Archer, Jeffrey
Max Preston. Obwohl ich nicht geplant hatte, dieses Wochenende hier zu sein, konnte ich die Geschäfte rascher erledigen als erwartet. Ich habe den letzten Flug von Dallas gerade noch erwischt. Es wäre schade gewesen, wenn Sie mein Haus verlassen hätten, ohne die echte Gastfreundschaft des Südens zu genießen.«
Max und Richard unterhielten sich ausführlich über die Probleme, die beide im Augenblick mit Wall Street hatten, und besprachen eben Nixons neue Steuermaßnahmen, als der Butler kam: der Chauffeur warte, um Mr. Kane zum Flughafen zu bringen. Die Prestons begleiteten Richard die vierzig Treppen hinunter zum wartenden Auto; Richard küßte Mary auf die Wange, dankte ihr für alles, was sie getan hatte, und schüttelte Max herzlich die Hand.
»Ich hoffe, daß wir uns wiedersehen«, sagte Max.
»Das wäre sehr nett. Warum rufen Sie mich nicht an, wenn Sie nach New York kommen?«
Mary lächelte Richard an.
Die Prestons winkten, als der Rolls die lange Einfahrt entlangglitt. Als das Flugzeug abhob, empfand Richard ungeheure Erleichterung. Die Stewardeß servierte ihm einen Drink, und er legte sich die Pläne für den Montag zurecht. In der 64. Straße wurde er zu seiner großen Freude von Florentyna empfangen.
»Die Aktien gehören uns!« rief er triumphierend und erzählte ihr beim Abendessen alle Details. Kurz vor Mitternacht schliefen sie auf dem Sofa vor dem Kaminfeuer ein.
Am nächsten Morgen rief Richard Jake Thomas an, um ihm mitzuteilen, daß er einundfünfzig Prozent der Aktien besitze.
Richard hörte, wie Thomas den Atem anhielt.
»Sobald mein Anwalt die Zertifikate in Händen hat, komme ich in die Bank und lasse Sie wissen, wie die Übergabe erfolgen soll.«
»Natürlich«, sagte Thomas resigniert. »Darf ich fragen, von wem Sie die letzen zwei Prozent erhielten?«
»Ja, von einer alten Freundin namens Mary Preston.«
Eine Pause trat ein. »Sie meinen doch nicht Mrs. Max Preston aus Florida?« fragte Thomas.
»Doch«, erwiderte Richard triumphierend.
»Dann müssen Sie sich gar nicht herbemühen, Mr. Kane, denn Mrs. Preston hat uns vor vier Wochen ihre drei Prozent übergeben, und wir haben auch die entsprechenden Zertifikate in Händen.«
Die Leitung war tot. Jetzt war es an Richard, nach Luft zu ringen.
Als er Florentyna von der neuen Entwicklung erzählte, meinte sie: »Du hättest mit diesem verdammten Weib schlafen sollen. Jake Thomas hätte es sicher getan.«
»Hättest du unter den gleichen Umständen mit Scott Forbes geschlafen?«
»Du meine Güte, nein, Mr. Kane.«
»Eben, Jessie.«
Richard verbrachte eine weitere schlaflose Nacht und zerbrach sich den Kopf, woher er die letzten zwei Prozent doch noch bekommen könnte. Im Augenblick besaßen beide Parteien neunundvierzig Prozent der Aktien.
Thaddeus Cohen hatte ihn immer gewarnt, daß er mit einem negativen Ausgang rechnen und überlegen müsse, wie er für die bereits in seinem Besitz befindlichen Aktien ein Maximum an Bargeld bekommen könnte. Vielleicht sollte er sich Abel als Beispiel nehmen und einen Tag vor der Aktionärsversammlung alle seine Anteile auf den Markt werfen? Richard wälzte sich im Bett herum, während ihm alle möglichen absurden Ideen durch den Kopf schössen. Wieder einmal drehte er sich um und versuchte einzuschlafen, als Florentyna ihn aufschreckte.
»Bist du wach?« fragte sie leise.
»Ja, ich suche zwei Prozent.«
»Ich auch. Erinnerst du dich – deine Mutter erzählte uns, jemand habe für deinen Vater von Peter Parfitt zwei Prozent gekauft, damit sie nicht in die Hände meines Vaters fielen?«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Vielleicht hat derjenige nichts von unserem Angebot gehört?«
»Liebling, es stand in sämtlichen amerikanischen Zeitungen.«
»Auch die Beatles geisterten durch alle Zeitungen, und doch hat nicht jeder Mensch von ihnen gehört.«
»Jedenfalls ist es einen Versuch wert«, sagte Richard und griff zum Telefon neben dem Bett.
»Wen rufst du an? Die Beatles?«
»Nein, meine Mutter.«
»Um vier Uhr morgens? Du kannst deine Mutter doch nicht mitten in der Nacht anrufen.«
»Ich kann und ich muß.«
»Nie hätte ich etwas davon erwähnt, hätte ich geahnt, daß du so etwas machst.«
»Liebling, in zweieinhalb Tagen kann ich siebenunddreißig Millionen Dollar verlieren, und der Besitzer der Aktien wohnt vielleicht in Australien.«
»Da haben Sie recht, Mr. Kane.«
Richard wählte und wartete; eine schläfrige Stimme meldete sich.
»Mama?«
»Ja, Richard. Wie
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