte man zusammen essen gehen.
Florentyna sagte begeistert zu; sie konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen, und die Woche schien ihr die längste in ihrem Leben.
Am Samstagmorgen faßte sie einen wichtigen Entschluß; bevor sie zum Eishockeyplatz fuhr, packte sie 2 Ich hätte nie gedacht, daß ich mich in eine Hexe verlieben würde.
einen kleinen Koffer und legte ihn in den Kofferraum.
Einen Moment lang empfand sie Angst, Scotts Gefühle könnten sich verändert haben, doch als er winkte, und über die Eisfläche auf sie zukam, waren alle Zweifel verflogen.
»Bella sagt, ich darf nicht nach Hause kommen, wenn du verlierst.«
»Vielleicht will ich auch gar nicht, daß du nach Hause fährst.«
Sie verfolgte das Spiel, und es wurde ihr immer kälter und kälter. Scott schien den Puck während des ganzen Spiels kaum zu berühren und wurde trotzdem gelegentlich gegen die Holzbanden geschleudert. Sie fand diese Sportart langweilig, beschloß aber, es ihm natürlich nicht zu sagen. Nach dem Spiel wartete sie im Auto auf ihn; wieder folgte ein Empfang, und dann endlich waren sie allein. Er führte sie in ein anderes Restaurant, wo er wieder alle Menschen zu kennen schien; Florentyna aber kannte niemanden. Scott bemerkte es nicht, er verwöhnte sie. Wieder waren sie die letzten Gäste, und auf dem Heimweg küßte er sie auf die Lippen.
»Hast du Lust, morgen in Radcliffe zu Mittag zu essen?«
»Ich kann nicht, ich muß eine Arbeit abgeben, mit der ich kaum vor zwei Uhr fertig sein werde«, sagte er.
»Willst du zu mir zum Tee kommen?«
»Natürlich. Gern.«
»Wie dumm, hätte ich das gewußt, wir hätten für dich ein Zimmer im Gästehaus nehmen können.«
»Wie dumm«, wiederholte Florentyna und dachte an ihren kleinen Koffer.
Am folgenden Tag holte Scott sie um drei Uhr ab. Sie lächelte, als er die Tür seines Zimmers schloß; in Radcliffe war das immer noch nicht erlaubt. Das Zimmer war wesentlich größer als das ihre, und auf dem Schreibtisch stand das
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