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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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geschiedene Frau mit George unterhielt. Dann sah er Florentyna, und eine Träne lief ihm über die zerfurchte Wange. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Wie gern wäre er über die Straße gegangen und hätte gesagt: »George hatte recht. Ich bin viel zu lang ein störrischer alter Narr gewesen. Kannst du mir trotzdem verzeihen?«
    Statt dessen stand er wie angewurzelt da und schaute hinüber. Neben seiner Tochter stand ein junger Mann, groß, selbstbewußt, aristokratisch; es konnte nur William Kanes Sohn sein. Ein prächtiger Mensch, hatte George gesagt und hinzugefügt: Florentynas Halt und Stütze. Ob Richard mich haßt? fragte sich Abel. Ja, vermutlich. Der alte Mann klappte den Mantelkragen hoch, warf einen letzten Blick auf seine geliebte Tochter und kehrte zum Baron-Hotel zurück.
    Als er wegging, sah er einen anderen Mann auf dem Gehsteig, größer als er, aber mit ebenso unsicherem Gang.
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und als sie aneinander vorbeigingen, zog der größere von ihnen den Hut. Abel erwiderte den Gruß; ohne ein Wort zu wechseln, gingen sie ihre Wege.

    »Gott sei Dank, die letzten sind gegangen«, sagte Florentyna. »Gerade noch Zeit für ein Bad, bevor ich mich umziehe.«
    Katherine Kate umarmte sie und sagte: »Ich sehe dich in einer Stunde.«
    Florentyna schloß die Eingangstür der Boutique und ging, an jeder Hand ein Kind, zum Hotel Pierre. Zum erstenmal seit ihrer Kindheit wohnte sie in New York nicht im Baron.
    »Wieder ein Tag des Triumphes für dich, Liebling«, sagte Richard.
    »Und wie wird der Abend werden?«
    »Ach, hör auf, dich zu ängstigen. Vater wird dich anbeten.«
    Richard folgte ihr durch die Drehtür des Pierre, dann legte er einen Arm um sie. »Zehn Jahre haben wir versäumt; aber jetzt werden wir sie nachholen.«
    Richard führte seine Familie zum Fahrstuhl. »Ich kümmere mich darum, daß die Kinder sich waschen und anziehen. Inzwischen kannst du ein Bad nehmen.«
    Florentyna lag in der Badewanne und dachte an den bevorstehenden Abend. Seit Kate ihr gesagt hatte, ihr Mann wolle Richards Familie sehen, befürchtete sie, daß er sich wieder anders besinnen könnte. Doch jetzt war es soweit; in einer Stunde würden sie einander kennenlernen.
    Sie stieg aus der Wanne, trocknete sich ab, tupfte ein wenig von ihrem Lieblingsparfüm auf die Handgelenke und zog ein blaues Abendkleid an; Kate hatte gesagt, blau sei die Lieblingsfarbe ihres Mannes. In der Schmuckscha-tulle suchte sie nach etwas Schlichtem und wählte den antiken Ring, den sie vor vielen Jahren von dem Gönner ihres Vaters erhalten hatte. Als sie fertig war, musterte sie sich kritisch im Spiegel: dreiunddreißig; nicht mehr jung genug für einen Minirock, nicht alt genug, um elegant zu wirken.
    Richard kam auf sie zu. »Du siehst fabelhaft aus. Mein alter Herr wird sich sofort in dich verlieben.«
    Florentyna lächelte und frisierte die Kinder, während Richard sich umzog. Ihr siebenjähriger Sohn trug seinen ersten Anzug, Annabel ein rotes Kleid mit einem weißen Band am Saum; für sie war die Minimode kein Problem.
    »Ich glaube, wir sind fertig«, sagte Florentyna, als Richard erschien. Sie traute ihren Augen nicht; er trug tatsächlich das Hemd mit dem dünnen roten Streifen.
    Der Chauffeur öffnete die Tür des gemieteten Lincoln, und Florentyna setzte sich mit den Kindern in den Fond.
    Langsam kroch der Wagen durch die verstopften Straßen New Yorks. Florentyna schwieg. Richard drehte sich um und berührte ihre Hand. Der Wagen hielt vor einem kleinen eleganten Haus auf der 68. Straße.
    »Vergeßt nicht, Kinder, ihr müßt euch besonders gut benehmen.«
    »Ja, Mama«, versprachen beide, nicht sehr beeindruckt davon, daß sie endlich einen ihrer Großväter kennenlernen würden.
    Kaum waren sie ausgestiegen, öffnete sich die Eingangstür, und ein älterer Mann im Cut verbeugte sich.
    »Guten Abend, Ma’am«, sagte er. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Mr. Richard.«
    Kate erwartete sie in der Halle. Florentynas Blicke fielen sofort auf das Porträt einer schönen Frau in einem roten Lederstuhl, die Hände im Schoß gefaltet.
    »Richards Großmutter«, erklärte Kate. »Ich habe sie nie gesehen, aber man versteht, warum sie in ihrer Zeit als eine der Schönsten galt.«
    Florentyna starrte unverwandt das Gemälde an.
    »Was ist mit dir, Florentyna?« fragte Kate.
    »Der Ring«, flüsterte sie.
    »Er ist schön, nicht wahr?«
    Kate hob die Hand und zeigte ihren in Diamanten

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