Archer, Jeffrey
großen Whisky.
»Es tut mir leid, Richard, eben rief Max an, um mir zu sagen, daß er in Dallas aufgehalten wurde und erst morgen am späten Nachmittag zurückkommt. Er ist sehr enttäuscht, dich zu versäumen.«
Bevor Richard etwas sagen konnte, fügte sie hinzu:
»Komm, jetzt gehen wir zu Tisch, und du kannst mir erklären, warum die Baron-Gruppe meine drei Prozent braucht.«
Richard erzählte ihr in allen Details, was geschehen war, und war so in seinem Bericht vertieft, daß er die ersten zwei Gänge kaum zur Kenntnis nahm.
»Und mit meinen drei Prozent«, sagte Mary, »kann die Bank also wieder unter die Fittiche der Kanes zurückkehren?«
»Ja, es fehlen noch fünf Prozent, aber da wir bereits neunundvierzig Prozent in Händen haben, bist du das Zünglein an der Waage.«
»Dann ist alles ganz einfach«, sagte Mary und ließ das Souffle abservieren, »ich werde Montag mit meinem Makler reden und alles weitere veranlassen. Trinken wir zur Feier des Tages in der Bibliothek einen Cognac.«
»Du weißt gar nicht, wie froh ich bin«, sagte Richard und folgte seiner Gastgeberin durch einen langen Korridor.
Die Bibliothek war fast so groß wie eine Basketballhalle und mit fast ebenso vielen Sitzgelegenheiten ausgestattet.
Mary schenkte Kaffee ein, und der Butler servierte Cognac. Dann schickte Mary den Butler weg und setzte sich neben Richard auf das Sofa.
»Ganz wie in alten Zeiten«, sagte sie und rückte näher.
Richard tauchte aus seinen Visionen, Präsident der Lesterbank zu werden, auf und stimmte zu. Der Cognac schmeckte ihm, und er merkte kaum, daß Mary ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Nachdem sie ihm ein zweites Glas eingeschenkt hatte, begann er ihre Hand auf seinem Bein zu spüren. Er nahm noch einen Schluck Cognac.
Plötzlich schlang sie ihm die Arme um den Hals und küßte ihn auf den Mund. Als sie ihn losließ, sagte er lachend:
»Tatsächlich, wie in alten Zeiten«, stand auf und trank eine große Tasse schwarzen Kaffee. »Warum muß Max noch in Dallas bleiben?«
»Gasröhren«, erklärte Mary nicht eben enthusiastisch.
Richard blieb neben dem Kamin stehen.
Während der nächsten Stunden erfuhr er alles über Gasröhren und ein wenig über Max. Um Mitternacht fand er, es sei vielleicht an der Zeit, schlafenzugehen. Mary stand wortlos auf und begleitete ihn über eine breite Treppe zu seinem Zimmer. Bevor er ihr einen Gute-Nacht-Kuß geben konnte, war sie verschwunden.
Richard konnte nicht einschlafen; er war glücklich über Marys drei Prozent und überlegte, wie man den Wechsel in der Leitung der Bank reibungslos durchführen könnte.
Jake Thomas würde auch als Ex-Präsident noch eine Menge Ärger machen, und Richard dachte nach, wie er ihn über die verlorene Schlacht hinwegtrösten könnte, als er ein leises Geräusch an der Tür vernahm. Die Klinke bewegte sich, und Mary stand in einem durchsichtigen rosa Neglige im Türrahmen.
»Bist du noch wach?«
Richard überlegte, ob er sich schlafend stellen sollte.
Aber vielleicht hatte sie gesehen, daß er sich bewegte, also sagte er schläfrig: »Ja.«
Mary setzte sich auf sein Bett. »Möchtest du noch etwas?«
»Ja, gut schlafen«, sagte Richard.
»Ich weiß zwei Möglichkeiten, dir dazu zu verhelfen.«
Mary streichelte ihm über das Haar. »Du kannst eine Schlaftablette nehmen, oder wir können zusammen schlafen.«
»Eine hübsche Idee, aber leider hab ich schon eine Tablette genommen« , sagte Richard schlaftrunken.
»Sie scheint wenig Wirkung zu haben, also sollten wir die zweite Möglichkeit probieren.«
Sie zog das Neglige über den Kopf und ließ es zu Boden fallen. Ohne weitere Worte schlüpfte sie zu ihm unter die Decke und schmiegte sich an ihn.
»Zum Teufel, ich wollte, ich hätte keine Tablette genommen oder ich könnte noch eine Nacht bleiben.«
Mary küßte Richard am Hals, während sie ihn am Rücken streichelte, bis ihre Hand zwischen seinen Beinen landete.
Mein Gott, dachte Richard, ich bin auch nur ein Mensch.
Und dann wurde eine Tür zugeschlagen. Mary warf die Decke zurück, packte ihr Neglige und rannte rascher als ein auf frischer Tat ertappter Dieb aus dem Zimmer.
Richard deckte sich wieder zu und lauschte einem Gespräch, das er nicht genau verstehen konnte. In dieser Nacht schlief er nicht sehr gut.
Als er am nächsten Morgen zum Frühstück kam, unterhielt sich Mary mit einem älteren Mann, der einmal sehr gut ausgesehen haben mußte.
Der Mann stand auf und gab Richard die Hand. »Ich bin
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